Gütersloher baut Tiny Houses in guter Lage: Schon jetzt gibt es zahlreiche Anfragen

Gütersloh. 48,5 Quadratmeter, ist das noch tiny? Jedenfalls sind die drei Häuser, die aktuell an der Herzebrocker Straße entstehen, für einen größeren Familienverbund kaum geeignet. Eher handelt es sich um Einpersonenhäuser, um kleine, kompakte Immobilien für Singles - aber mit allem Drum und Dran, sogar mit Terrassen und Gärten. Es ist ein ungewöhnliches Projekt, das der Gütersloher Bauherr Thomas Müller da vorantreibt. Auf ein Grundstück von 987 Quadratmetern, das neben seinem eigenen liegt, setzt er drei separate Immobilien. Jedes hat seine eigene Parzelle, jedes ist vollständig mit Koch-, Ess- und Wohnbereich, mit Schlafzimmer, Bad und Abstellkammer ausgestattet. Zwei wird er vermieten, eines bezieht seine Schwester. Lesen Sie auch: 18 Quadratmeter: Neue Tiny Houses an Badesee im Kreis Gütersloh im großen Test Die Baugenehmigung liegt ihm seit Monaten vor, die Bodenplatten sind gegossen. Müller (54) geht davon aus, dass die Mini-Häuser im Frühjahr nächsten Jahres bezugsreif sind. Er veranschlagt etwas mehr als 200.000 Euro Investitionskosten pro Haus – was nach viel klingt, legt man den Betrag auf die Quadratmeter Wohnfläche um. Kaltmiete soll künftig bei 700 bis 800 Euro liegen Allerdings hat das Gründe: Auch an einem Mini-Haus sind etliche Gewerke beteiligt, fallen Arbeits-, Versorgungs-, Material-, Allgemeinkosten an. Sie verteilen sich eben nur auf weniger Fläche. Müller will zwischen 700 und 800 Euro Kaltmiete nehmen. Zu viel? Offenbar nicht. Mehrere Interessenten haben sich schon gemeldet, obwohl bislang nur Mundpropaganda läuft. Es handele sich gewissermaßen um Liebhaberobjekte, so Müller: &bdquo;Viele finden es interessant, ihr eigenes kleines Reich zu haben.“ Die gute Wohnlage, die hochwertige Bauqualität, die spezielle Wohnform: All das mache solche Objekte reizvoll – und zu einer interessanten Bereicherung des Gütersloher Wohnangebotes. Tiny Houses sind im Gütersloher Stadtgebiet bisher selten Tatsächlich gibt es bislang kaum Tiny Houses im Stadtgebiet. Nach Angaben der Verwaltung liegen sieben Bauanträge vor, bezogen auf fünf Grundstücke. Die Auskunft kam im April, sei aber noch immer aktuell, heißt es. Lesen Sie auch: Paradies in Gefahr: Tiny House im Kreis Gütersloh muss von Grundstück verschwinden Eigene Siedlungsgebiete für Mini-Häuser auszuweisen, hatten die Ratsfraktionen im Konsens mit der Verwaltung vor anderthalb Jahren abgelehnt. Begründung: Eine solche Bauweise widerspreche dem Gedanken, Grundstücke vernünftig im Sinne von flächensparend zu nutzen. Um gleichwohl diese Wohnform nicht gänzlich zu verhindern, werde sie nun in Einzelfällen genehmigt – so wie jetzt an der Herzebrocker Straße. Die Tiny-Häuser von Müller fügen sich passend in eine bestehende, ältere Siedlung ein. Die Fläche liegt auf dem hinteren Teil eines Grundstückes, angebunden wird es durch eine kleine neue Erschließung. Architekt der Gebäude ist der Gütersloher Reinhard Michel (Architekturwerkstatt), von dem mehrere interessante Gebäude im Stadtgebiet zu finden sind, das jüngste ist das am Dreiecksplatz. Privatsphäre der künftigen Mieter soll gewahrt bleiben Michel hat die Häuser in Holzständerbauweise konzipiert, errichtet aus vorgefertigten Wand- und Deckenelementen. Den Aufbau übernimmt die Tischlerei Burg aus Steinhagen. Sie greift zu unbehandeltem Naturholz, vermutlich Sibirische Lärche. Die Häuser werden energetisch top, Niedrigenergiestandard, kfw-förderfähig. Die Versorgung läuft über eine zentrale Wärmepumpe, es gibt Fußbodenheizung. Auf alle drei Dächer kommt Photovoltaik, dank Südausrichtung liefern die Module bis zu 14,7 kwp pro Haus. Zwischen den drei Grundstücken liegt ein Abstand von jeweils sechs Metern. Der Eingang ist überdacht, die Terrasse zu zwei Drittel. Fenster und Abstände sind so konzipiert, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt, niemand soll das Gefühl haben, man gucke ihm ständig auf den Teller. Wohltätiges Ehepaar hat Grundstück der Bürgerstiftung vermacht Gestaltungsspielraum werden die Bewohner trotz der kleinen Fläche haben. Lediglich die Küche, eventuell auch ein Schrank, sind eingebaut, alles andere ist individuell. 23 Quadratmeter nimmt der Koch-/Ess-/Wohnraum ein, ziemlich exakt die Hälfte der Gesamtwohnfläche. Das Schlafzimmer hat knapp neun Quadratmeter, das Bad (aus naheliegenden Gründen ohne Wanne) etwas mehr als acht. Carports, Fahrradgarage und Technikhaus nutzt man gemeinsam. Lesen Sie auch: Exklusive Einblicke: Das ist Güterslohs wohl kleinstes Wohnhaus Ob die Wohnfläche für mehr als eine Person reicht? Müller bezweifelt das. &bdquo;Ich glaube, für zwei Bewohner wäre es auf Dauer etwas eng.“ Der 54-Jährige, als Produktmanager bei einem Großunternehmen in Oelde beschäftigt, ist nicht Inhaber des Grundstückes, sondern entrichtet Erbpacht; sie geht an die Bürgerstiftung Gütersloh, die das Areal über den Nachlass des wohltätigen Ehepaares Ursula und Gottfried Epke vermacht bekommen hatte.

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