Frontalcrash in Gütersloh: Schwer verletztes Ehepaar spricht über dramatischen Unfall

Gütersloh. Striche, Kreise, Zahlen, Buchstaben: Die gelb und weiß gehaltenen Markierungen der Polizei auf dem Gütersloher Postdamm wirken nach dem häufigen Regen der vergangenen Tage etwas ausgewaschen. Aber sie sind noch da. 14 Tage ist es her, dass sich auf der idyllischen Fahrradstraße zwischen Gütersloh und Isselhorst ein sonderbarer Unfall ereignete. Auch beim Ehepaar Haßmann hat das Geschehen vom Nachmittag des 8. August, an dem sie eigentlich nur eine gemütliche Radtour machen wollten, nachhaltige Spuren hinterlassen – körperliche wie seelische. &bdquo;Bis die verschwunden sind, dafür muss es noch viel regnen“, sagt Heinrich Haßmann und greift sich ans mehrfach gebrochene, geschiente Handgelenk. Seine Frau Brigitte, deren Arm mit blauen Hämatomen übersät ist, fügt hinzu: &bdquo;Davon sind wir noch weit entfernt.“ Opfer verlässt Gütersloher Klinikum nach elf Tagen Erst an diesem Montag, 19. August, hat die 59-Jährige das Städtische Klinikum Gütersloh nach elf Tagen wieder verlassen können. Den Aufenthalt bescherte ihr die unheilvolle Begegnung mit dem silber-farbenen Mercedes C 220 Kombi eines 47-jährigen Güterslohers, der sie und ihren Partner aus heiterem Himmel überfuhr. Das Fahrzeug geriet nahe der Einmündung zum Wulfersweg auf ihre Spur, die Schuldfrage ist somit eindeutig. Ermittelt wird derzeit, wie es dazu kommen konnte. An der Stelle, am Rande der Wiese des LAZ-Nebenplatzes, gilt Tempo 30 und der Streckenverlauf ist übersichtlich. Die Polizei erforscht die genauen Umstände. Fest steht bislang: Gesteuert wurde das Fahrzeug von einem Mann, der nach ersten Erkenntnissen unter Drogeneinfluss stand, ohne gültigen Führerschein unterwegs war und sich zunächst vom Unfallort entfernte, ehe er die 110 wählte und zurückfuhr. Lesen Sie auch: Radfahrer im Kreis Gütersloh schwer verletzt – Mann wird in Maisfeld geschleudert Fahrradhelm bewahrt Paar vor Schlimmerem &bdquo;Das ist schlimm. Da liegen zwei Menschen am Boden, und er haut einfach ab“, fehlt Brigitte Haßmann jegliches Verständnis. Die Raumpflegerin und ihr Ehemann, der als Tischler in Marienfeld arbeitet, haben sich mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ in ihrem Heimatort, dem Harsewinkeler Stadtteil Greffen, getroffen. Sie sprechen über das Geschehene, die Folgen und ihre schweren Verletzungen, richten aber auch einen eindringlichen Appell an alle Radfahrer. &bdquo;Eines ist klar: Der Fahrradhelm hat uns vor Schlimmerem bewahrt. Ohne ihn hätte man sicherlich schwerwiegendere Kopfverletzungen davongetragen“, ist sich Heinrich Haßmann sicher. Beim Aufprall reißt das schwarze Trekkingbike in zwei Teile Sein schwarzes Trekkingbike liegt in der Garage. Oder besser das, was davon noch übrig ist. &bdquo;Beim Zusammenstoß mit dem Auto wurde die Vordergabel abgerissen und das Rad in zwei Stücke geteilt“, schildert Haßmann. Daneben liegt ein total zerbeulter Reifen. Die Trümmerteile lassen erahnen, welche Energie beim Aufprall auf Rad und Fahrer eingewirkt hat – ebenso die beiden Helme des Ehepaares. Der rote Kopfschutz von ihm ist hinten komplett gebrochen, das Frontteil abgerissen. Den grauen Protektor seiner Frau hat es seitlich erwischt. &bdquo;Ohne die wären wir vermutlich nicht hier“, sagt Brigitte Haßmann. Ihr Fall zeige, wie wichtig ein Kopfschutz sein kann (&bdquo;Selbst bei kurzen Strecken“), denn es könne jeden treffen – unabhängig vom