Kohlenmonoxid-Alarm: Tödliche Gefahr beschäftigt die Gütersloher Einsatzkräfte

Gütersloh. Eigentlich war die Feuerwehr wegen eines Sturzes alarmiert worden. Doch am Einsatzort stellten die Rettungskräfte eine erhöhte Konzentration an Kohlenmonoxid (CO) fest. Ein Elternpaar und seine drei Kinder im Alter zwischen elf und 16 Jahren hatten in der Wohnung gegrillt und sich damit durch die Entstehung des giftigen Gases in Lebensgefahr gebracht. Dieser Fall aus Bottrop liegt wenige Tage zurück, doch auch in 125 Kilometern Entfernung kommt es immer mal wieder zu ähnlichen gefährlichen Zwischenfällen. In Gütersloh haben die Feuerwehr und die Krankenhäuser entsprechende Erfahrung. &bdquo;Die Gefahr durch CO als unsichtbares sowie geruchloses Gas wird sehr häufig unterschätzt oder ist vielen Menschen gar nicht bewusst“, weiß Hans-Joachim Koch, Chef der Gütersloher Berufsfeuerwehr. Zwar werde keine Statistik geführt, die nach Kohlenmonoxid-Vergiftungen auswertbar wäre. Nach Kochs Schätzungen seien es aber allein im Gütersloher Stadtgebiet &bdquo;fünf bis sechs Vergiftungsfälle im Jahr“ – und somit zwar eher die Ausnahme, aber vor dem Hintergrund der tödlichen Gefahr immer noch zu viele. Ähnliche Fallzahlen wie im 105.000 Einwohner zählenden Gütersloh scheinen sich übrigens auch bei der Feuerwehr im nahezu vergleichbar großen Bottrop (118.000 Einwohner) zu ereignen. &bdquo;Ich halte die Einschätzung meines Gütersloher Kollegen für realistisch“, sagt der Bottroper Feuerwehrchef Kim Heimann: &bdquo;Der Wert trifft es auch für uns ziemlich gut.“ Dass es im Ruhrgebiet wie auch in Ostwestfalen immer mal zu Vorfällen kommt, liegt auch an den Tücken des Stoffs. Lesen Sie auch: Lager auf Ponyhof im Kreis Gütersloh gerät in Brand – eine Frau muss ins Krankenhaus Kopfschmerzen, Schwindel, Tod – der Körper reagiert nicht direkt Kohlenmonoxid ist farb-, geruch- und geschmacklos. &bdquo;Schon niedrige Konzentration kann sich durch Kopfschmerzen, Benommenheit oder Unwohlsein bemerkbar machen“, schildert der Gütersloher Feuerwehrchef. &bdquo;Die Symptome verstärken sich bei höherer Konzentration und können unter Umständen schnell zum Tod führen, da CO den Sauerstoff im Blut verdrängt.“ Problematisch sei, dass der Körper nicht direkt reagiere, etwa durch Husten oder Atemnot. Häufige Ursachen für Kohlemonoxid-Einsätze der Feuerwehr Gütersloh waren in der letzten Zeit verstopfte Schornsteine (Vogelnester) und der mangelhafte Betrieb von Heizungsanlagen. &bdquo;Aber auch der Grill, der in Gebäuden, Garagen oder Unterständen betrieben wird, ohne dass eine ausreichende Belüftung vorhanden ist“, sagt Hans-Joachim Koch. Das giftige Gas entsteht bei unvollständigen Verbrennungen, also solchen, die bei zu wenig Luftsauerstoff ablaufen. Gerade zur Heizsaison erhöht sich das Risiko. &bdquo;Schlecht gewartete oder defekte Gasthermen sowie Kaminöfen können sehr schnell lebensbedrohliche CO-Konzentrationen in der Raumluft und erhebliche gesundheitliche Beschwerden verursachen, bei den Lebensgefahr besteht“, warnt der Experte. Als Erstmaßnahme bei Vergiftungserscheinungen sei eine sofortige Frischluftzufuhr wichtig, &bdquo;indem das Gebäude oder der Bereich verlassen wird und Fenster und Türen geöffnet werden.“ Bei höheren eingeatmeten CO-Mengen könnten dagegen nur der Rettungsdienst (Notruf 112) und ein Krankenhaus wirksame Maßnahmen einleiten. So verfahren die Gütersloher Krankenhäuser im Notfall Das Sankt-Elisabeth-Hospital in Gütersloh registriert jährlich rund zehn bis 15 Fälle einer Kohlenmonoxidvergiftung. &bdquo;Dabei werden meist mehrere Patienten mit unterschiedlichem Schweregrad der Vergiftung eingewiesen“, schildert Hildegard Hasler, leitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin. Auf der Intensivstation könne eine hochdosierte Sauerstoffgabe durchgeführt werden, etwa durch eine High-Flow-Therapie. &bdquo;Nach 24 bis 48 Stunden sind die Patienten meist wieder klinisch unauffällig“, erläutert die Ärztin. Falls der Kohlenmonoxid-Wert im Blut des Patienten bei Einlieferung bei mehr als 20 bis 25 Prozent liegt, so erfolgt am Sankt-Elisabeth-Hospital die Verlegung in eine Druckkammer mit dem schnellsten Rettungsmittel. Auch am Klinikum Gütersloh verfährt man ähnlich. An der Reckenberger Straße hat es derweil insgesamt &bdquo;nur“ 15 Fälle in den letzten fünf Jahren gegeben. &bdquo;Im Jahr 2020 waren es einmal sechs Fälle“, erklärt Klinikum-Sprecherin Ann-Katrin Johannsmann, &bdquo;ansonsten zwei bis drei Fälle“. Bei ihren Einsätzen stehen den Mitarbeitern der Feuerwehr und des Rettungsdienstes in Gütersloh spezielle Warngeräte und Gasmessgeräte – auch zum Eigenschutz – zur Verfügung. &bdquo;Damit lassen sich erhöhte CO-Konzentrationen anzeigen“, erläutert Hans-Joachim Koch. Bei einer Warnung erfolge das weitere Vorgehen der Einsatzkräfte dann nur noch mit umluft-unabhängigen Atemschutzgeräten, so der Gütersloher Feuerwehrchef. Wie man sich selbst am besten schützen kann &bdquo;Für den privaten Bereich gibt es entsprechende CO-Warngeräte zu kaufen, vergleichbar mit Rauchwarnmeldern“, erklärt Hans-Joachim Koch. Sie sollten in der Nähe von Geräten angebracht werden, die organische Stoffe verbrennen – gasbetriebene Heizungen, Kaminöfen, Verbrennungsmotoren oder Notstromaggregate. Lesen Sie auch: Riskantes Sammeln im Kreis Gütersloh: Experten warnen vor tödlicher Gefahr in Wäldern Sind solche Geräte in einer Wohnung vorhanden, ist die Installation von CO-Warnern neben einem Rauchwarnmelder eine optimale Kombination, um Aufenthalts- und Schlafräume zu überwachen.

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