Badegäste sind sauer: Sprungturm im Gütersloher Freibad soll wegfallen

Gütersloh. Der Stadtwerke-Vorschlag, bei der Sanierung des Gütersloher Nordbades auf den Sprungturm zu verzichten, löst hohe Resonanz aus. Eine Reihe von Bürgern haben jetzt Stellung bezogen und äußern Frust sowie Unverständnis. Die Stadtwerke betonen auf Nachfrage der NW jetzt, dass die geplanten Investitionen &bdquo;aus wirtschaftlicher Sicht vertretbar“ sind. Eine Änderung dieses Beschlusses sei daher &bdquo;unter den aktuellen Rahmenbedingungen“ seitens des Aufsichtsrates nicht zu erwarten. Doch der Stadtrat könne &bdquo;Einfluss nehmen“, so die Stadtwerke. Das betrifft etwa die Frage, den Kostendeckel zu heben und somit unter anderem den Erhalt des Turms zu ermöglichen. &bdquo;Wir hoffen, dass die Politik zeitnah eine Entscheidung zum Thema Sprungturm und Sprungbecken trifft, sodass wir in die nächsten Planungsschritte gehen können“, so eine SWG-Sprecherin. Angestrebt sei, dass der Aufsichtsrat bis Ende des Jahres final entscheiden könne. Dass bis dahin – und ohnehin rückwirkend zum 1. Januar – die Loslösung vom Mitgesellschafter Stadtwerke Bielefeld erfolgt ist, spielt offenbar keine Rolle. Auf die Frage, ob sich der Deckelungsbeschluss leichter ändern lässt, sobald die Stadtwerke eigenständig sein, lautete die kurze, eindeutige Antwort: &bdquo;Nein.“ Klarheit schaffen die Stadtwerke auch hinsichtlich der Frage, ob den Aufsichtsratsmitgliedern die Folgen ihres Deckelungsbeschlusses klar waren. &bdquo;Die Projektskizze, die am 30. Juni im Sportausschuss vorgestellt wurde, wurde so auch in einer Sitzung unseres Aufsichtsrates präsentiert“, heißt es. Gütersloher Familie will Sprungturm retten Unterdessen sind die Ratsfraktionen bestrebt, sich zu den Plänen der Nordbad-Sanierung zu positionieren. Während die SPD-Fraktion sich schon am Freitag für den Erhalt des Sprungturms aussprach, teilten die Grünen gestern mit, am Mittwoch zu einer Sprechstunde &bdquo;Zukunft des Nordbades“ einzuladen. Von 17 bis 18 Uhr stehe das Grünen-Büro an der Blessenstätte 28 dafür offen. Von anderen Fraktionen liegen bislang keine Stellungnahmen vor. Eine Gütersloher Familie ruft zur Rettung des Turms auf. Sie hat ein Logo (Foto) entwickelt und eine Mailadresse eingerichtet (rettet-den-sprungturm@gmx.de). Vielleicht lasse sich eine große gemeinschaftliche Aktion entwickeln, so Jürgen und Gudrun Krieger. Leserbriefe zum Gütersloher Sprungturm Anmk. d. Red.: Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Bitte beschränken Sie sich auf eine maximale Länge von 50 Zeitungszeilen (1.400 Anschläge). Längere Leserbriefe werden gekürzt, anonyme Zuschriften nicht berücksichtigt. Schöne Worte der Enttäuschung nutzen gar nichts Zunächst freue ich mich darüber, dass das Nordbad saniert werden soll. Ich hatte ja schon befürchtet, das es ganz wegfällt. Ob man bei der Preispolitik der Stadtwerke der letzten Jahre sich danach noch den Eintritt leisten kann bleibt abzuwarten. Das sich enttäuscht über den geplanten Wegfall des Sprungturms geäußert wird ist ja schön, aber leider nicht relevant. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder sehr hohe Investitionen mit hohen jährlichen Unterhaltskosten (zum Beispiel Theaterbau, Stadthallensanierung und auch in Gedenkstätten) kritisiert und darauf hingewiesen, dass eine Investition in die Jugend und auch bezahlbaren Wohnungsbau sinnvoller wäre. Anstatt solche Projekte finanziell zu unterstützen, bleibt es bei Worten des Bedauerns. Für die breite Masse der finanziell nicht so gut aufgestellten Bevölkerung, die ja keine Lobby haben, fallen immer mehr (auch bezahlbare) Angebote weg. Da nutzen die schönen Worte der Enttäuschung leider gar nichts. Michael Mettenmeyer, 33335 Gütersloh Das ist ein Rückschritt Mit Bedauern musste ich in Ihrer Zeitung lesen, dass die Sanierung des Nordbades zu einer Verkleinerung der Schwimmfläche führen wird. Außerdem soll der Sprungturm wegfallen, der doch zur Attraktivität des Freibades beiträgt. Die Verkleinerung