
Kreis Gütersloh. Der Kreis Gütersloh hat Bier-Durst, das schreibt zumindest die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Bei den Über-16-Jährigen liegt der Verbrauch pro Kopf derzeit bei 88 Liter im Jahr, heißt es von der NGG Ostwestfalen-Lippe. Für den Kreis Gütersloh kommt die NGG somit auf einen Bierverbrauch von fast 27 Millionen Liter Bier im Jahr 2024.
Deutschlandweit wird allerdings deutlich weniger Bier getrunken. Laut dem Deutschen Brauer Bund sank der Bierabsatz 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozent oder 119,4 Millionen Liter. Wie sieht das in Brauereien im Kreis Gütersloh aus? Hat Gütersloh wirklich „Bier-Durst“?
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„Der Markt ist schwierig, der Absatz geht von Jahr zu Jahr zurück“, sagt Markus Korfmacher, Vertriebsleiter bei der Hohenfelder Privatbrauerei in Langenberg. Dass der Bierabsatz im vergangenen Jahr gesunken ist, könne er aber nicht bestätigen. Tatsächlich sei der Bierabsatz der Brauerei im Vorjahresvergleich – entgegen dem deutschen Markt - ungefähr gleich geblieben.
Regionale Produkte werden eher gekauft
„Unser Vorteil ist, dass die Menschen auf regionale Produkte achten und eher kaufen, was von hier kommt. Daher haben wir etwas mehr verkaufen können, als der Markt“, sagt der Vertriebsleiter. Außerdem habe das Unternehmen schon vor einigen Jahren damit begonnen, ihre Außendarstellung zu verändern. „Wir präsentieren uns seit 2020 in einem moderneren Outfit mit neuem Logo, neuen Etiketten oder Kisten. Das wird auch sehr positiv wahrgenommen“, sagt Korfmacher.
Die Brauerei Rotingdorf in Werther habe im vergangenen Jahr ebenfalls keine allzu starke Schwankung festgestellt. Aber: „Wir sind immer noch nicht bei dem Vor-Corona-Niveau angekommen“, sagt Inhaber Michael Zerbst. Er verkaufe nach wie vor nur etwa 60 bis 70 Prozent im Vergleich zu 2019.
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Das Hauptprodukt sei nach wie vor das Pils, sagt Markus Korfmacher. „Beliebt ist aber auch das Kellerbier und auch alkoholfreie Produkte werden immer gefragter.“ Die Menschen würden generell weniger Alkohol konsumieren, seien gesundheitsbewusster.
Mehr Alkoholfreies von Brauerei im Kreis Gütersloh
Das zeigt auch der deutschlandweite Trend. Laut des Marktforschungsunternehmens Nielsen kam alkoholfreies Bier im vergangenen Jahr auf einen Marktanteil von 8,9 Prozent und ist damit hinter dem Pils (48,1 Prozent) und den Hellbieren (10,6 Prozent) die drittbeliebteste Biersorte der Deutschen.
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Den Trend wolle auch die Hohenfelder Brauerei mitgehen. „Wir haben schon einige alkoholfreie Produkte zur Auswahl. So wie es derzeit aussieht, werden in diesem Jahr aber noch zwei dazukommen“, sagt Korfmacher.
INFORMATION
Tarifverhandlungen starten am 14. März
Ab Freitag, 14. März, starten die Tarifverhandlungen für die rheinisch-westfälischen Brauereien. Es gehe jetzt darum, die Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Brauereien in „Bier-Joblaune“ zu halten, heißt es von der NGG in einer Pressemitteilung. „Es geht um bessere Löhne – für den Brauer genauso wie für die Laborantin. Für die, die das Bier im Fasskeller abfüllen, genauso wie für die, die das Bier in den Handel und in die Gastronomie bringen. Denn neben dem Bier-Durst im Kreis Gütersloh gibt es in den Brauereien auch einen gewaltigen Lohn-Durst“, sagt Thorsten Kleile, Geschäftsführer der NGG Ostwestfalen-Lippe.
Immerhin seien die Preise und Mieten nach oben gegangen. Nach zwei Jahren müsse sich deshalb jetzt auch bei den Löhnen in den heimischen Brauereien etwas tun.
Konkret fordert die Brauerei-Gewerkschaft ein Lohn-Plus von 6,6 Prozent. „Dabei sollen vor allem die Brauerei-Beschäftigten, die nicht so weit oben auf der Lohn-Leiter stehen, profitieren: Mindestens müssen alle, die Vollzeit arbeiten, 280 Euro pro Monat mehr im Portemonnaie haben“, so Kleile.
Azubis sollen 130 Euro zusätzlich bekommen, so die NGG Ostwestfalen-Lippe. Immerhin seien auch die heimischen Brauereien dringend auf Nachwuchs angewiesen.