Gütersloh will Streit beenden: Hagedorn soll Postareal bekommen

Gütersloh. Die Gütersloher Politiker haben offenbar große Lust, sich die Optionen für ein neues Stadt-Entrée ausarbeiten zu lassen. Einstimmig, außer der AfD, beschlossen sie, eine vertiefte Studie in Auftrag zu geben. Diese wird Möglichkeiten aufzeigen, nicht nur den Busverkehr, sondern auch das Bahnhofsumfeld und den Übergang zur Innenstadt völlig anders zu gestalten. Zugleich sind sich die Fraktionen einig, den Rechtsstreit mit Hagedorn zu beenden und dem Unternehmen das Postareal zu überlassen. Für die seit Jahren stockenden Pläne rund um Bahnhof und ZOB könnte das den Durchbruch bedeuten. Die Stadt nimmt von der Idee Abschied, den Busverkehr aufs Postgelände zu verlagern, und Hagedorn könnte anfangen, die etwa ein Hektar große Fläche in Abstimmung mit der Stadt zu entwickeln – ein Modell, das auch schon auf der anderen Bahnseite bei Gleis 13 zum Tragen kam. Die Stadt erkenne viele Chancen in diesem Vorgehen, sagte die städtische Planungschefin Inga Linzel. Das gesamte Quartier könne eine erhebliche Aufwertung erfahren. Die Signale der Politik seien erfreulich, und die Verwaltung sei bereit, sich ins Zeug zu legen. Die Stadt hofft, die Grunderwerbssteuer zurück zu bekommen Spätestens Anfang nächsten Jahres soll die Studie vorliegen. Die Stadt ist zuversichtlich, dass deren Ergebnis die Annahme bestätigen wird, der Busverkehr lasse sich komplett über die Kaiserstraße abwickeln. Die Ratsfraktionen teilen diese Zuversicht – andernfalls ließe sich nur schwer ihr Konsens begründen, auf das Postareal verzichten zu wollen. Tatsächlich herrscht in dieser Frage offenbar Einigkeit. Selbst die Grünen, die lange auf das Verlagern des ZOB zum Postareal gedrängt hatten, sind einverstanden, dass die Stadt auf die von Hagedorn ohnehin angezweifelte Kaufoption verzichtet. In der Sitzung des Planungsausschusses kommende Woche und im Rat Anfang Mai wollen die Fraktionen das formell beschließen. Nicht das Ergebnis der Studie abwarten zu wollen, hat einen bestimmten Grund: Die Stadt hatte den Kaufpreis für das Postareal, rund fünf Millionen Euro, schon überwiesen und darauf Grunderwerbssteuer gezahlt, mehr als 300.000 Euro. Die Beurkundung für diesen Kauf war Ende Juni 2022 erfolgt. Bei einer Rückabwicklung des Kaufes innerhalb von zwei Jahren besteht jedoch die Möglichkeit, dass das Finanzamt die Steuer zurück überweist. CDU-Ratsherr spricht von einem &bdquo;bedeutenden Schrit“ Die Ratsfraktionen, die über diesen Sachverhalt hinter verschlossenen Türen beraten, halten es offenbar für falsch, auf diesen Betrag zu verzichten – was als doppeltes Signal gedeutet werden kann: zum einen für die Zuversicht, den Busverkehr über die Kaiserstraße regeln zu können, zum zweiten für das Vertrauen in Hagedorn und dessen Partner Christoph Borchard, dort eine gute Bebauung hinzubekommen. Wie es vor ein paar Tagen bei der Eröffnung des Schüttflix-Towers hieß, habe das Investorengespann Interesse daran, ein weiteres städtebauliches Highlight zu entwickeln. &bdquo;Wir stehen hier vor einem bedeutenden Schritt“, sagte CDU-Rathserr Detlev Kahmen. Die nun eingeschlagene Richtung sei äußerst vielversprechend. Die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes, die Wege Richtung Innenstadt, die Auffrischung des ZOB-Geländes, ein besserer Busverkehr – all das sei nun denkbar. Detailfragen zu den neuen Plänen blieben vorläufig aus BfGT-Ratsherr Andreas Müller lobte die neuen Ideen als &bdquo;erfrischend anders“, SPD-Sprecher Martin Goecke sagte, seine Fraktion blicke gespannt und mit Vorfreude auf die Ergebnisse. Detailfragen, etwa zum möglichen Auto-Durchfahrtverbot für die Kaiserstraße oder zum neuen Fahrradparkhaus, blieben aus. Auch zum Thema, wie künftig der Busverkehr organisiert würde – weiterhin im Rendezvous-System oder in Form von durchgehenden Linien oder in einer Mischvariante – blieben Nachfragen wohl vor allem aus einem Grund aus: Erst wartet man ab, was die vertiefende Studie ergibt. Der städtische Wirtschaftsförderer und neue Baudezernent Albrecht Pförtner ist dahingehend voller Zuversicht: &bdquo;Wir sind fachlich überzeugt, dass das so funktioniert. Es gibt eine klare Richtung, die wir auch aus den jetzigen Beschlüssen mitnehmen: Lasst uns substanziell daran weiterarbeiten.“

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