Bäume müssten fallen - Gütersloh wehrt sich gegen OWL-Radschnellweg an der B61

Update: Für den Bau des Radschnellweges zwischen Gütersloh und Bielefeld lässt die Stadt eine Alternativtrasse berechnen. Sie führt durch Isselhorst statt entlang der B 61. Mehrheitlich, gegen die Stimmen von FDP und AfD, haben das die Fraktionen im Fachausschuss beschlossen. Die Wegeführung über den Postdamm und Isselhorst ?wäre länger, würde aber ?das Fällen von Bäumen entlang der Bundesstraße erübrigen. Die Untersuchung wird rund 10.000 Euro kosten. Gütersloh. Für den Radschnellweg durch Ostwestfalen liegt die Machbarkeitsstudie vor. Sie beinhaltet unter anderem einen exakten Vorschlag, wo die Strecke verlaufen soll. In Gütersloh etwa soll sie quer durch die Innenstadt führen, vorbei am Hauptbahnhof. Zahlreiche Straßen, auch innerstädtisch, würden zur Fahrradstraße erklärt, zig Kreuzungen umgestaltet. Strittig ist der Abschnitt zwischen Ummeln und Gütersloh. So lehnt es die Gütersloher Verwaltung ab, den Radschnellweg neben die B 61 zu legen. Hauptargument: Es müssten viele Bäume fallen, und es seien Grundstücke zu kaufen. Die Stadt schlägt stattdessen vor, die Route über Isselhorst und den Postdamm führen. Die Studie ist frisch. Zwar laufen die Planungen für den &bdquo;Radschnellweg OWL 2.0“ seit Jahren, jedoch fehlte es bislang an den Streckendetails. Das 145 Seiten starke Papier, erstellt von einem Ingenieurbüro aus Hannover, zerlegt den 35,81 Kilometer langen Abschnitt zwischen Rheda-Wiedenbrück und Bielefeld-Brake in kleine Einheiten. Kosten von 7,2 Millionen Euro für Trasse von Rheda nach Gütersloh &bdquo;Maßnahmensteckbriefe“ beschreiben die Längen der jeweiligen Abschnitte, die Umbaukosten und Schwierigkeiten. Für diesen Mittwoch ist zu einem Pressegespräch eingeladen, an dem Vertreter aus Gütersloh, Bielefeld und Straßen NRW teilnehmen werden. Allerdings wurden die Einzelheiten schon am Dienstagabend bekannt. Demnach sind die Kosten für die Route grob mit 60 Millionen Euro veranschlagt, inklusive Planungskosten. Davon entfallen 7,2 Millionen Euro auf die Trasse von Rheda nach Gütersloh und 8,8 Millionen Euro auf jene bis Bielefeld-Süd. Kostensteigerungen seien denkbar, je nach zeitlicher Schiene, Routenführung und dem Umbau von Kreuzungen. Im weiteren Verlauf soll der Schnellweg bis Herford führen. Dieser Abschnitt ist jedoch nicht Bestandteil der nun vorliegenden Studie. Das Büro aus Hannover bewertet das Potenzial des Radweges positiv. Sie veranschlagt die Zahl der zusätzlichen Radfahrer, die mehr als 3,8 Kilometer am Tag zurück legen, mit 3.871 Personen. Das ergebe tägliche 45.000 eingesparte Pkw-Kilometer. Wünschenswert sei eine zügige Umsetzung, möglichst schneller als die &bdquo;ansonsten eher realistisch erscheinenden mindestens zehn Jahre“. 