Seltenes Goldstück sorgt für Diskussionen: Gütersloher warnt vor fragwürdigen Angeboten

Gütersloh. Im Auktionshaus von Detlef Jentsch liegt eine Zigarettendose auf dem Tisch - komplett aus 750er Gold. Wie eine Gravur im Inneren verrät, ist das fast 100 Gramm schwere Schmuckstück augenscheinlich mehr als 100 Jahre alt und stammt aus der österreichischen Hauptstadt. Ende August wird es bei Jentsch versteigert. Der 83-Jährige hat dafür zunächst zwischen 5.000 und 6.000 Euro angesetzt. &bdquo;Vielleicht bringt sie noch mehr ein, wenn jemand aus Wien dabei ist“, sagt er schmunzelnd. Als Jentsch erstmals mit der goldenen Zigarettendose zu tun hatte, verschlug es dem auch aus dem TV bekannten Auktionator allerdings die Sprache. Denn wie sich herausstellte, hatte ein Ankäufer in Gütersloh die Zigarettendose des Kunden auf gerade einmal 300 Euro taxiert - deutlich weniger als sie nun bei einer Auktion erzielen dürfte. &bdquo;Ich bin sprachlos, dass man zuvor nicht mehr geboten bekommen hat“, sagt Jentsch. Nach Auffassung des einzigen öffentlich bestellten und vereidigten Versteigerers in OWL haben solche Situationen in der Vergangenheit zugenommen. Er vermutet in diesem Kontext sogar &bdquo;vorsätzlichen Betrug“ und appelliert zur Vorsicht beim Verkauf von Wertgegenständen. Diese Tipps geben der Fachmann und die Verbraucherzentrale Lebhaft erinnert er sich auch an einen anderen Fall: Ein Kunde hatte ein Album mit Münzen und Plättchen mitgebracht und zuvor von einem Ankäufer die Information erhalten, dass es sich um Bronzemedaillen handele, die lediglich 200 Euro wert seien. In Wahrheit befanden sich im Album alte Goldmünzen und -gewichte, die bei der Versteigerung mehr als 33.000 Euro einbrachten. Wie bei allen versteigerten Gegenständen berechnete Jentsch auch in diesem Fall eine Auktionsgebühr von 15 Prozent. Lesen Sie auch: Bekannter Gütersloher Auktionator: Nachfrage nach Gold so groß wie nie Oftmals seien es vor allem ältere Menschen, die mit ihren Münzen und Schmuckstücken aus Gold in sein Auktionshaus an der Verler Straße kommen würden. Über den Marktpreis des Edelmetalls hätten sich nur die wenigsten vorab informiert, berichtet Jentsch. Woran das liegt, kann er nicht erklären. Bevor man sich woanders ein Angebot einholt, rät er dazu, im Internet nach dem Goldpreis zu schauen und den jeweiligen Wertgegenstand zu wiegen. Ähnlich äußert sich auf Nachfrage auch die Gütersloher Verbraucherzentrale. Demnach sollten Besitzer zunächst einen Blick auf die Gravuren des jeweiligen Goldstücks werfen. &bdquo;Die Ziffern 333, 585 und 750 verweisen auf den Goldanteil in Promille“, erklärt Leiter Julian Lambracht. Bei Barren und Münzen, wie etwa dem Krügerrand, ist der Goldgehalt derweil festgelegt. Goldpreis hatte Rekordmarke von 3.000 US-Dollar geknackt Lohnenswert sei es auch, sich vor dem Verkauf verschiedene Vergleichsangebote einzuholen. &bdquo;Wenn man die Größenordnung des materiellen Werts kennt, kann man auf individuelle Angebote besser reagieren.“ Wer größere Mengen Gold besitzt, kann sich außerdem professionelle Gutachten zur Wertermittlung erstellen lassen - muss dafür allerdings einen Fachmann bezahlen. Lesen Sie auch: &bdquo;Kunden sprachlos über Wert ihres Goldes“: Bielefelder Händler komplett ausgebucht In Gütersloh selbst, so schildert Jentsch seine Eindrücke, sei generell viel Gold im Umlauf - und die Nachfrage ist ungebrochen hoch. &bdquo;Ich könnte theoretisch jeden Monat 300 bis 400 Kilogramm davon versteigern“, sagt der 83-Jährige - zumindest wenn so viel des Edelmetalls zur Verfügung stünde. Den &bdquo;Goldrausch“ führt Jentsch darauf zurück, dass der Rohstoff quasi immer einen Gegenwert hat und somit stets kurzfristig zu Geld gemacht werden kann. Erst im Frühjahr hatte der Preis einer Feinunze Gold (rund 31,1 Gramm) die Rekordmarke von 3.000 US-Dollar (rund 2.500 Euro) geknackt. Neben geopolitischen Risiken dürfte auch der zu diesem Zeitpunkt eskalierende Zollstreit durch die US-Regierung um Präsident Donald Trump den Anstieg der sogenannten Krisenwährung befeuert haben.

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