Nordbad in Güterloh: Sprungturm und Becken stehen vor dem Aus

Gütersloh. Begeisterung sieht anders aus: Als Bäderchef Marco Rempe für die Stadtwerke Gütersloh im Sportausschuss erstmals die Pläne zur Sanierung des Nordbads vorstellte, konnten die Politiker ihre Enttäuschung kaum verhehlen. Vor allem dass der Sprungturm inklusive Becken verschwinden soll, stimmte nicht gerade fröhlich. Doch nur auf diese Weise lässt sich nach Angaben des Bäderchefs die Deckelung des Sanierungsvorhabens auf 7,8 Millionen Euro (netto) realisieren. Auf diese Summe hatte sich der Aufsichtsrat der Stadtwerke am 11. Dezember 2024 verständigt - übrigens von Mitgesellschafter Bielefeld mitentschieden. Die zunächst anvisierte Summe von 13,3 Millionen Euro, die eine Sanierung des Nordbads in jetziger Größe vorgesehen hätte, wurde wegen weggefallener Fördermöglichkeiten verworfen. Gütersloher Schwimmerbecken bleibt fast so erhalten Und das soll es für das Geld geben: Das Schwimmerbecken (1.000 Quadratmeter Fläche) bleibt mit einer Länge von 50 Metern, einer Tiefe von 1,8 bis 2 Metern und acht jeweils 2,5 Meter breiten Bahnen fast so erhalten, wie es jetzt ist. An den Seitenrändern werden jeweils 50 Zentimer abgeschnitten, um dort die vorhandene Filtertechnik unterzubringen. Ein ursprünglich geplanter Bau mit neuer Filterungstechnik wurde aus Kostengründen gestrichen. Lesen Sie auch: Becken in Gütersloher Schwimmbad bleiben vorerst zu: Saison 2027 fällt komplett aus Neues Mehrzweckbecken in Gütersloh geplant Neben dem Schwimmerbecken soll ein Mehrzweckbecken mit einer Tiefe zwischen 0,6 und 125 Meter entstehen. Es sei mit einer Fläche von 500 Quadratmetern deutlich kleiner als das alte Becken (1.300 Quadratmeter). Sollte aber innerhalb des gesetzten finanziellen Rahmens ein Spielraum vorhanden sein, wolle man zusehen, dieses Becken zu vergrößern. &bdquo;Wir werden versuchen, es möglichst attraktiv zu gestalten“, erläuterte Marco Rempe und nannte Bodenbrodel, Wasserkanonen, Schaukelbucht und &bdquo;definitiv eine Schaukel“ als Beispiele. Zwei Schwimmbahnen mit einer Tiefe von 1,25 Meter sind von dem Mehrzweckbecken abgezwackt worden, damit noch unsichere Kinder und nicht mehr so sichere Senioren dort schwimmen könnten. Im unteren Bereich des Mehrzweckbeckens findet sich das Kinderplanschbecken (50 Quadratmeter Fläche) mit einer Tiefe von 0,3 Metern und ein Nassmatschplatz mit Sonnensegel. Lesen Sie auch: Sprungturm im Kreis Gütersloh darf doch wieder öffnen Sprungturm wird ersatzlos gestrichen – samt Becken Ersatzlos gestrichen wird der bisherige Sprungturm mit dem dazugehörigen Becken, das allerdings am wenigsten genutzt werde. Um beides erhalten zu können, sei eine zusätzliche Filteranlage notwendig, die wiederum nicht mehr im Keller verbaut werden könnte, also einen neuen Raum benötige. Insgesamt seien dafür Zusatzkosten von rund 2 Millionen Euro zu erwarten. &bdquo;Deshalb haben wir beides streichen müssen“, so Rempe. Eröffnung ist für den 1. Mai 2028 vorgesehen Zum Zeitplan: In diesem und auch im kommenden Jahr öffnet das Nordbad eingeschränkt seinen Betrieb. Das heißt, Nichtschwimmer- und Planschbecken bleiben geschlossen. Nach der Saison würde am 1. September mit den Abbrucharbeiten begonnen und 2027 saniert werden. Eröffnungsziel ist der 1. Mai 2028. &bdquo;Wenn das Wetter mitspielt, öffnen wir vielleicht sogar früher“, stellte Rempe in Aussicht. Jetzt wolle man zunächst aus der Kostenschätzung eine Kostenberechnung machen. Die sogenannte Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) sei auch Grundlage, um eventuell doch noch für Fördermittel bewerben zu können. Tipps: Freibäder im Kreis Gütersloh – Öffnungszeiten, Preise und Adressen im Überblick Mit dieser genaueren Planung könne man dann auch sicherer sagen, ob das Mehrzweckbecken nicht größer realisiert werden könne, vielleicht mit 600 Quadratmetern Fläche. Oder man könne zur Schaukelbucht auch ein Kletternetz mit einbauen. Eins ist laut Marco Rempe klar: &bdquo;Der Betrag ist auf 7,8 Millionen Euro gedeckelt, damit müssen wir auskommen.