Ärger um Neubesetzung bei Stadtwerken Gütersloh: „Haben sich über Tisch ziehen lassen“

Gütersloh. Die Unruhe bei den Stadtwerken hält auch nach der Neubesetzung des Geschäftsführer-Postens an. Wie es heißt, wird der Vorgang dieser Neubesetzung kritisch gesehen. Mit dem Argument der Eilbedürftigkeit seien die Mitglieder des Stadtrates und des SWG-Aufsichtsrates unter Druck gesetzt worden, Beschlüsse zu fassen, ohne den Namen und die Biografie des neuen Stadtwerke-Chefs zu kennen. Das sei fragwürdig. Der Vorwurf geht dahin, dass im Zuge dieses Verfahrens sogar gegen einen Ratsbeschluss verstoßen worden sei. &bdquo;Unsere Politiker haben sich über den Tisch ziehen lassen“, heißt es. Am Ende hätten sie einer Personalie zustimmen müssen, die sie nicht kannten. Das sei nicht im Sinne eines ordentlichen demokratischen Beteiligungsverfahrens. Am Montagvormittag hatte sich der neue Geschäftsführer Dietmar Spohn der Stadtwerke-Belegschaft in einer Mitarbeiterversammlung vorgestellt. Der 66-Jährige folgt auf Ralf Libuda (54), der einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet hat und am Freitag mit Ende des Monats ausschied. Um Spohn zum Interims-Chef zu machen, waren Beschlüsse nötig Libuda war für den verlustreichen Abschluss eines Stromliefervertrages mit Bertelsmann angegangen worden, auch wurden einige Sponsoringvereinbarungen kritisch gesehen. An seinem letzten Arbeitstag bereiteten die Beschäftigten ihm einen bewegenden Abschied. In langer Reihe standen sie Spalier und applaudierten ihm. Spohn, zuletzt Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum, übernimmt den Job zunächst für ein Jahr. Eine Verlängerung um ein weiteres Jahr ist möglich. Um ihn als Interims-Chef präsentieren zu können, war zuvor eine Reihe von Beschlüssen notwendig gewesen. Lesen Sie auch: Stadtwerke Gütersloh macht Millionen-Gewinn, doch es gibt auch schlechte Nachrichten So hatte der Rat freitags zuvor entschieden, den Vertretern der Stadt im SWG-Aufsichtsrat eine Weisung zu erteilen: Sie wurden verpflichtet, jener Person zuzustimmen, die die Verwaltung ausgesucht hatte. Diese Weisung erteilten die Ratsmitglieder, ohne die Person zu kennen. Wichtigen Posten vergeben, ohne zu wissen, an wen Nicht mal der Ältestenrat mit den Fraktionsvorsitzenden, der kurz vor der Ratssitzung getagt hatte, kannte sie. Dabei war Teil eines anderen, am 6. November getroffenen Ratsbeschlusses, dass sich der Interims-Geschäftsführer zumindest dem Ältestenrat vorstellt und dort die Vertragsmodalitäten bekannt gegeben werden. Beides erfolgte nicht. &bdquo;Der Ältestenrat und der Rat haben sich selbst entmündigt“, lautet nun ein Vorwurf in der Stadtwerke-Belegschaft. Sie hätten genauer hinsehen müssen. Allzu eilfertig hätten sie Beschlüsse getroffen, die sie am Ende in eine Situation brachten, einen der wichtigsten Posten in der Stadt zu vergeben, ohne zu wissen, an wen. Die Stadtverwaltung habe sie dazu gedrängt. Sie habe auf eine Schweigevereinbarung verwiesen, die ein Personalvermittler getroffen habe. Diese Agentur hatte im Auftrag der Stadt die Bewerberauswahl vorgenommen und am Ende Dietmar Spohn vorgeschlagen. Details zu Spohns’ Vertrag erfuhren sie allenfalls in Ansätzen Noch am Montagmorgen, vor der Mitarbeiterversammlung, waren weitere Beschlüsse nötig. Es ging Schlag auf Schlag. Zunächst tagte das Aufsichtsratspräsidium, danach der Aufsichtsrat, schließlich die Gesellschafterversammlung. Den Namen Dietmar Spohn erfuhren die Aufsichtsratsmitglieder erst an diesem Morgen. Lesen Sie auch: Rückkauf vom Tisch: Stadtwerke Bielefeld behalten Gütersloher Anteile Sie stimmten zu, konnten auch nicht anders: Der Stadtrat hatte sie ja freitags zuvor angewiesen, das zu tun. Mit welchem Vertrag Spohn ausgestattet wurde, erfuhren sie allenfalls in Ansätzen. Bei der Belegschaft hinterließ Spohn einen guten Eindruck, heißt es Den Beschluss der Gesellschafterversammlung in der Tasche, konnte der SWG- Aufsichtsratsvorsitzende Henning Matthes direkt danach der Belegschaft den neuen Chef vorstellen. Wie es heißt, hinterließ Spohn dort einen guten Eindruck. Wenig später verschickte die Stadt eine Pressemitteilung. &bdquo;Ich freue mich, dass wir einen der bundesweit profiliertesten Energiemanager für die Stadtwerke Gütersloh gewonnen haben“, wird Matthes zitiert. Auch Spohn kommt darin zu Wort. Es sei eine &bdquo;wichtige Aufgabe, einem traditionellen Versorgungsunternehmen dabei zu helfen, sich für die Zukunft gut aufzustellen.“

Meistgelesen