Gütersloher wehren sich gegen Pläne der Stadt: Sorge vor hohen Kosten durch Straßenausbau

Gütersloh. Die Anwohner im Herderweg aus der Reilmannsiedlung, die zwischen Avenwedde und Friedrichsdorf liegt, sind sauer. Sie wehren sich gegen den geplanten Endausbau ihrer Straße. Die Anwohner befürchten unter anderem, dass der Endausbau schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben könnte, die Siedlung ihren ländlichen Charakter verlieren und eine unzumutbare Kostenbelastung mit sich bringen könnte. Darüber hinaus kritisieren sie, dass die Stadt die Anwohner nicht über das umfangreiche Bauvorhaben informiert habe. Hintergrund: Die Stadt plant im Herderweg sowie in den anderen Straßen in der Reilmannsiedlung einen Endausbau. Das bedeutet, dass die vor 25 Jahren angelegten und asphaltierten Baustraßen umfassend modernisiert werden sollen. Lesen Sie auch: Sorge um die Sicherheit der Kinder: Ärger über Straßenausbau in Gütersloh Dazu gehört beispielsweise ein neuer Straßenbelag oder die Installation neuer Straßenlaternen. Insgesamt soll der Endausbau in der Reilmannsiedlung rund 1,6 Millionen Euro kosten, wovon die Anwohner 90 Prozent selber tragen müssen. Die restlichen 10 Prozent übernimmt die Stadt. Organisator: &bdquo;Nicht im Interesse der Anwohner“ Der Herderweg spielt hier eine besondere Rolle, da er streckenweise parallel zum Lauf des Reinkebachs verläuft. Mehrere Anwohner berichten, dass sie bei Baubeginn dazu angehalten worden sind, das Regenwasser in den Bach umzuleiten. Nun soll allerdings im Zuge des Endausbaus, auch ein Regenwasserkanal in der Straße gebaut werden. Dadurch belaufen sich die Kosten für den Endausbau im Herderweg laut Haushaltsplan auf rund 700.000 Euro. Der Regenwasserkanal allein kostet etwa 235.000 Euro. Ob die Anwohner die Kosten für den Regenwasserkanal mittragen müssen, ist bislang unklar. &bdquo;Nach vielen Gesprächen und Diskussionen mit den Betroffenen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser Endausbau aus verschiedenen Gründen nicht im Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner liegt“, sagt Matthias Huntemann, einer der Organisatoren des Anwohnerprotestes. Anwohner haben inzwischen eine Petition gestartet Zusammen mit seinen Nachbarn hat er eine Petition bei der Stadt eingereicht, in der er fordert, den Endausbau &bdquo;kritisch und ergebnisoffen“ zu prüfen. Außerdem bittet er die Stadt darum, von den geplanten Maßnahmen abzusehen. Laut Huntemann haben alle Anwohner des Herderweges die Petition unterschieben. Lesen Sie auch: Straßenausbau am Mansergh-Quartier: Gütersloher sorgen sich um Sicherheit ihrer Kinder Zu dieser Petition gehört auch eine Liste mit Argumenten und Kritikpunkten, die die Anwohner ins Feld führen. &bdquo;Die Baustraße erfüllt seit 25 Jahren ihren Zweck. Für uns ist der Zustand völlig ausreichend“, sagt Huntemann. Die Asphaltierung sowie die mögliche Installation zusätzlicher Straßenlaternen stelle in seinen Augen keinen notwendigen Mehrwert dar, fügt er hinzu. Im Gegenteil: Die Anwohner befürchten, dass sich durch die Modernisierung der ländliche und &bdquo;ruhige“ Charakter der Straße, erheblich verändert werde. Außerdem bemängeln sie, dass durch die zusätzliche Lichtverschmutzung das fragile Ökosystem in der Gegend beeinträchtigt werde. &bdquo;Die Ruhe und das Ländliche waren überhaupt erst die Gründe, warum ich mir hier ein Haus gekauft habe“, sagt die Anwohnerin Petra Kohlbach. Könnten die Bauarbeiten zum Umweltrisiko werden? Des Weiteren haben die Anwohner erhebliche Bedenken wegen der Bauarbeiten. &bdquo;Die geplante Verlegung eines Abwasserkanals durch Tiefbauarbeiten könnten die Bodenstruktur und das Grundwasser beeinträchtigen“, so Huntemann. Dies berge die Gefahr der Verschmutzung des Reinkebaches und könne Schadstoffeinträge in die Umwelt verursachen. Weitere Bedenken gibt es beim Hochwasserschutz. &bdquo;Der Herderweg liegt in einem Überschwemmungsgebiet. Bislang ist immer alles gut gegangen. Wenn wir aber jetzt anfangen, mehr Flächen zu versiegeln, während nur ein paar Hundert Meter weiter ein Regenrückhaltebecken zuwuchert, ist das keine gute Idee“, betont er. Diese und noch weitere Bedenken hätten die Anwohner gerne mit Vertretern der Stadt besprochen, jedoch seien sie kein einziges Mal über das Bauvorhaben informiert worden. &bdquo;Das wir von dem Projekt erfahren haben, bevor die Planungen abgeschlossen wurden, ist reiner Zufall“, kritisiert Huntemann. Bürgerbeteiligung bei Straßenendausbau ist nicht vorgesehen Daher unterstreiche die Anwohnergemeinschaft in ihrer Petition auch die Gesprächsbereitschaft. &bdquo;Wir sind jederzeit bereit, mit der Stadt in den Austausch zu gehen und konstruktiv an einer Alternative zu arbeiten“, so Huntemann. Ob diese Gespräche stattfinden werden, steht noch in den Sternen. Erst diese Woche legte die Stadtverwaltung im Mobilitätsausschuss am 26. November ihre Vorgehensweise bei einem Straßenendausbau dar. Dort erklärte der Baudezernent der Stadt, Albrecht Pförtner, dass das Prozedere auf dem Bundesbaugesetz beruhe. Bürgerbeteiligung ist nicht vorgesehen. Lesen Sie auch: Anwohner haben Angst um Sicherheit - Ärger über Straßenausbau in Gütersloh Die Stadt als Straßenbaulastträger lege die Ausbauart, den Bauumfang, die Teileinrichtungen und die Qualitätssicherung fest. &bdquo;Welche Auffassung oder Standpunkte die Anlieger zum Ausbau ihrer Straße vertreten, ist für die Entscheidung der Bauausführung rechtlich nicht relevant“, sagt Pförtner. Die Stadt lade lediglich die Haus- und Grundstückseigentümer zu einer Anliegerversammlung ein, um die Anlieger vor dem Baubeginn entsprechend zu informieren, ergänzt er. Mit wie viel Vorlauf diese Einladungen erfolgen, wurde im Ausschuss nicht berichtet.

Meistgelesen