Polizei ermittelt wegen Gewalt in Gütersloher Senioren-WG: Jetzt spricht ein Bestatter

Gütersloh. In dem Fall einer Gütersloher Senioren-Wohngruppe, in der es zu Gewalt gekommen sein soll, ermittelt die Polizei weiter wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung. Das Verfahren richtet sich gegen Personen, die die WG geleitet haben sollen. &bdquo;Die Ermittlungen laufen noch. Nachdem der Fall öffentlich bekannt wurde, hatten sich mehrere Personen bei uns gemeldet. Deren Hinweise werden nun ausgewertet“, erklärte Polizeisprecherin Katharina Felsch jetzt. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hatte Anfang März über den Fall berichtet, nachdem sie zuvor von einem anonymen Anrufer über &bdquo;schlimme Zustände vor Ort“ unterrichtet wurde und die Polizei laufende Untersuchungen bestätigte. Nun haben sich in dem Fall weitere Anrufer an die Gütersloher Redaktion der &bdquo;NW“ gewandt. Das Protokoll einer Recherche. Kreis Gütersloh: &bdquo;Die Wohngruppe wurde nicht geschlossen“ Am Freitag, 8. März, um 11.47 Uhr äußerte sich zunächst der Kreis Gütersloh auf die Frage, ob die betroffene Einrichtung am Bäckerkamp mittlerweile geschlossen sei. Kreis-Pressesprecher Jan Focken teilte mit: &bdquo;Die Wohngruppe wurde nicht geschlossen. In der WG leben nach unserer erneuten Überprüfung noch sechs Personen. Alle Personen, die einen pflegerisch höheren Bedarf hatten, als in der WG geleistet werden konnte, haben die Einrichtung mittlerweile verlassen und wurden anderweitig untergebracht.“ Die Heimaufsicht der Abteilung Soziales beim Kreis Gütersloh, Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Wohn- und Teilhabe-Gesetz (WTG) in Nordrhein-Westfalen, stehe im ständigen Kontakt mit den involvierten Behörden. Lesen Sie auch: Gewalt in Gütersloher Senioren-WG - Polizei greift ein Bestatter aus dem Kreis Gütersloh berichtet: Kein Mitarbeiter konnte Deutsch Bei der Gütersloher Kreispolizeibehörde hatten sich bereits Mitte Februar Angehörige gemeldet, die den Pflegezustand eines Bewohners infrage gestellt hatten. Daraufhin hatte die Polizei den Kontakt zur Heimaufsicht aufgenommen und die Ermittlungen gestartet, die aktuell noch laufen. Bei der &bdquo;NW“ hatte sich ebenfalls am Freitag vergangener Woche nachmittags ein Bestatter aus dem Kreis Gütersloh gemeldet. Im Gespräch schilderte der Mann, seit mehr als 30 Jahren in der Branche tätig, welche Eindrücke er bei einem beruflichen Termin in der Wohngruppe wahrgenommen hatte. Er und ein Kollege waren dort mit der die Abholung einer verstorbenen Frau beauftragt. &bdquo;Die Umstände in der Einrichtung waren sehr merkwürdig. Keiner der Mitarbeiter konnte sich verständlich artikulieren. Erst nach einiger Zeit drückte man uns ein Handy in die Hand mit einem deutschen Ansprechpartner“, erläutert der Bestatter. Pflegedienst um Stellungnahme gebeten: keine Reaktion Bei der Erstbegehung seien ihnen mehrere Personen in einem Aufenthaltsraum aufgefallen. &bdquo;Ein Fernseher lief. Als wir mit dem Sarg zurückkehrten, waren alle verschwunden. Es hatte fast den Anschein, als seien die Bewohner in ihren Zimmern weggesperrt worden.“ Der Raum der verstorbenen Frau habe keinen guten Eindruck gemacht und sei sehr karg gewesen: &bdquo;Es wirkte alles sehr unordentlich.“ Die betroffene Senioren-Wohngruppe in Gütersloh soll von einer Frau als &bdquo;Organisatorin“ geleitet worden sein. Anlieger und anderen Menschen äußerten im Gespräch des weiteren, dass ein Pflegedienst aus dem nördlichen Gütersloh regelmäßig das Areal angesteuert habe und mutmaßlich mit der Versorgung der älteren Menschen beauftragt gewesen sei. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat das genannte Unternehmen am vergangenen Freitag, 8. März, um 16.43 Uhr telefonisch um eine Stellungnahme gebeten. Eine Reaktion seitens der Firma hat es bislang nicht gegeben. Ärztin erzählt von der Zahlungsweise Dafür riefen knapp zwei Stunden später in der Redaktion, in kurzen zeitlichen Abständen hintereinander zwei Frauen an, um ihre Sichtweise im Bezug auf die Senioren-WG zu schildern. Im ersten Gespräch (18.32 Uhr) meldete sich eine in Bochum niedergelassene Ärztin, deren Angehöriger nach einem Schlaganfall mit Pflegestufe drei in der Wohngruppe leben würde. Sie hätte Klarstellungsbedarf im Hinblick auf die Berichterstattung: &bdquo;Mein Vater hat dort ein Appartement. Die Betreuung ist sehr liebevoll und wir haben keinerlei Beanstandungen.“ Die Ärztin berichtet von Grillpartys und Tortenbacken für die Bewohner, frischer Kost, reibungsloser Medikamentengabe und optimaler Versorgung. Die Einrichtung sei ihr in der Neurologie des LWL-Klinikums Gütersloh empfohlen worden. Finanziell sei ihrer Familie &bdquo;ein Rundumpaket“ angeboten worden, bei dem über einen Betrag an eine Person alle Dienste abgegolten worden seien. &bdquo;Dies hat sich seit kurzem geändert“, berichtet die anonym bleiben wollende Frau. &bdquo;Jetzt muss alles gesondert bezahlt werden – Miete, Strom, Pflegedienst, Krankengymnastik und so weiter.“ Anonyme Anruferin: &bdquo;Hier gibt es keine Gewalt“ Die Ärztin vermutet eine Kampagne, bei der &bdquo;persönliche Motive eine Rolle spielen“. Die Nummer der NW-Redaktion habe sie von der bisherigen Einrichtungsleiterin bekommen, wie sie am Montag in einem weiteren Gespräch bestätigt hat. Sie habe sich dabei aber nicht unter Druck gesetzt fühlen sollen, berichtet die Frau. Kurz nach dem ersten Anruf, ist es am Freitag um 18.46 Uhr zum nächsten Telefonat gekommen. Auch die zweite Anruferin will anonym bleiben. Sie sei schockiert über die Vorwürfe, berichtet die Frau in gebrochenem Deutsch. Sie hätte einen Angehörigen in der Senioren-WG gehabt. &bdquo;Die Leute sind glücklich. Hier gibt es keine Gewalt.“ Vielmehr habe sie nicht zu sagen. Nach wenigen Minuten endet das ominöse Telefonat. In dem undurchsichtigen Fall um die Gütersloher Senioren-WG scheinen noch eine Menge an Fragen zu klären zu sein. Die Ermittlungen der Behörden laufen. Die Polizei sucht weitere Zeugen und Geschädigte. Hinweise werden unter Tel. 05241 8690 entgegengenommen.

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