Gütersloh. Studierende am Campus Gütersloh haben eine besondere Dartscheibe entwickelt, die wohl die Herzen jedes Hobby-Dartspielers höherschlagen lässt. Im praxisintegrierten Bachelorstudiengang Mechatronik/Automation der Hochschule Bielefeld (HSBI) hat das Team eine Scheibe konzipiert, die sich von selbst so bewegt, dass ein geworfener Pfeil immer die Mitte trifft.
Möglich macht das eine ausgeklügelte Kombination von hochauflösenden Kameras, dynamischen und präzisen Antrieben sowie exakter Bildverarbeitung und Programmierung. Für das Projekt engagierten sich zahlreiche kooperierende Unternehmen als Sponsoren, darunter auch Beckhoff Automation aus Verl.
Lesen Sie auch: Unternehmen Goldbeck baut neuen Campus im Kreis Gütersloh
In sieben Semestern lernen die Studierenden, Wissen aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik zu verknüpfen und komplexe technische Systeme zu entwickeln. Das Besondere: Der Studiengang ist praxisintegriert, die Studierenden durchlaufen abwechselnd Theoriephasen an der Hochschule und Praxisphasen in einem kooperierenden Unternehmen, bei dem sie auch angestellt sind.
Projekt in Gütersloh fängt nicht bei Null an
Felix Lütkebohle arbeitet bei Beckhoff Automation. In den letzten zwei Semestern nahm er die Herausforderung des Projekts „Bull’s Eye“ zusammen mit seinen Kommilitonen Louis-Pierre Detemble, Linus Bröker und Jule Brede an.

„Bei unseren Projekten geht es immer darum, die industrielle Arbeitsweise, sozusagen, zu simulieren“, erklärt Thomas Freund, zuständig für das Lehrgebiet Elektrotechnik und Automatisierung am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der HSBI. Heißt: eigenständig und im Team zu arbeiten, Industrie-Komponenten zu verwenden und sämtliche Stufen des Projektmanagements zu durchlaufen.
Lesen Sie auch: Gigantisches Spektakel in London: 14-Jähriger aus Kreis Gütersloh träumt von WM-Teilnahme
Während Jule Brede sich auf den mechanischen Teil konzentrierte, kümmerten sich Detemble und Bröker um die Programmierung. Lütkebohle übernahm zur Bildverarbeitung auch die Projektleitung. Dabei fing das Team nicht bei Null an: „Manche Projekte wie ’Bull’s Eye’ sind so aufwendig und umfassend, dass sie über mehrere Semester von mehreren Gruppen bearbeitet werden“, erläutert Thomas Freund die Vorgehensweise.
Flugbahn des Pfeils wird genau berechnet
Die vier Studierenden befassten sich bereits als drittes Team mit dem „Bull’s Eye“-Projekt. „Die Vorgruppen hatten bereits tolle Arbeit geleistet und eine absolut hilfreiche Projektübergabe vorbereitet“, betont der Projektleiter.
Die Studierenden fokussierten sich auf die Bildverarbeitung und konnten dabei neu entwickelte Industriekameras mit höherer Aufnahmerate einsetzen, sodass mehr Bilder für die Berechnung der Flugbahn aufgenommen werden konnten. Die von den Kameras dreidimensional erfasste Flugbahn wird als ballistische Kurve dargestellt, um die Position zu berechnen, bei der der Pfeil auf die Scheibe trifft.

ein Mechatronik-Projekt mit Spaßfaktor | © HSBI/M. Wendland
„Die Komponenten hatten bei unserer Übernahme des Projekts noch Prototypen-Status“, erzählt Lütkebohle. Professor Freund freut sich über den Einsatz der neuen Kameras: „Generell versuchen wir, in den Projekten moderne Methoden und auch die aktuelle Hardware zu verwenden.“
Unternehmen aus Kreis Gütersloh profitiert
Beckhoff Automation stellte für das besondere Projekt nicht nur mechatronische Bauteile zur Verfügung, sondern half auch mit seinem Know-how. „Wir unterstützen unsere praxisintegrierten Studierenden sehr gerne bei ihren Studienprojekten, schließlich profitiert das Unternehmen von optimal ausgebildeten Mitarbeitenden“, sagt Ursula Frank vom Verler Unternehmen.
Lesen Sie auch: Trotz Abi: 19-Jähriger aus Kreis Gütersloh entscheidet sich für Ausbildung statt Studium
Die verwendeten Prototypen würden so quasi nebenbei noch einen zusätzlichen Praxistest durchlaufen. Die Erkenntnisse aus den Studien-Projekten würden dann für Optimierungen und Weiterentwicklungen genutzt, so Frank.
Fertig ist das „Bull’s Eye“-Projekt übrigens auch nach der dritten Runde noch nicht. Felix Lütkebohle: „Optimieren lässt sich immer etwas.“