Nachfolger von Quante: Dieser Mann übernimmt wichtigen Posten in Gütersloher Kirche

Gütersloh. Wenn Torsten Roland auf ein Schützenfest geht und mit den Menschen spricht, registriert er die Reserviertheit, mit der viele der katholischen Kirche gegenüber stehen. Er, der Pfarrer, muss dann herhalten für all das, was schiefläuft. Doch oft, auch das, spürt er zugleich etwas anderes: einen Funken, der glimmt. Diesen Funken möchte er nun in Gütersloh zum Leuchten bringen. Dem 44-Jährigen, formell seit 1. Dezember der neue leitende Pfarrer im Pastoralen Raum Gütersloh, war daran gelegen, sich gleich am ersten Arbeitstag der Presse und somit der Öffentlichkeit vorzustellen. &bdquo;Ich bin kein kontaktscheuer Mensch. Ich möchte, dass ich meine Gemeinde kennenlerne und ich möchte, dass sie mich kennenlernt.“ Am Sonntag, 11 Uhr, feiert er in St. Pankratius seinen ersten Gottesdienst. Thema der Predigt? Nein, das schon nennen zu können, so weit er noch nicht. Erst mal ankommen, sich umsehen, lernen. Was ihn leite, seien die Worte aus dem Emmaus-Evangelium: &bdquo;Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ Auch die Weihnachtsgottesdienste wird er in Gütersloh zelebrieren. Ein Dorfkind, aufgewachsen in einem 400-Seelen-Ort Roland wirkt nahbar, offen, herzlich. Als er über private Schicksalsschläge erzählt, bricht seine Stimme. Aus früheren Wirkungsorten ist zu hören, wie sehr man ihn mochte. &bdquo;Mit seiner authentischen Art hat er die Herzen der Menschen erobert“, schrieb die &bdquo;NW“ bei seinem Abschied aus Delbrück, und aus Lippstadt kam die Botschaft, sein Fortgang sei &bdquo;für uns ein Verlust, aber für die Gemeinden in Gütersloh sicher ein großer Gewinn“. In Delbrück war er sieben Jahre tätig, in Lippstadt annähernd fünf. Sein Weg zum Amt des Pfarrers verlief nicht schnurgerade. Er nennt sich einen Spätberufenen. Bei einem Sanitär-Großhandel in Attendorn hatte er eine Kaufmannslehre absolviert, als ihn 2001 eine Ministrantenwallfahrt nach Rom führte. Dort, auf dem Petersplatz, hörte er die Worte von Johannes Paul II.: &bdquo;Ihr sollt die Brückenbauer zwischen Gott und den Menschen sein.“ Roland sagt, da habe es bei ihm &bdquo;gerummst. Ich bin nach Hause gefahren und habe meinen Job gekündigt.“ Es folgten drei Jahre am Westfalen-Kolleg in Paderborn, wo er sein Abitur in Vollzeit nachholte, dann 2005 bis 2010 das Studium der Religion und Philosophie in Paderborn und München. Immer wieder habe er sich währenddessen geprüft, immer wieder sei er zu dem Schluss gekommen, dieser Weg sei der richtige. Sein Umfeld habe ihn bestärkt. Roland, Mitglied im Karnevals-, im Schützen-, im Musikverein, &bdquo;ein Dorfkind durch und durch“, fühlte sich wohl mit seiner Entscheidung. 2012 weihte man ihn im Hohen Dom zu Paderborn zum Priester. Gerne zieht er mit Gruppen zum Wandern durch die Alpen &bdquo;Das ist einer der schönsten Berufe, die es gibt“, sagt Roland. Das Menschliche daran reize ihn. Auch in Gütersloh will er viel in der Gemeinde unterwegs sein, will Seelsorger sein, nicht nur Verwalter. Für 27.000 Katholiken ist er zuständig, aufgeteilt auf zwei Pfarreien, zehn Kirchorte. Den Menschen will er erfahrbar machen, &bdquo;dass es da etwas gibt, was uns trägt.“ Den Glauben wecken, zum Gebet anleiten, den Nächsten sehen, das sei ihm vorrangige Aufgabe. Gemeinsam mit seiner neuen Gemeinde will er sich die Frage stellen, wie man das am ehesten hinbekommt.In Lippstadt lag sein Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendarbeit, das ist ohnehin etwas, woran sein Herz hängt. Ferienfreizeiten, Messdienerbetreuung, Jugendseelsorger im Dekanat Lippstadt-Rüthen, Diözesanjugendseelsorger der Malteser. Für die Altersgruppe von 15 bis 35 bietet er seit Jahren Bergfreizeiten im Kleinwalsertal an, das möchte er beibehalten und künftig gerne auch Gütersloher mitnehmen. Roland hat eine Ausbildung zum &bdquo;Begleiten für Bergexerzitien“ absolviert, er liebt das das Wandern und Bergsteigen. Sollte eine weitere Altersgruppe Interesse bekunden, begleitet in die Alpen fahren zu wollen, er hätte nichts dagegen, sagt er. Auch zum Geistlichen Begleiter hat er sich ausbilden lassen. Einzug in Pfarrhaus-Wohnung Am 28. Januar, 15 Uhr, führt ihn das Bistum in St. Pankratius feierlich als neuen Gütersloher Pfarrer ein. &bdquo;Ich möchte, dass das ein großes Glaubensfest wird“, sagt er. Er will die Botschaft senden, &bdquo;da ist jemand, der uns mitnimmt, der sich als Teamplayer in einem Gemeinschaftsteam versteht.“ Mit der im März 2022 gemeinschaftlich mit der Gemeinde beschlossenen Pastoralvereinbarung für den Pastoralen Raum könne er viel anfangen, sie enthalte Inhalte, Begriffe und Ziele, die ihm gefielen und die er mittrage; allenfalls könne es hier und da um eine Schärfung gehen und um die Frage, wo man besonders viel Gas gebe.In den vergangenen Tagen habe er sich in Gütersloh schon ein wenig umgesehen, teils auch inkognito, sagt Roland. Er stellte sich Mitarbeitenden vor und führte mit Dechant Thomas Hengstebeck Dienstgespräche; Hengstebeck leitete in den vergangenen fünf Monaten den Pastoralen Raum kommissarisch. In die Pfarrhaus-Wohnung, soeben von Pfarrer Elmar Quante geräumt, zieht Roland am 3. Januar ein.Die anderen Kirchenimmobilien? Dazu könne er noch nichts sagen, so Roland. Auch hier gelte: Er müsse sich erst ein Bild verschaffen, Meinungen hören – vormittags nahm er direkt an einer Sitzung des Bauausschusses teil. Sich mit der evangelischen Gemeinde Kirchorte zu teilen, sie gemeinsam zu nutzen, das halte er für sinnvoll, und so passiere es ja auch bereits in Friedrichsdorf und Pavenstädt. In seinen früheren Wirkungsorten habe ihm viel an einem guten Einvernehmen mit der evangelischen Gemeinde gelegen, das strebe er auch in Gütersloh an.

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