Umstrittene Wohnungen an Gütersloher Parkbad: Darum stockt das Bauprojekt

Gütersloh. Zwischenzeitlich gab es einen Großbrand, Proteste von Anwohnern und eine Intervention des Gütersloher Bürgermeisters Norbert Morkes: Rund um die heutige Brachfläche des früheren Parkhotels und der Druckerei Ketzer nahe des Parkbads in Gütersloh ist in den vergangenen Monaten viel passiert. Funkstille herrscht dagegen scheinbar um die drei Jahre alten Pläne, auf dem 3.590 Quadratmeter großen Grundstück eine Wohnanlage für junge Senioren zu bauen. Woran liegt es, dass das Vorhaben des sauerländischen Familienunternehmens &bdquo;The Flag“ aus Attendorn (170 Mitarbeiter) offensichtlich ins Stocken geraten ist? &bdquo;In Deutschland gibt es für viele Projektvorhaben Proteste. Dies liegt auch daran, dass die Menschen, die zum Beispiel später in Wohnungen wohnen würden, hier noch keine Lobby haben können“, antwortet Willi Brandt auf die Frage. Grundsätzlich, so der Unternehmenssprecher, könne das Projektvorhaben nur dann weiterentwickelt werden, wenn der wichtige Meilenstein des Baurechts erreicht werde. Die Verhandlungen mit der Stadt Gütersloh &bdquo;verliefen bisher freundschaftlich“, so Brandt. Inhaltlich sei man allerdings noch zu keiner abschließenden Übereinstimmung gekommen. Ursprünglich sollten 61 Wohnungen in fünf dreigeschossigen Gebäuden und eine Tiefgarage mit 38 Stellplätzen auf dem Areal im Winkel von Dalkeweg und der Straße Am Parkbad errichtet werden. Das Vorhaben sorgte für Kritik bei Anwohnern (&bdquo;Zu eng bebaut, die Geschosszahl zu hoch, zu wenig Parkplätze“) und der Politik. Daraufhin hatte &bdquo;The Flag“ sein Konzept hinsichtlich der Wohnanlage entsprechend anpassen wollen. Die neuen Pläne liegen dem städtischen Fachbereich Stadtplanung allerdings nicht vor. &bdquo;Es sind bis dato keine überarbeiteten Unterlagen eingereicht worden“, heißt es aktuell aus dem Gütersloher Rathaus. Investor: Gesetzte Rahmenbedingungen erschweren Lösung Ein Treffen zwischen Stadtverwaltung und &bdquo;The Flag“ hatte es zuletzt im Frühjahr gegeben. &bdquo;Grundsätzlich kommentieren wir Gespräche, die wir mit Kommunen bezüglich der Projektentwicklung führen, nicht“, sagt Willi Brandt. Der Unternehmenssprecher erklärt allerdings auch, dass man von Politik und Verwaltung verschiedene Parameter vorgegeben bekommen habe, die es bei der Umsetzung des Vorhabens einzuhalten gelte. &bdquo;Jedoch konnten wir bei den gesetzten Rahmenbedingungen bisher keine Lösung finden.“ Das sauerländische Unternehmen &bdquo;The Flag“ ist auf besondere Wohnangebote spezialisiert und betreut gegenwärtig 20 fertig gestellte Häuser mit insgesamt 2560 Apartments und Zimmern. Im Segment &bdquo;Senior Living“ baut die Firma derzeit im Schweizer Kanton Tessin ein Haus in Lugano. In Wiesbaden wird ein ehemaliges Bürohaus in Wohnungen für Senioren umgewandelt, in Dülmen ist gerade ein Objekt fertiggestellt worden und in Linz am Rhein erwartet man in den kommenden Monaten das Bauende. Auch in Köln und Hamburg laufen derzeit Projekte. Man sei nicht gewinnmaximierend ausgerichtet, wie das zum Beispiel bei vielen Fonds oder börsengelisteten Unternehmen der Fall sei, sagt Willi Brandt und fügt im Hinblick auf die Pläne für Gütersloh hinzu: &bdquo;Trotzdem muss am Ende eine Umsetzung stehen, die sich mittel- und langfristig wirtschaftlich trägt.“ Derzeit überlege das Familienunternehmen, wie sich eine wirtschaftliche und nachhaltige Verwirklichung realisieren lasse. &bdquo;Sobald ein solcher Entwurf vorliegt, würden wir ihn der Stadt vorstellen.“ Firmensprecher äußert sich über Forderung nach mehr Parkplätzen Der ursprüngliche Entwurf war vor allem wegen der Anzahl der Wohnungen, der Höhe der Gebäude und des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsaufkommens auf Kritik gestoßen. Die Attendorner bevorzugen als Grundstückseigentümer die verdichtete Bebauung und begründen es mit einem Mehr an Möglichkeiten, schonender mit Ressourcen umzugehen. Auch werde weniger Grundstücksfläche pro Wohnung verbraucht und entsprechend Boden versiegelt, führt der Unternehmenssprecher aus. Zu einem geforderten größeren Umfang an Parkflächen äußert sich Willi Brandt ebenfalls. &bdquo;Dass in einer Zeit, in der Automobilität zurückgefahren wird, nach mehr Parkplätzen gerufen wird, entspricht nicht der Lebensrealität, die wir bei den von uns betriebenen Häusern sehen.“ Viele Senioren würden allein aus Altersgründen auf das Autofahren verzichten. &bdquo;Ein Mehr an Parkplätzen geht also am wirklichen Leben vorbei.“ Aktuell liegt das Grundstück, das vormals aus zwei Flächen – dem alten Parkhotel und der Siebdruckerei Ketzer – bestand, brach. Im Mai 2020 war das alte Hotel abgerissen worden. Bei einem Großbrand am 23. Februar 2022 war die früheren Industriehalle der Druckerei zerstört worden. Im Juni wurde auch die Ruine von Baggern beseitigt.

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