Maßnahmen gegen Messergewalt in Gütersloh: „Müssen furchtbarem Trend entgegenwirken“

Gütersloh. Die Polizei im Kreis Gütersloh will stärker gegen Kriminalität mit Messern vorgehen. Dafür hat die heimische Behörde ein eigenes Konzept entwickelt, das entsprechende Maßnahmen beinhalten soll. Die Pläne sind im Zusammenhang mit dem Zehn-Punkte-Plan gegen Messergewalt zu sehen, den NRW-Innenminister Herbert Reul vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Darin wurden Maßnahmen aufgeführt, die von den einzelnen Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen, angepasst an örtliche Gegebenheiten und Kriminalitätsgeschehen, individuell realisiert werden sollen. Straftaten bei denen Messer eingesetzt werden haben in NRW im vergangenen Jahr 2023 das statistische Hoch des vor-Corona-Jahres 2019 erreicht und sogar überschritten (2019: 5780, 2023: 6221). Im Kreisgebiet Gütersloh war die Zahl dieser Straftaten in den Jahren 2019 bis 2022 laut Angaben der Polizei Gütersloh weitestgehend gleichbleibend (26, 24, 26, 30). Für das Jahr 2023 ist hier ebenfalls ein Anstieg auf 46 Taten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, zu verzeichnen. Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer: &bdquo;Hinter jeder Zahl stehen Menschen“ &bdquo;Auch wenn die Anzahl krimineller Gewalttaten mit Messern im Kreis Gütersloh nicht vergleichbar ist mit der in den großen Städten des Landes, bin ich sehr besorgt, dass wir auch im Kreis Gütersloh einen Anstieg von Messertaten im öffentlichen Raum verzeichnen“, sagt der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer, &bdquo;hinter jeder Zahl stehen Menschen!“ Darüber hinaus würden die Taten das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger im Kreis massiv beeinträchtigen; man müsse diesem furchtbaren Trend jetzt noch entschiedener entgegenwirken. So wie sämtliche Polizeibehörden des Landes NRW, stellt deshalb auch die Kreispolizeibehörde Gütersloh für das gesamte Kreisgebiet ein Maßnahmenpaket zusammen. Dabei wird sich die Polizei an dem Konzept des Landes orientieren. Fest steht auch hier: Die tatverdächtigen Messertäter im Kreis Gütersloh sind laut Mitteilung der Polizei zumeist männlich, jugendlich, bzw. junge Erwachsene und häufig Menschen mit Migrationshintergrund. Polizei sieht keine örtlichen Brennpunkt im Kreis Gütersloh Der Leitende Polizeidirektor Holger Meier stellt klar: &bdquo;Die Botschaft muss deutlich sein: Sich mit Messern zu bewaffnen ist nicht nur lebensgefährlich, sondern verboten und selbst das reine Mitnehmen von Messern kann unmittelbar Konsequenzen nach sich ziehen.“ Bei einer behördenweiten Betrachtung seien keine örtlichen Brennpunkte erkennbar, an welchen es überproportional häufig zu Messertaten kommt. Einzig der Gütersloher Innenstadtbereich hebe sich im Vergleich zu den weiteren Kreiskommunen leicht hervor. Dabei handele es sich um den Bereich der Gütersloher Innenstadt, der bereits im Fokus des Projektes &bdquo;Sichere Innenstadt“ und den damit verbunden kooperativen Kontrollen steht. Die Präventionsarbeit der Bezirksdienstbeamten und der kriminalpolizeilichen Prävention in den Schulen, Kultur- und Sportvereinen sowie für Unterbringungseinrichtungen des Landes und kommunalen Flüchtlingsunterkünften soll künftig ausgeweitet werden. Keine generellen Waffenverbotszonen geplant Die Polizei Gütersloh teilt weiter mit, dass man bezüglich öffentlicher Veranstaltungen weiterhin im intensiven Austausch mit den Kommunen stehe. Aufgrund der Vorkommnisse in den vergangenen Wochen prüfe man temporäre Waffenverbotszonen auf Großveranstaltungen im Sinne des Waffengesetzes. Angeordnete temporäre Waffenverbotszonen hätten zur Folge, dass die vorgeschriebenen Waffenverbote auf den öffentlichen Veranstaltungen zusätzliche Verbote von Messern mit sich bringen und die polizeilichen Ermächtigungsgrundlagen erweitert würden. &bdquo;Generelle Waffenverbotszonen sind im Kreis Gütersloh ebenso wie Videoüberwachungen an Orten mit Kriminalitätsschwerpunkten nicht geplant“, betont die Polizei. Die Begründung: Die rechtlichen Voraussetzungen unter anderem aufgrund der niedrigen Fallzahlen und fehlenden örtlichen Massierung seien nicht gegeben. Messertrageverbot für einzelne Personen? Die Polizei prüfe aktuell aber, ob einzelne Personen zukünftig mit einem Messertrageverbot belegt werden könnten. Diese Waffentrageverbote könnten bei Intensivtätern angeordnet werden, wenn sie bereits aufgrund von Gewalttaten mehrfach in Erscheinung getreten sind. &bdquo;Waffentrageverbote würden sich nicht nur auf Messer, sondern auch auf andere gefährliche Gegenstände beziehen“, so die Polizei weiter. Wiederholt gewalttätige Straftäter müssten darüber hinaus mit einer Meldung an das Straßenverkehrsamt rechnen. Dabei werde geprüft, ob ihnen die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen abgesprochen wird. Verbotenes Messer in der Bauchtasche: Junge widersetzt sich Beamten Von den Plänen der Polizei im Kreis Gütersloh losgelöst, hatte sich in der vergangenen Woche auf dem Bielefelder Hauptbahnhof ein Vorfall ereignet, bei dem die Bundespolizei einem 15-jährigen Jungen aus Gütersloh einen Teleskopschlagstock und ein verbotenes Butterflymesser abgenommen und sichergestellt hat. Butterflymesser, auch &bdquo;Balisongs“ genannt, sind seit 2003 grundsätzlich illegal – also auch schon der Besitz ist verboten. Aufmerksam wurden die Einsatzkräfte auf den Jungen durch den Hinweis eines Bürgers. Demnach solle der Gütersloher am Bahnhof mit einem Teleskopschlagstock hantiert haben. Als die Beamten den 15-Jährigen damit konfrontierten, übergab der Junge zwar den Teleskopschlag, weigerte sich aber Angaben zu seiner Person zu machen. Auf der Wache fanden die Polizisten zudem das verbotene Butterflymesser in der Bauchtasche des Güterslohers. Jugendlicher wurde von seinen Eltern abgeholt Da der 15-Jährige anschließend mehrfach falsche Personalien angab, wurden seine Fingerabdrücke elektronisch mit dem polizeilichen Datenbestand abgeglichen. Hierbei widersetzte er sich den Anweisungen, versuchte einen Beamten wegzustoßen und schlug einen anderen auf den Oberschenkel. Nach Feststellung der Identität und Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wurde der Jugendliche von seinen Eltern abgeholt.

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