Hassbotschaften per Lieferdienst-App: Sorge in Gütersloher Moscheen wächst

Gütersloh. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben unbekannte Personen in Bielefeld versucht, volksverhetzende Hassbotschaften auf Kassenzetteln eines Lieferdienstes an eine islamische Gemeinde zu senden. Die Vorfälle sorgen auch bei gläubigen Muslimen aus Gütersloh für Fassungslosigkeit. &bdquo;Gott sei Dank ist bei uns so etwas noch nicht passiert, aber natürlich macht man sich Sorgen. So etwas tut uns weh“, erklärt Tugrul Öcel (43), Vorsitzender der Türkisch-Islamischen-Gemeinde Gütersloh, die ihre Ditib-Moschee an der Lützowstraße nahe der B 61 hat. An den anderen Moscheen im Gütersloher Stadtgebiete hat es dem Staatsschutz in Bielefeld zufolge ebenfalls noch keinen solchen Vorfall gegeben. Doch auch hier herrscht Betroffenheit über die Geschehnisse in der Nachbarstadt. Die bislang nicht identifizierten Täter hatten am Dienstag versucht, volksverhetzende Botschaften auf Online-Bestellungen eines Lieferdienstes an eine islamische Gemeinde in Bielefeld zu schicken. Offenbar waren mehrere Buchungen bei Restaurants und Imbissen erfolgt. Einem Bringdienst waren die Texte aufgefallen, die Polizei wurde verständigt. Um welche Moschee es sich handelt, gab der Staatsschutz aus Schutzgründen nicht bekannt. Bereits am vergangenen Freitag, 2. Februar, hatte sich an der Hicret-Moschee in Brackwede ein Vorfall nach dem selben Muster ereignet. Abends waren dorthin nach Angaben des Bündnisses Islamischer Gemeinden in Bielefeld gleich 20 Lieferwagen hintereinander bestellt worden. Auf den Lieferscheinen war unter anderem &bdquo;Dönermord wird Volkssport“ und &bdquo;Ausrottung der Sandnigger“ zu lesen. Insgesamt ist es bereits der dritte Vorfall dieser Art. Gütersloher Kreispolizeibehörde beschäftigt Kontaktbeamten Rund 300 Mitglieder zählt die Türkisch-Islamische Gemeinde in Gütersloh. Ihre Moschee gibt es seit 1987 auf dem 2.000 Quadratmeter großen Gelände einer ehemaligen Schreinerei am Autohaus Mense. &bdquo;Bei uns ist das Ganze natürlich ein Thema. Die Leute sprechen darüber, was passiert ist und so etwas ist nicht gut für uns“, erzählt Tugrul Öcel. Bislang sei man von derart böswilligen Aktionen zwar verschont geblieben. &bdquo;Doch sollte so etwas passieren, würden wir uns sofort an die Polizei wenden. Wir haben einen speziellen Beamten als Ansprechpartner.“ In der Tat gibt es bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh seit 2006 im Kriminalkommissariat &bdquo;Kriminalprävention/Opferschutz“ einen sogenannten Kontaktbeamten für muslimische Institutionen. Torsten Lindahl heißt er aktuell, arbeitet als Kriminalhauptkommissar und ist qua Funktion zuständig für alle 13 Moscheen im Gütersloher Kreisgebiet. Die Funktion wurde seinerzeit auf politischen Willen hin initiiert, weil die muslimischen Verbände einen Kontaktwunsch geäußert hatten, um so gegenseitig mehr Transparenz und Vertrauen zu schaffen. Die Nähe des Vorfalls schürt zusätzliche Angst Auch beim Islamischen Zentrum Gütersloh (IZG, 300 Mitglieder) fasst man die Nachricht von den Hassbotschaften aus Bielefeld mit Beunruhigung auf. &bdquo;Als ich gelesen habe, dass es hier in der Nähe passiert ist, war ich echt baff“, sagt der Vorsitzende Mustafa Yelman. Die Situation sei allgemein besorgniserregend, auch aufgrund der Gesamtsituation in Deutschland. &bdquo;Man hat mittlerweile schon die Befürchtung, dass jemand in die Moschee kommt und Unruhe stiftet“, sagt der 33-Jährige. Speziell zum Freitagsgebet habe er deshalb besonders &bdquo;ein Auge darauf“, wer zur Moschee an der Wiedenbrücker Straße komme. Sinan Ugurlu haben die per Lieferando versendeten Hasskommentare wenig überrascht. &bdquo;So etwas ist ja nicht zum ersten Mal passiert. Deutschlandweit hat es das schon öfter gegeben“, sagt der 32-Jährige. Er ist Vorstandsmitglied beim Verein zur Förderung der Integration und Bildung in Gütersloh (rund 100 Mitglieder), der die Ayasofya-Moschee an der Rhedaer Straße unterhält. Untaten wie die aus Bielefeld hätten sich in den letzten Jahren vermehrt, findet Ugurlu. Aber Angst hätte er deshalb nicht: &bdquo;Wir gehen weiter zu unseren Gebeten.“

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