
Gütersloh. Noch sind nähere Einzelheiten nicht bekannt, aber die Vorwürfe wiegen schwer: Der Fahrer des Kleinbusses eines vom Kreis Gütersloh beauftragten Unternehmens, das täglich Kinder zur Förderschule fährt, soll übergriffig geworden sein. Der Mann steht unter Verdacht, eine Förderschülerin belästigt zu haben. Das Mädchen besucht die Mosaikschule an der Straße Im Reke. Es hat sich offensichtlich seinen Eltern anvertraut. „Richtigerweise zeigten die Eltern den Vorfall an. Es ist eine Strafanzeige wegen sexueller Belästigung gestellt und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden“, erklärt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Aktuell untersucht die Kripo den Fall.
Die Kreispolizeibehörde Gütersloh hatte den Vorfall ohne Angaben von weiteren Details am Dienstagvormittag öffentlich gemacht. Auch deshalb, so die Polizeisprecherin, um einer Verbreitung von Gerüchten oder Falschmeldungen über die Sozialen Netzwerke entgegen zu treten und Panikmache zu vereiteln. „Wir gehen nach derzeitigem Stand davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handelt“, erklärte Katharina Felsch. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen würden laufen und man suche nach Zeugen, die Angaben unter 05241 8690 machen könnten.
Zugetragen haben sollen sich die Vorkommnisse nach Polizeiangaben am vergangenen Donnerstag, 25. Januar. Der Vorfall habe sich im Bus ereignet. Nähere Angaben machten jedoch aus Schutzgründen weder die Kreispolizeibehörde noch der Kreis Gütersloh. Bei der Gütersloher Mosaikschule handelt es sich um eine Förderschule unter Trägerschaft des Kreises Gütersloh mit den Schwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung. Dort hatte man am Montag von dem Vorfall Kenntnis erlangt.
Elternbriefe und Beratungsangebote: Schule reagiert unverzüglich
„Wir haben unverzüglich alle Maßnahmen eingeleitet, die die Schule betreffen“, teilte Schulleiter Florian Sandmann auf Anfrage der „Neuen Westfälischen“ mit. Auch der 46-Jährige äußerte sich nicht weiter zu Einzelheiten des Fall und verwies für diesbezügliche Nachfragen – „um die Ermittlungen nicht zu gefährden“ – auf die Polizei. An der Mosaikschule besuchen 215 Schüler die Primarstufe und Sekundarstufe I. Sie werden von 40 Mitarbeitern betreut.
Die Schule reagierte nach dem Vorfall am Dienstag und verschickte unter anderem Elternbriefe. „Wir haben heute alle Eltern schriftlich informiert und Beratungs- und Gesprächsangebote gemacht“, teilte Schulleiter Florian Sandmann mit. Auch in den nächsten Tagen bleibe man mit den Schülern und allen Mitarbeitenden im Austausch, um den Vorfall weiter aufzuarbeiten. „Auch wenn der Transport zur Schule nicht unser Aufgabenbereich ist“, so Sandmann, „unternehmen wir alles, um das Sicherheitsgefühl der Schüler wiederherzustellen.“
Die betroffene Familie wird durch spezialisierte Beratungsangebote und die schulpsychologische Beratungsstelle professionell betreut. „Auch in der Schule sind wir immer Ansprechpartner für alle, die Gesprächsbedarf haben“, versicherte Florian Sandmann. Besonders für die vielen Kinder und Jugendliche, die sich nun Gedanken und Sorgen machen würden.
Busfahrer mit sofortiger Wirkung entlassen
Auch wenn dieser Vorfall verständlicherweise zu Sorge in der Elternschaft führt, so bittet die Gütersloher Polizei darum, „keine Panik zu verbreiten“. Ebenso sollten Gerüchte nicht ungefiltert weitergeleitet werden. „Sprechen Sie mit Ihren Kindern hingegen darüber, dass sie sich mit jeglichen Problemen oder unangenehmen Erlebnissen an Eltern, Lehrer oder andere Vertraute wenden können“, rät Polizeisprecherin Felsch.
Der Kreis Gütersloh hatte am Dienstagnachmittag ebenfalls auf die mutmaßliche Belästigung im Bus reagiert und in einer Pressenotiz Stellung genommen. Demzufolge sei der Kleinbusfahrer aus dem Dienst entfernt worden. „Mit sofortiger Wirkung aus dem Verkehr gezogen wurde ein Busfahrer, der ein Mädchen belästigt haben soll“, hieß es in der von Kreissprecherin Beate Behlert versendeten Mitteilung. Der Mann sei Busfahrer bei einem Unternehmen gewesen, das Kinder mit Kleinbussen zu einer Förderschule fahre. „Ihm wurde am Tag des Vorfalls gekündigt.“
Schulleiter Florian Sandmann hatte den Kreis Gütersloh sofort über den Vorfall informiert. Die Aufsichtsbehörde hatte die Schulaufsicht und die Schulpsychologische Beratungsstelle eingebunden. Einen derartigen Vorfall im Zusammenhang mit seiner Schule hätte es nach seinem Kenntnisstand bisher nicht gegeben, so der Schulleiter weiter. Welche Konsequenzen nach dem Fall in Erwägung gezogen werden, steht noch nicht fest. Fakt sei aber, dass Kinderschutz eine hohe Priorität an sämtlichen Schulen genieße, so Florian Sandmann: „Alle Vorfälle werden immer aufgearbeitet. Der Kreis Gütersloh und die Mosaikschule arbeiten vertrauensvoll und bewährt zusammen.“