Gütersloher festgenommen: Polizei gelingt Schlag gegen Führerschein-Betrüger

Gütersloh/Heilbronn. Polizei und Staatsanwaltschaft haben einen bedeutenden Schlag gegen eine international agierende Betrügerbande erzielt. Die Täter sollen systematisch bei Führerscheinprüfungen betrogen haben. Dabei wurden gegen Bezahlung Doppelgänger eingesetzt, die unter fremdem Namen die theoretische Prüfung ablegten – oft ohne die erforderlichen Sprach- oder Verkehrskenntnisse der eigentlichen Bewerber. Eine Spur führt nach Gütersloh. In einer konzertierten Aktion haben die Ermittler am vergangenen Mittwoch zugeschlagen. Fast zeitgleich durchsuchten 130 Beamte 29 Objekte in fünf Bundesländern sowie in Bulgarien. Dabei wurden insgesamt zwölf Haftbefehle vollstreckt und Beweismaterial sichergestellt, darunter eine fünfstellige Bargeldsumme, hochwertige Luxusautos, Schreckschusspistolen und weitere Beweismittel, wie die Polizei und Staatsanwaltschaft in Heilbronn als federführende Behörden mitteilten. Gütersloher soll in ganz Deutschland unterwegs gewesen sein Bei der Razzia ist auch eine Wohnung in Gütersloh durchsucht und ein 30-jähriger Mann festgenommen worden. Er soll maßgeblich an der Organisation von Stellvertretern für Theorieprüfungen beteiligt gewesen sein. Laut des Heilbronner Polizeisprechers Frank Belz soll der Festgenommene bundesweit Prüflinge mit gefälschten oder manipulierten Ausweisdokumenten zu den Prüfungen geschickt haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, selbst in die Rolle eines Doppelgängers geschlüpft zu sein, um die Prüfungen im Auftrag der eigentlichen Kandidaten abzulegen. Für diese Einsätze soll er teilweise weite Fahrstrecken quer durch Deutschland auf sich genommen haben. Laut Belz hatte der verdächtige Gütersloher keine unwesentliche Rolle in dem Netzwerk inne. Der 30-Jährige befindet sich momentan in Untersuchungshaft. Lesen sie auch: Gütersloher Fahrschule schließt überraschend – das bedeutet das spontane Aus für Schüler Fahrschulinhaber als Drahtzieher des illegalen Geschäfts? Drahtzieher soll ein 52-jähriger Fahrschulinhaber aus Heilbronn sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, gemeinsam mit seinen Söhnen eine erhebliche Summe durch die Organisation illegaler Führerscheingeschäfte verdient zu haben. Unterstützt wurde er offenbar von einem 38-jährigen Bulgaren, ebenfalls aus Heilbronn. Dieser soll Landsleute an die Fahrschule vermittelt haben, die dann die Führerscheine ohne oder mit kaum besuchtem Theorieunterricht erhielten. Für eine erfolgreich abgelegte Prüfung durch Stellvertreter mussten Fahrerlaubnisbewerber den Ermittlungen zufolge bis zu 3.000 Euro, in einigen Fällen sogar bis zu 5.000 Euro. Nach Einschätzung des Leitenden Oberstaatsanwaltes der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Frank Schwörer, sind derartige Geschäftsmodelle weder Einzelfälle noch auf die Region Heilbronn beschränkt. Gütersloher Fahrschule soll gefälschte Bescheinigungen ausgestellt haben Auch in Gütersloh soll es in der Vergangenheit zu ähnlichen Taten gekommen sein. Der NW liegen Informationen vor, wonach eine örtliche Fahrschule Führerscheinbewerbern gefälschte Bescheinigungen für die Teilnahme an Prüfungen ausgestellt haben soll. Vor geraumer Zeit hatten Ermittler die Räumlichkeiten dieser verdächtigten Fahrschule durchsucht. Laut Polizeisprecher Frank Belz stand diese Maßnahme jedoch nicht im Zusammenhang mit dem Heilbronner Ermittlungskomplex. Betrugsmasche mit Mini-Kameras und Kopfhörern Fahrlehrer Olaf Gehle teilt die Auffassung von Oberstaatsanwalt Frank Schwörer. Auch der Inhaber der gleichnamigen Fahrschule ist überzeugt, dass Betrugsversuche bei der Führerscheinprüfung kein regionales Problem sind und keineswegs Einzelfälle darstellen. Er berichtet, dass es auch in Gütersloh immer wieder zu Betrugsversuchen kommt. Neben der sogenannten &bdquo;Stellvertreter-Methode“ sei mittlerweile eine weitere Betrugsmasche verbreitet: Prüflinge, ausgestattet mit Mini-Kameras in der Kleidung und Kopfhörern im Ohr, lassen sich die richtigen Antworten von anonymen Hintermännern zuspielen. Lesen Sie auch: Gütersloherin ist bei Instagram ein Star – Videos von Fahrlehrerin gehen viral Strafen gibt es für derartige Täuschungsversuche kaum. Mit Ausnahme der Stellvertreter-Täuschung gelten diese Verstöße weder als Straftat noch Ordnungswidrigkeit. Die Fahrerlaubnisbehörde kann bei Auffliegen des Betrugsversuchs lediglich eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten bis zum erneuten Prüfungsversuch verhängen. Für Olaf Gehle gehen diese Maßnahmen jedoch nicht weit genug. Er fordert nachhaltigere Sanktionen gegen Betrüger.

Meistgelesen