27 Minuten Fahrzeit vom Bahnhof in Rheda nach Gütersloh Die Gutachter haben berechnet, wie hoch der Zeitgewinn für die Radfahrer durch den Schnellweg wäre. Vom Bahnhof Rheda bis zum Bahnhof Gütersloh würde die Fahrzeit von 39 auf 27 Minuten sinken. Die Route verliefe seitlich des Rhedaer Forstes am Kiebitzhof vorbei Richtung City. Ein Autofahrer würde von Bahnhof zu Bahnhof 24 Minuten brauchen. Den Abschnitt von Gütersloh nach Bielefeld-Hauptbahnhof würden die Radfahrer dank des Schnellweges in 50 statt 72 Minuten schaffen – allerdings wäre das der von Gütersloh unerwünschte Verlauf entlang der Bundesstraße. Für das Auto veranschlagen die Gutachter eine Fahrzeit von 30 Minuten. Wie detailliert das Büro vorgegangen ist, lässt sich in den Steckbriefen nachlesen. So veranschlagt es für den Verlauf auf der Straße Unter den Ulmen Kosten von 643.000 Euro – und das, obwohl kein Grunderwerb erforderlich wäre. Die Straße würde zur Fahrradstraße umgewidmet; Radfahrer hätten durchgehend Vorfahrt, auch an der Kreuzung Feuerborn-/Bultmannstraße. Bauliche Anpassungen der Straße seien nicht erforderlich. Abschnitte in Gütersloh würden zu Fahrradstraßen umgewidmet Auch der weitere Abschnitt über Blessenstätte und Kirchstraße bis zur Kaiserstraße, 412 Meter lang, würde zur Fahrradstraße umgewidmet. Seitliches Parken wäre verboten, da sonst die Busse nicht genug Platz hätten. Aufstellzonen an den Kreuzungen würden klar machen, dass die Radfahrer bevorrechtigt sind. 926.000 Euro fielen für diesen Abschnitt an. Weiter geht es entlang der Kaiserstraße bis zum ZOB mit einer Neuaufteilung der Fahrstreifen und einigen Umbauten, Kosten: 652.000 Euro. Für die weiteren 178 Meter bis zur Friedrich-Ebert-Straße würden 1,005 Millionen Euro benötigt, obwohl man auch hier ohne Grunderwerb auskäme. Mittelinseln würden versetzt, Bäume gefällt. Die 500 Meter auf der Kaiser- bis zur Berliner Straße wären wiederum als Fahrradstraße ausgewiesen. So geht es Abschnitt für Abschnitt, quer durchs Stadtgebiet, desgleichen in Rheda und Bielefeld. Festgehalten ist, wo Autos seitlich parken dürften und wo nicht, ferner, wo Ampelschaltungen wegfielen, wo Straßenumbau fällig wäre. Stadt Gütersloh empfiehlt statt der B61 den Umweg über Postdamm und Isselhorst In ihrer Stellungnahme geht die Gütersloher Verwaltung nicht auf die einzelnen Abschnitte ein, Ausnahme: das Teilstück entlang der B 61. Dort wäre selbst dann Grunderwerb und das Fällen von Bäumen nötig, wenn der Weg hinter der Baumreihe und im Bereich von Häusern und Wald als Engstelle geführt werde. Der Steckbrief für die 3,3 Kilometer zwischen Postdamm und Isselhorster Straße gibt Kosten von 5,4 Millionen Euro an, davon lediglich 58.000 für Grunderwerb. Die Gutachter schlagen vor, den Weg auf der Nordseite der Bundesstraße zu führen, als Zweirichtungsweg. &bdquo;Der Erhalt des Baumbestandes wird propagiert, der Erhalt ist aber nicht in allen Abschnitten möglich“, heißt es; diese Formulierung findet sich gleichlautend auch für andere Abschnitte. Gestalterisch besonders aufwendig wird es dann durch Ummeln und Brackwede bis zur Artur-Ladebeck-Straße und weiter Richtung Bielefeld-Zentrum. Gütersloh ist der Ansicht, dass wegen der Hindernisse der Schnellweg entlang der B 61 als nicht realistisch einzuschätzen ist“. Sie empfiehlt den Umweg über Postdamm, durch Isselhorst und über den Weg &bdquo;An der Lutter“. Der Postdamm habe bereits die notwendige Breite eines Radschnellweges, &bdquo;An der Lutter“ müsse nur wenig verbreitert werden. Von den Ratsfraktionen will sich die Verwaltung den Auftrag holen, eine Kosten-Nutzen-Analyse für diese Alternativroute in Auftrag zu geben. 10.000 Euro würde das kosten.

Meistgelesen