der Wasserfläche und der Verzicht auf das Sprungbecken sind doch ein Rückschritt, im Hinblick auf zukünftig zu erwartende Sommer, mit mehr Sonnentagen, bedingt durch den Klimawandel. Das Bad hat einen hohen Freizeitwert, wird von Familien mit kleinen Kindern stark frequentiert. Auch von den Familien, die sich nicht unbedingt einen teuren Sommerurlaub leisten können. Schüler nutzen mit großem Spaß das Sprungbecken, nicht nur mit Imponiergehabe, natürlich auch um ihren Mut zu testen. Hintergründe: Nordbad in Güterloh: Sprungturm und Becken stehen vor dem Aus Für die treuen Schwimmer am Morgen braucht es sicher nicht die aufwendige Sanierung. Braucht es die überhaupt, wenn die Mittel vorn und hinten nicht reichen. Dann würde das Bad sicher auch noch ein paar Jahre den Ansprüchen genügen. Heidi Wulf, 33334 Gütersloh Großstadt ohne Zehnmeterturm ist unvorstellbar Als alte Gütersloherin macht es mich traurig und fassungslos, dass ernsthaft darüber diskutiert wird, ob der Zehner (der Sprungturm) im Nordbad abgerissen wird. Für die Jugendlichen ist es ein Anziehungspunkt. Eine Großstadt ohne Zehnmeterturm ist eigentlich unvorstellbar. Natürlich ändern sich die Zeiten, aber trotzdem muss manches Bestand haben. Sonst kommt man demnächst noch auf die Idee eines ressourcenschonenden Badens ohne Wasser und nennt es &bdquo;Dry Swimming“. Direkt auf der Wiese, dann kann man die Becken zuschütten. Ein Zehner gehört einfach dazu. Ein Matschbecken für Kinder ist zwar ein wenig seltsam, aber das kann ich mir noch vorstellen. Hoffentlich springen die Kinder dann nach dem Matschen nicht direkt ins Schwimmbecken. Die Freibadpommes gehören übrigens auch einfach dazu! Waltraud Neumann, 3330 Gütersloh Was wird denn noch alles abgeschafft? Alles was mir noch dazu einfällt: traurig. Einfach nur peinlich für die Stadt. Was wird denn noch alles abgeschafft? Heißt es nicht auch: Eigentum verpflichtet? Und wahrscheinlich denkt schon jemand darüber nach, welchem größeren Unternehmen man einen Sprungturm aus der Kasse leiern kann. Der Sprungturm (und auch das ganze Freibad) bieten doch eine perfekte Plattform für die moderne und vor allem echte Partnersuche. Ohne Filter, man sieht sofort, was man möchte, quasi die nackte Wahrheit. Und wer lässt sich nicht gerne in seinem neuen Badedress bewundern? Alles in allem ein hoher Unterhaltungswert. Kommentar: Sprungturm im Gütersloher Freibad vor dem Aus: Ist die Stadt derart bettelarm? Für alle Altersklassen. Schlimm sind aber auch die Begleiterscheinung der Schließung. In welches Freibad soll man fahren, wenn man kein Fahrrad hat., die Busfahrkarte (Deutschlandticket für Schüler) in den Ferien nicht gilt, gar kein Bus fährt, kein Auto vorhanden ist und die anderen Bäder wegen Überfüllung geschlossen werden ? Nicht jeder hat einen Garten mit Pool, den man ja auch nicht mehr füllen darf. (. . .) Alles in allem ein Armutszeugnis für die Stadt Gütersloh. Das soziale Leben unserer Jugendlichen wird so dermaßen eingeschränkt. Aber wo werden Alternativen angeboten? Fazit: Gütersloh schafft sich ab. Christiane Paul, 33330 Gütersloh Der Sprungturm gehört zum Nordbad Als Jahrzehnte langer begeisterter Nutzer der Gütersloher Bäder bin ich schwer enttäuscht über die Zukunftsplanung unseres Nordbades in einer Stadt, die sich inzwischen zu einer Großstadt entwickelt hat. Früh haben unsere Stadtvertreter-innen die hohe Relevanz von Wassersportbädern mit Freizeitangeboten für unser gesellschaftliches Zusammenleben erkannt. Seit Bestehen gehören Sprungtürme als wichtige Elemente des Freizeit- und (Leistungs-)Sportbereichs zu einem attraktiven Schwimmbad dazu. Die ästhetisch ansprechende Sprunganlage im Nordbad trug bisher wesentlich zur Attraktivität unseres Nordbades bei! Dass die beiden höchsten Türme häufig gesperrt bleiben müssen, liegt daran, dass bedauerlicherweise nur eine Aufsicht für den gesamten Badbereich verantwortlich zeichnet und nicht alles im Blick halten kann. Wenn dann auch noch die Eingangskasse – wie vormittags am