Familienstreit in Gütersloh eskaliert: Alkoholisierte Frau sticht Polizistin ins Gesicht

Gütersloh. Bei einem Familienstreit im Gütersloher Stadtteil Avenwedde-Bahnhof ist eine Polizistin angegriffen und schwer verletzt worden. Die Kommissarin wurde am Freitagabend, 19. April, von einer Frau unvermittelt ins Gesicht geschlagen. &bdquo;Vermutlich hielt die 50-Jährige während sie schlug einen spitzen Stift in der Hand“, schildert Polizeisprecherin Katharina Felsch. Die Beamtin wurde schwer verletzt und mit dem Rettungswagen in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht. Gewalt gegen Polizisten hat im vergangenen Jahr im Kreis Gütersloh wieder zugenommen, auch die Zahl der verletzten Beamten ist deutlich gestiegen – ein derart gravierender Vorfall bleibt aber die Ausnahme. &bdquo;Dass jemand wirklich schwer verletzt im Krankenhaus landet, wie in diesem Fall, kommt glücklicherweise eher selten vor“, sagt die Polizeisprecherin. Ihre Kollegen sind am Freitagabend gegen 19.45 Uhr aufgrund eines häuslichen Streits zu einer Privatanschrift am Kastanienweg in der früheren Briten-Siedlung in Avenwedde-Bahnhof gerufen worden. &bdquo;Dort war es zu einem Streit innerhalb der Familie gekommen“, berichtet Katharina Felsch. Lesen Sie auch: Polizei registriert mehr als 18.000 Straftaten im Kreis Gütersloh Die unter Alkoholeinfluss stehende 50-jährige Bewohnerin hat nach ersten Ermittlungen Teile der Einrichtung beschädigt. Die Frau sollte daraufhin der Wohnung verwiesen werden. &bdquo;Dagegen sperrte sie sich.“ Als sie schließlich von der Polizistin aus dem Haus geführt wurde, wehrte sie sich und schlug der Kommissarin unvermittelt mit ins Gesicht, wodurch die Beamtin die Stichverletzung erlitt. Widerstand gegen Beamte: Höchster Stand seit 2014 Gegen die 50-jährige Gütersloherin wurde aufgrund der häuslichen Streitigkeiten und der Sachbeschädigungen eine Wohnungsverweisung mit einem zehntägigen Rückkehrverbot ausgesprochen. Sie verbrachte die Nacht zu Samstag im Polizeigewahrsam, ein Arzt entnahm ihr eine Blutprobe. Entsprechende Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet – auch wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Widerstand und tätlicher Angriff auf die Staatsgewalt mehrt sich wieder – auch im Kreis Gütersloh. 209 Fälle registrierte die hiesige Kreispolizeibehörde für das vergangene Jahr. Das ist der höchste Stand seit 2014 (93 Fälle) und bedeutet ein Anstieg von 34,84 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022 (155). Davor schwankte die Zahl derer, deren Wut und Aggression sich gegen die Frauen und Männer in Uniform richtet. 2021 kam es zu 190, 2020 zu 168 und 2019 zu 153 Fällen, in denen gegen polizeiliche Maßnahmen teilweise massiver Widerstand geleistet wurde. Dass die Hemmschwelle sinkt und die Zahl der Angriffe steigt, ist seit Jahren zu beobachten. Letztmalig im zweistelligen Bereich war die Anzahl von Widerstand und Angriffen gegen die Gütersloher Kreispolizeibehörde im Jahr 2015. Damals wurden 90 Fälle registriert. &bdquo;Widerstand kommt häufig vor. Mittlerweile sind wir mindestens jeden zweiten Tag damit beschäftigt“, erläutert Polizeisprecherin Katharina Felsch. Gewalt gegen Polizisten: Zahl der Verletzten steigt Kratzen, Schlagen, Beißen oder Kopftstöße sind häufige Mittel, um sich einer Polizeimaßnahme zu widersetzen. &bdquo;Widerstand ist dann gegeben, wenn sich jemand wehrt und nicht immer gleich mit einer Körperverletzung verbunden“, klärt die Polizeisprecherin auf. Geregelt ist der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in Paragraph 113 des Strafgesetzbuches (StGB). Demnach droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe sowie in besonders schweren Fällen eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren. Auch die Anzahl der Polizeibeamten im Kreis Gütersloh, die während der Ausübung ihres Dienstes bei Widerstandshandlungen verletzt worden sind, hat sich erhöht. Blieben die Werte in 2019 (9 Fälle), 2020 (7) und 2021 (6) jeweils noch im einstelligen Bereich, so waren sie in den vergangenen zwei Jahre zweistellig. 2022 gab es 16 verletzte Polizisten zu beklagen. Ein Jahr später waren es 24 Fälle – ein Plus von 50 Prozent. Mehrheitlich waren die Beamten nur leicht verletzt worden, auch Kratzer und Schürfwunden fließen in die Statistik mit ein. Dennoch spiegeln auch diese Zahlen eine bittere Realität wieder – und der jüngste Fall ein besonders trauriges Extrem. In den Finger gebissen und Hitlergruß gezeigt: Fälle der Vergangenheit Für Schlagzeilen haben im Kreis Gütersloh in der Vergangenheit immer wieder Fälle gesorgt, in denen Polizisten angegriffen oder verletzt wurden. Hier einige Beispiele: Ein 24-jähriger, offenbar unter Drogen stehender Mann aus Rheda-Wiedenbrück hatte im Dezember zwei Beamte verletzt und einem dabei in den Finger gebissen, nachdem er in St.Vit mit einem anderen Mann in Streit geraten war. Am 28. März 2023 hatte ein 28-Jähriger in Gütersloh angetrunken einen E-Scooter gefahren, den Hitlergruß gezeigt und einen Polizisten so attackiert, dass der nicht mehr dienstfähig war. Ebenfalls im März 2023 versetzte ein 18-Jähriger in Gütersloh bei einer Verkehrskontrolle in der Kirchstraße zwei Beamten Faustschläge auf den Kopf. Während einer Corona-Demo in der Gütersloher Innenstadt war eine Polizistin im Februar 2022 von einer Frau getreten und in den Hals gekniffen worden.

Meistgelesen