Drei Messertaten pro Woche in Bielefeld: Polizei führt persönliches Waffenverbot ein

Bielefeld. 213 Messer und sonstige gefährliche Stichwaffen hat die Bielefelder Polizei im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Straftaten und Ermittlungen registriert. Das bedeutet allein im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um knapp 49 Prozent. Die Polizeibehörde hat sich im Kampf gegen Messergewalt nun mehrere Vorgehensweisen ausgedacht. Eine Idee lautet &bdquo;personenbezogenes Waffenverbot“. Kripo-Chef Wolfgang Niewald erklärt: &bdquo;Wir prüfen derzeit den Einsatz von personenbezogenen Waffenverboten.“ Damit sei ein ganz persönliches Waffenverbot für Personen gemeint, die in der Vergangenheit durch den Einsatz von Messern oder anderen Waffen negativ aufgefallen sind. Dies geschehe auf Veranlassung der Polizei. Das Waffengesetz sieht in Paragraf 41 ein solches individuelles Verbot vor. Im Gegensatz zur Waffenverbotszone, bei der es um ein Verbot in einem konkret umrissenen örtlichen Bereich geht, sei das individuelle Verbot dauerhaft für den Betroffenen gültig – deutschlandweit. In zwei bis drei Fällen habe die Bielefelder Sicherheitsbehörde dieses &bdquo;Waffenverbot im Einzelfall“ schon ausgesprochen. Weitere Verbote befänden sich derzeit noch in der Prüfung. Wie wirksam solche Verbote bei Menschen sind, die sich ohnehin nicht an Recht und Gesetz halten, bleibt abzuwarten. Auch Kripo-Chef Wolfgang Niewald weiß: &bdquo;Das Ganze wird nur Wirkung zeigen, wenn auf Verstöße auch Sanktionen folgen.“ 71 Körperverletzungen, 61 Nötigungen und 54 Raubtaten mit Messer Die Bilanz der Polizei zeigt deutlich, wann Messer in Bielefeld zum Einsatz kommen. Sechsmal wurde mit Messern und Stichwaffen so zugestochen, dass die Kripo die Taten sogar als Straftaten gegen das Leben einschätzte. 71-mal gingen die Ermittlungsbehörden von gefährlicher oder sogar schwerer Körperverletzung aus (Vorjahr: 47). Der Straftatbestand der schweren Körperverletzung setzt beim Opfer bleibende Schäden voraus. 61-mal wurden Messer für Nötigungen, Bedrohungen und möglicherweise auch für Freiheitsberaubung eingesetzt (Vorjahr: 53). Und 54-mal wurden Messer bei Raubdelikten eingesetzt (Vorjahr: 22). Zum Thema: Gegen den Trend in NRW: In Bielefeld steigt die Gewaltkriminalität rapide an Damit kommt mindestens einmal pro Woche in Bielefeld je ein Messer bei einem Raub, bei einer Nötigung und bei einer Körperverletzung zum Einsatz. Verstöße gegen das Waffengesetz – also der Fund von illegalen Messern oder der falsche Umgang damit – wurden im vergangenen Jahr 21-mal registriert (Vorjahr: 16). Das heißt, wie auch im Land, ist auch die Bielefelder Messerbilanz auf allen Ebenen steigend. Die Bielefelder Waffenverbotszone lässt weiter auf sich warten Die Polizeibehörde will nun auf vielen Ebenen gegen diese ernste Gefahr, die von Messern ausgeht, vorgehen. Über die von der Bielefelder Behörde beantragte große Waffenverbotszone in der Bielefelder Innenstadt wurde schon viel geschrieben. Doch bis heute ist über den Antrag vom Oktober noch nicht entschieden worden. Nachdem lange Zeit noch die gesetzlichen Voraussetzungen auf Landesebene für den Antrag der Bielefelder Behörde fehlten, ist dies im Februar nachgeholt worden. Lesen Sie dazu: Das müssen Sie zur geplanten Waffenverbotszone in Bielefeld wissen Und so wartet Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer inzwischen nur noch auf die Entscheidung des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW (LZPD). Doch die sei noch nicht eingetroffen, bestätigt die Polizeichefin. Die Bielefelder Polizei spricht gezielt Flüchtlinge an In Sachen Prävention gehe man ebenfalls neue Wege. Das Projekt &bdquo;Besser ohne Messer“ werde auf verschiedenen Wegen an die zumeist junge Zielgruppe herangeführt. So sei es ein Ziel, direkt in den Schulen für Aufklärung zu sorgen. Bezirksbeamte der Polizei suchten indes Flüchtlingsunterkünfte auf, weil dort viele Menschen zu finden seien, die während ihrer Flucht mit Messer zu leben gelernt hätten, sagt Kripo-Chef Niewald. &bdquo;Wir sprechen von Menschen mit Gewalterfahrung, die möglicherweise nur wegen ihres Messers heil durchgekommen sind“, erklärt er. Diese Menschen seien möglicherweise bisher gut beraten gewesen, eine Waffe mit sich zu führen. Die wesentliche Botschaft lautet nun: &bdquo;Hier braucht ihr das Messer nicht mehr.“ Die Beamten sollen dabei auch für Vertrauen in die deutsche Polizei sorgen. Auch Messer-Prävention in den Moscheegemeinden Ein weiterer Weg zu einer anderen jungen Zielgruppe sei der des neuen &bdquo;Kontaktbeamten für interkulturelle und religiöse Angelegenheiten“. Er arbeite eng mit dem Bündnis Islamischer Gemeinden zusammen. Dabei gehe es nicht darum, betont die Polizeipräsidentin, dass Messer-Prävention in den Moscheegemeinden und den moslemischen Communitys besonders nötig sei. Aber in den Moscheen gebe es die Gelegenheit, besonders viele junge Menschen zu erreichen, die wir sonst nicht erreichen. Das Ziel: Wertevermittlung und Vertrauen in die Polizei aufbauen. Auch interessant: Gewalt eskaliert in Bielefeld: Mitschüler treten auf Kopf von Zwölfjährigem ein

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