sommerlichen 30. Juni geschehen – unbesetzt bleibt, kann eine einzelne Aufsichtskraft ihre Funktion für den Gesamtbetrieb nicht mehr wahrnehmen . . . Turmspringern und auch Schwimmern wird so mit dieser Personalpolitik der Besuch im Nordbad häufig verleidet. Wer mit Schulklassen im Rahmen des Sportunterrichts das Nordbad besucht, wer in der Freizeit die Springer-innen sieht, wird feststellen, dass der Sprungturm für die jungen und älteren Menschen eine Faszination ausübt. Sie merken rasch, dass diese Anlage für Mut, Überwindung, Koordination, Freude und Adrenalin steht. Wollen wir diesen Menschen und potenziell zukünftigen Besucherinnen und Besuchern diesen Spaß und ihre Highlights im Nordbad verwehren? Der Sprungturm gehört zum Nordbad so wie der Glockenturm zur Kirche! Hermann Strutz, 33332 Gütersloh Das soll jetzt verschwinden? Ich war 11 Jahre alt, als das Nordbad endlich, endlich öffnete. Und vom ersten Tag an war der Sprungturm die große Liebe und die wahre Challenge. Der Rest vom Bad hat uns kaum interessiert, war mehr was für kleine Kinder und Haubentaucher (Omas mit Turban, die quer schwimmen). Wir waren jeden Tag da, haben quasi am Turm gewohnt den Sommer über. Einer, Dreier, Fünfer bis der Arzt kommt, zwischendurch Tieftauchduells am hinteren Beckenrand: Wer schafft die fünf Meter ganz nach unten und wie lange? Und dann der Showdown vor großem Publikum, immer wenn der Zehner aufmachte. Wir haben es genossen, wieso auch nicht? An manchen Tagen bis zu 50 Sprünge, also 500 Höhenmeter raufklettern, 500 in freiem Fall wieder runter und Spaß wie Bolle. Körperspannung, Koordination, absolute Wassersicherheit und reichlich blaue Flecken gab es gratis obendrauf. Und das alles soll jetzt verschwinden, ausgerechnet in Zeiten, wo junge Menschen wieder zunehmend ertrinken und schon mehr Bandscheibenschäden als Muskelkater haben. Ehrlich jetzt? Jan Bobe, 33330 Gütersloh Braucht Gütersloh zwei Bäder? Die Gütersloher Politik verliert sich wieder in eine Mentalität, die die Vorschläge und Diskussionen zu Einsparungen vergessen lässt. Auch wenn die Parteien in Gütersloh jetzt in den Wahlkampf übergehen, darf doch nicht ausgeblendet werden, dass Gütersloh Pleite ist. Es dürfen auch nicht die Schulprojekte, die ~250 Millionen Euro gekostet haben, den 2,5 Millionen Euro für das Springerbecken entgegengestellt werden. Es sollte jetzt sinnhaft überlegt werden: In welcher Form besteht der Bedarf für Gütersloh mit seinen 2 Bädern. Der Welle (Spaßbad mit Schwimmhallenteil) und dem Nordbad (Freibad und Hallenbad). Wie Herr Osterkamp in seinem Wochenkommentar betont, fehlt es an sinnvollen Konzepten zu der richtigen und optimalen Nutzung. Hierzu sollten die Gütersloher Parteien ihre Wahlkampfaktionen ausrichten! Ein Freibad mit ansprechenden Angeboten für die Kinder, wird verstärkt Familien anlocken. Angebote für die Bedürfnisse junger Männer werden die Nutzung der großzügigen Liegewiese interessanter machen. Mein Vorschlag an die Fraktionen: Denken sie daran, das wir uns im Jahr 2025 befinden; denken sie daran, wie schön es zu unserer Zeit im Parkbad war. Daraus kann etwas ganz Neues für das Nordbad entstehen. Wenn dann noch die Stadtverwaltung, die Gütersloher Politik und die Stadtwerke Gütersloh zueinander finden, wird Gütersloh ein Nordbad der Zukunft erhalten. Friedhelm Gries, 33330 Gütersloh Katze beißt sich selbst in den Schwanz Es wird ja damit argumentiert, dass der Sprungturm so wenig genutzt werde. Das liegt aber auch daran, dass er meistens gar nicht zur Nutzung freigegeben wird, denn dafür bedarf es einer Extra-Aufsicht fürs Springerbecken, und das Personal dafür fehlt. DAS war übrigens auch schon vor 40 Jahren so! Bei der Argumentation beißt sich die Katze selbst in den Schwanz! Außerdem ist der 10-Meter-Turm ein Alleinstellungsmerkmal, das das Nordbad &bdquo;besonders“ macht und aus der Masse der &bdquo;gewöhnlichen“ Freibäder heraushebt. Sebastian Pérez Barrocal, 33330 Gütersloh

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