Künftig für Autos gesperrt? Neue Pläne für zentrale Straßen in Gütersloher Innenstadt

Gütersloh. Für den Busverkehr liegt ein neuer Vorschlag auf dem Tisch. Er beinhaltet, alle Haltestellen für die Stadtbusse entlang der Kaiserstraße anzuordnen. Ein Gutachter, beauftragt von der städtischen Immobilientochter Concept GT, hält das für machbar. Würde der Vorschlag umgesetzt, hätte das zur Folge, dass Kaiser- und Eickhoffstraße für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt wären. Den ZOB könnte man verkleinern; ihn würden nur noch die Regionalbuslinien nutzen. Die Studie liegt den Ratsfraktionen seit einigen Tagen vor. Erstellt hat sie das Berliner Büro KCW, eines der bundesweit führenden Berater für den öffentlichen Verkehr. Im Ergebnis lasse sich festhalten, &bdquo;dass die Kaiserstraße das Potenzial besitzt, den Stadtbusverkehr aufzunehmen“, berichtet Stadtsprecherin Annette Blumenstein. Das Postareal würde nicht mehr gebraucht, die Stadt könnte sich die 5,1 Millionen Euro für den Kauf sparen. Kern der vom Berliner Büro vorgetragenen Variante ist, auf der Kaiserstraße eine Umweltzone einzurichten; damit ginge ein Ausschluss des MIV (motorisierter Individualverkehr) einher. Lediglich Busse, Taxis und Krankenwagen dürften noch durchfahren, der Normalverkehr nicht. Parkhaus und Bahnhof blieben aber erreichbar. Die Auswirkungen auf den Autoverkehr wären erheblich Damit die Autofahrer nicht auf die Eickhoffstraße ausweichen, würde auch sie gesperrt. Dass sich der Verkehrsstrom dadurch verändern würde, liegt auf der Hand. &bdquo;Die sich daraus ergebenden Verkehrsflüsse und erforderlichen Maßnahmen müssen in einem weiteren Schritt betrachtet werden“, so Blumenstein. Eine Schwachstelle könnte etwa die Carl-Bertelsmann-Straße samt Unterführung Lindenstraße sein: Wenn die Autos von der Kirch- nicht mehr nach links in die Kaiserstraße abbiegen, hätte sie deutlich mehr Verkehr zu verkraften. Auch auf den inneren Ring mit der Bismarckstraße käme eine höhere Last zu. Die Studie von KCW wird von der Stadt als &bdquo;erster Aufschlag“ zu dem Thema verstanden. Bestandteil dieser Studie ist auch, ein Fahrrad-Parkhaus zu bauen. Es soll eine vierstellige Zahl an Rädern aufnehmen können. Das Parkhaus könnte demnach nah am Bahndamm stehen, zwischen Bahnhofsgebäude und alter Post. Der dortige LEG-Wohnblock, in mäßigem Zustand und wenig attraktiv, müsste weichen. Das Fahrrad-Parkhaus sei in Verbindung mit der Strengerstraße zu sehen, heißt es – bekanntlich ist beabsichtigt, sie zu einer Fahrradstraße zu erklären, mit einer Baumreihe mitten auf der Fahrbahn und Fahrradspuren links und rechts davon. &bdquo;Eine attraktivere Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof ist erzielbar“, so Blumenstein. Mit dem bisherigen Rendezvous-System würde es nicht funktionieren Den gesamten Stadtbusverkehr über die Kaiserstraße abzuwickeln, würde bedeuten, dort zusätzliche Busbuchten anzulegen. Auswirken würde sich das auf das Buskonzept. Die Stadtwerke müssten sich von dem Rendezvous-System verabschieden, bei dem fast alle Busse den ZOB gleichzeitig anfahren. Dieses System benötige zu viel Platz, um es auf die Kaiserstraße verlegen zu können, heißt es. Gütersloh sei die größte Stadt in Deutschland, die auf Rendezvous setze, eigentlich sei es eher für kleinere Orte geeignet. Rendezvous erleichtert zwar das Umsteigen am ZOB, beschränkt aber die Länge der Buslinien: Die Busfahrer müssen irgendwann umkehren, um wieder rechtzeitig zu ihrer Verabredung zu kommen - bei einer wachsenden Stadt mit Siedlungen außerhalb des Ortskerns wird das zum Problem. Die Alternative wären durchgeschliffene Linien, idealerweise mit kürzerer Taktung. Und die Regionalbusse? Auch sie sollen an den zusätzlichen Buchten entlang der Kaiserstraße halten können, zum schnellen Ein- und Ausstieg. Die Wartezeiten hätten sie auf dem Gelände des ZOB zu überbrücken, der dafür, wenn auch kleiner, weiter gebraucht würde. Auch böte er sich als Ort für die Schnellladestationen von E-Bussen an. Die werden ohnehin absehbar gebraucht. Die Stadt drückt aufs Tempo: Sie will dieses Jahr eine Entscheidung Zuletzt schien die Entwicklung von Bahnhofs- und Postareal ziemlich festgefahren. Wie mehrfach berichtet, streiten die Unternehmer Thomas Hagedorn und Christoph Borchard mit der Stadt über die Frage, ob deren Kaufoption für das Postgelände gültig ist. Hinzu kam vergangene Woche die Absage vom Bund, wonach die Stadtwerke doch nicht die erhofften elf Millionen Euro für die Fortentwicklung des Nahverkehrs bekommen. Die Machbarkeitsstudie aus Berlin, so hoffen manche Politiker, könnte nun ein neues Tor öffnen. Die Fraktionen befassen sich morgen in der Sitzung des Mobilitätsausschusses damit. Der Wunsch von Stadt und Concept GT ist, das Thema vertiefen zu können und noch im Laufe des Jahres zu einem Beschluss zu kommen. Die Studie hatte zwar nicht zum Ziel, den Konflikt ums Postareal zu lösen - aber sie könnte genau dazu führen.

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