fahrerischen Können. &bdquo;Es ging alles so schnell. Wir hatten keine Chance, zu reagieren“, erinnert sich die zierliche Frau, die mit ihrem Mann regelmäßig größere Radtouren unternimmt. Unerträgliches Geräusch: Rettungshubschrauber muss landen Acht gebrochene Rippen, eine Lungenquetschung, Knochenabsplitterungen und zahlreiche Hämatome an Rücken, Schulter und Arm hat sie bei dem Unfall körperlich davongetragen. Doch vor allem seelisch haben der Unfall und das Geschehen drumherum Spur hinterlassen. &bdquo;Als ich im Rettungswagen lag, hörte ich den Hubschrauber“, schildert Brigitte Haßmann: &bdquo;Das Geräusch war unerträglich, denn ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wie es meinem Mann geht.“ Ein Sanitäter beruhigte sie. Der Helikopter Christopher 13 war zur Unfallstelle geeilt, um schnellstmöglich einen zweiten Notarzt vor Ort zu haben. Heinrich Haßmann wird vom Kühlergrill des Mercedes getroffen. &bdquo;Dann gingen erst mal die Lichter aus.“ Er stürzt und landet am Seitenstreifen auf den Überresten seines Fahrrads. Während seine Frau nach dem Unfall ins Klinikum Gütersloh gebracht wird, landet er im Schockraum des Sankt-Elisabeth-Hospitals. Ermittlungen der Polizei Gütersloh dauern an Die Ärzte diagnostizieren bei ihm einen Trümmerbruch in der rechten Hand, Rippenbruch, Schädel- und Beckenprellungen, eine tiefe Fleischwunde im Oberschenkel. &bdquo;Bei der OP haben sie mir später eine Edelmetallplatte ins Handgelenk gesetzt“, erklärt der Greffener, der nach sechs Tagen entlassen wird. Er und seine Frau sind dankbar für die Fürsorge im Krankenhaus und den Einsatz der Ersthelfer. Zwei Wochen sind jetzt nach dem Unfall vergangen. Am Donnerstagvormittag, 22. August, haben die Haßmanns ihre Aussage bei der Polizei in Versmold gemacht. &bdquo;Die Ermittlungen in dem Fall dauern an“, sagt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Der Fahrer des Mercedes müsse sich in einem Strafverfahren wegen doppelter fahrlässiger Körperverletzung infolge eines Verkehrsunfalls verantworten. Das Ehepaar Haßmann hat eine Rechtsanwältin aus Warendorf eingeschaltet, denn nun geht es auch um Schmerzensgeld, Schadensersatz und Regressforderungen. Trauma-Bewältigung: Den Ort des Unfalls nochmal besuchen &bdquo;Wir sind beide krankgeschrieben, nehmen noch starke Schmerzmittel. Die Ärzte gehen von acht bis zwölf Wochen aus. Bis ich wieder Auto fahren kann, werden vermutlich sechs Wochen vergehen“, erzählt Heinrich Haßmann. Gut beschäftigt ist das Ehepaar aktuell dennoch, denn gerade gelte es, zahlreiche Termine bei Ärzten, der Polizei, mit der Rechtsanwältin oder Versicherungen zu bewältigen. Heinrich Haßmann versucht, es positiv zu sehen: Etwas Ablenkung täte ganz gut, denn &bdquo;in ruhigen Momenten“, kämen die Gedanken an den Unfall wieder. Den Tag, an dem die Kollision mit dem Auto ihre Urlaubs-Radtour schlagartig in ein Horror-Szenario verwandelte, werden sie so schnell nicht vergessen. Da ist sich Brigitte Haßmann sicher: &bdquo;Denn an der Sache hat man echt zu knabbern.“ Ihre Hausärztin hat dem Ehepaar geraten, den Ort des Unfalls noch einmal zu besuchen. Quasi als Trauma-Bewältigung. Wann sie wieder in den Sattel steigen werden, steht in den Sternen. &bdquo;Es ist der Gedanke, sobald einem ein Auto entgegen kommt: Was machst du? Springst du besser in den Graben“, sagt Heinrich Haßmann. Er schätzt, dass die Angst wohl erst einmal mitfahren wird.

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