Immer mehr Eltern im Kreis Gütersloh leiden unter Dauerstress - das sind die Gründe

Gütersloh. Eltern, die mit Kindern unter 18 Jahren in einem Haushalt leben, fühlen sich häufiger gestresst, als Menschen ohne Kinder im Haushalt. Das hat eine forsa-Umfrage ergeben, die im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) durchgeführt wurde. Demnach sei etwa jeder Zweite (53 Prozent) der 18- bis 70-jährigen Befragten mit Kindern häufig oder sehr häufig Anspannung, Belastungen und hohem Druck ausgesetzt. Auch in Gütersloh klagen zunehmend mehr Eltern über ein zu hohes Stresslevel. &bdquo;Die Belastungen sind allgemein gestiegen, auch im Kreis Gütersloh sind Eltern davon betroffen“, sagt Kreissprecherin Beate Behlert. Die Themen Stress und Überlastung seien mehr im Fokus als noch vor einigen Jahren. &bdquo;Dies bekommen wir als Jugendamt im Rahmen der Hilfen zur Erziehung an den Stellen mit, wo wir zum Beispiel ambulante Hilfen in den Familien haben“, sagt Behlert. Die Zahl der Beratungen in den Beratungsstellen des Kreises Gütersloh sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Nur 2020 habe es wegen Corona einen Rückgang gegeben. Die Anzahl der Beratungen liege inzwischen über denen aus dem Jahr 2019. So komme die aktuelle Situation in den Kitas, die von Fachkräftemangel und einer schlechten finanziellen Lage geprägt ist, auch bei den Familien an. Veränderungen und Unsicherheiten setzen Familien unter Stress Diese mussten &bdquo;schon während Corona viel Unsicherheiten und Veränderung in der Betreuungssituation auffangen“, wie die Sprecherin des Kreises Gütersloh erklärt. Weitere Gruppenschließungen oder Kürzungen der Betreuungszeiten würden drohen. &bdquo;Die derzeit nicht gegebene Planungssicherheit bei der Betreuung der Kinder setzt viele Familien unter Stress.“ Damit der Stress nicht Überhand nimmt, sollten Eltern darauf achten, zum Ausgleich auch etwas für sich selbst zu tun. Gibt es Menschen, die einen unterstützen können oder gibt es Strukturen, die verändert werden können? &bdquo;In solchen Fällen stehen die Beratungsstellen vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung“, sagt Behlert. Auch die Beratungsstelle Pro Familia in Gütersloh berichtet, dass Eltern zunehmend belastet sind, um Arbeits- und Familienleben zu vereinbaren. &bdquo;In den Schwangerenberatungen ist es ein großes Thema, ob man nach der Elternzeit einen Betreuungsplatz für das Kind bekommt, wenn beiden Elternteile wieder arbeiten müssen“, sagt Almuth Duensing, Leiterin der Beratungsstelle in Gütersloh. &bdquo;Damit verbunden ist natürlich auch die Sorge, ob die finanziellen Mittel für die Familie ausreichen.“ Krisen wirken sich auf Familien aus Verkürzte Betreuungszeiten und Personalmangel in den Kitas seien oft nur schwer mit der Arbeit zu vereinbaren und bedeute immer Stress für die Eltern. &bdquo;Immer noch lasten die Probleme weitaus stärker auf den Müttern, da sie in den allermeisten Fällen den größten Teil der Care-Arbeit übernehmen“, so Duensing. &bdquo;Kinder haben die gleichen Ansprüche, die sie immer haben“, sagt Birgit Kaupmann, Fachbereichsleitung Familie beim Caritasverband für den Kreis Gütersloh. &bdquo;Die Frage ist nur oft, wie man selbst damit umgeht.“ Allerdings würden sich die Krisen der vergangenen drei Jahre stark auf die Familien auswirken. Wer beispielsweise finanziell stark belastet ist, der spüre das durch die Inflation umso deutlicher. Mit einer der Gründe, warum viele Mütter frühzeitiger wieder anfangen zu arbeiten. Aber auch anderweitig komme es immer wieder zu Unsicherheiten. &bdquo;Eltern fühlen sich nicht mehr so als Fels in der Brandung“, sagt Kaupmann. Auch Social Media habe große Einflüsse darauf. Viele Eltern würden einen Optimierungszwang verspüren, weil in den Sozialen Netzwerken meist nur die &bdquo;perfekte Welt“ gezeigt werde und nicht die Realität. Das wecke falsche Vorstellungen. Viele Ängste lassen sich schon im Vorfeld nehmen Die aktuellen Entwicklungen würden vielen Eltern Angst machen. Eltern sollten sich bewusst machen, dass es wichtig ist sich auch schon bei kleinen Fragestellungen an Ansprechpartner in Beratungsstellen oder aber auch privat im Bekanntenkreis zu wenden. &bdquo;Man sollte nicht warten, bis es ein Riesenproblem geworden ist.“ Kaupmann empfiehlt, sich schon während der Familienplanung an die entsprechenden Stellen zu wenden. &bdquo;Über die meisten Ängste kann man schon im Vorfeld sprechen, dann fühlen sich die Eltern in ihrer Rolle von Anfang an sicherer.“

Meistgelesen