“ Gütersloher Hallenbad soll auch in den Sommerferien öffnen Der Schwimmunterricht wird weiter stattfinden können, da er im Freibad des Nordbades nicht durchgeführt wird. &bdquo;Haben wir mehrfach versucht, es besteht kein Interesse daran.“ Während der Bauphase 2024 bleibe das Hallenbad - anders als üblich - auch in den Sommerferien geöffnet. Für 2028 sei eine Revision des Hallenbades notwendig, kündigte Rempe an. Die werde aber während der Schulferien erfolgen, um das Schulschwimmen und den Vereinssport nicht einzuschränken. Hitze im Kreis Gütersloh: Bäckereien schließen eher – Trinkwasser-Brunnen defekt Verliert das Gütersloher Nordbad an Attraktivität? Raphael Tigges (CDU) gab sein Bedauern zum Ausdruck, dass der Sprungturm wegfallen soll. Er wollte wissen, wie stark der Turm genutzt werde, um eine Sanierung vielleicht doch noch zu rechtfertigen. &bdquo;Die Nutzung liegt im einstelligen Prozentbereich, es sind vor allem junge Männer, die imponieren wollen“, lautete Rempes Antwort. Das Gros der Gäste mache die treuen Schwimmer am Morgen aus. Tigges sorgt sich auch um die zukünftige Attraktivität des Nordbades. &bdquo;Wenn wir schon mal Geld in die Hand nehmen, muss das vernünftig werden und das Nordbad für alle Generationen spannend sein.“ Rempe antwortete in Bezug auf die Größe des sanierten Bades: &bdquo;Die geplante Größe ist für Tage mit schönem Wetter vollkommen ausreichend. Wenn es drei bis fünf Tage gut ist, dann wird es irgendwann zu eng.“ Andrea Keese (BfGT) lobte die Öffnung des Hallenbads während der Sommerferien und wollte wissen, ob dann auch der Bereich davor als Liegefläche geplant sei. Laut Rempe habe man sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Es hänge davon ab, wo gearbeitet werde. Ob das zielführend sei, bezweifele er, da ohnehin die maximale Zahl an Besuchern auf 200 begrenzt sei. Auf Keeses Nachfrage berichtete Rempe auch, dass die Empore mit den Sitzbänken zwischen Schwimmer- und Mehrzweckbecken verschwinden würde. Grüne erkennen nur eine &bdquo;Minimallösung“ in den Plänen Bernd Nickella (Grüne) lobte ironisch, &bdquo;dass die Sanierung des Nordbades nicht länger dauert, als die des Parkbades. Das ist wirklich ein Skandal, dass es so lange gedauert hat.“ Auch er befürchtete, dass durch den Wegfall des Turms die Attraktivität leide. &bdquo;Da zeigt sich wieder, dass die Jugend in Gütersloh keine Lobby hat.“ Auch das Kinderplanschbecken halte er für zu klein. &bdquo;Das gibt ein ganz schönes Gedränge.“ Marco Mantovanelli (&bdquo;Grüne) erkannte lediglich eine &bdquo;Minimallösung“. &bdquo;Angesicht des Klimawandels werde der Bedarf in Zukunft sicherlich nicht kleiner werden.“ Außerdem schlug er einfachere Lösungen für wenigstens ein Ein-Meter- oder ein Drei-Meter-Brett vor. Ingo Krüger (SPD) hatte die Idee, bereits für 2026 als Vorgriff auf die Sanierung den Nichtschwimmerbereich zu ertüchtigen, damit Familien diesen Bereich schon früher nutzen können. Gespräche mit betroffenen Vereinen laufen bereits Peter Offers, stellvertretender Vorsitzender des Stadtsportverbandes, erinnerte an die Sportentwicklungsplanung, in der Schwimmen eine Priorität eingeräumt worden sei. &bdquo;Das finde ich in der aktuellen Planung nicht wieder“, so Offers, der auch Vorsitzender des Gütersloher Schwimmvereins ist. Früher habe es mehr Wasserflächen gegeben, sagt Offers mit Blick auf den Außenbereich der Welle. &bdquo;Ich finde es schade, dass hier nur darüber gesprochen wird, was nicht geht. Ich fände es wichtiger, darüber zu reden, was gehen würde und was sich entwickeln ließe.“ Auch für die Taucher sei es ein Schlag ins Kontor, nur noch die Tiefe im Hallenbad zur Verfügung zu haben. Erster Beigeordneter Henning Matthes bestätigte zwar den finanziellen Deckel. Er ergänzte, dass aber bereits Gespräche liefen mit den betroffenen Vereinen. &bdquo;Was heute vorgestellt wurde, wird Resonanz erzeugen, in der Öffentlichkeit wie im politischen Raum.“ Es werde am Ende der Diskussion politisch zu entscheiden sein, wie man bedarfsgerecht, aber auch in einem vernünftigen finanziellen Rahmen baut.“ Der Umsetzungsbeschluss soll Ende des Jahres getroffen erfolgen.

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