Vorsitzende alarmiert: Traditionsverein aus Gütersloh nach fast 50 Jahren vor Aus

Gütersloh. Mit den Skifreunden Gütersloh hat ein Verein seine drohende Auflösung offensichtlich gerade noch in letzter Sekunde abwenden können. Doch jetzt steht ein weiterer, alteingesessener Klub aus der Dalkestadt vor dem Aus. Im Bridge-Club Gütersloh, seit 1975 Bestandteil des hiesigen Vereinswesens, mangelt es nicht nur an Nachwuchs sondern auch an personeller Einsatzfreude. &bdquo;Seit Ende Juli fehlt uns ein Kassenwart, den wir laut Satzung haben müssen. Ich fange jetzt nicht noch an, die Buchführung zu machen. Wenn sich nichts tut, dann müssen wir uns eben auflösen“, nimmt die 1. Vorsitzende Gisela Goepfert kein Blatt vor den Mund. Die 74-Jährige schlägt Alarm. Die Karten stehen schlecht. Deshalb hat die Gütersloherin, die seit vier Jahren die Geschicke des Bridge-Clubs leitet, für Donnerstagabend, 19 Uhr, eine außerordentliche Versammlung anberaumt. Tagungsort ist die Matthäus-Kirche in Sundern, wo sie sich an jedem ersten Donnerstag eines Monats zum gemeinsamen Spielen treffen. Doch statt Beistand von oben erhofft sich Gisela Goepfert eher Tatendrang aus den eigenen Reihen. &bdquo;Wir müssen nominell einen Kassenwart melden, da dieser unseren vierköpfigen Vorstand komplettiert. Ich hoffe einfach, dass sich doch noch jemand bereit erklärt, das Amt zu übernehmen“, erklärt die Rentnerin, die auch passionierte Reiterin ist. Sie spielen regelmäßig im Heidewaldstadion Die Sporen geben muss sie im sprichwörtlichen Sinne jetzt den insgesamt 75 Vereinsmitgliedern, die in diesem Fall eigentlich alle Karten in der Hand haben. &bdquo;Sie wissen um die prekäre Situation und könnten im Prinzip entsprechend handeln“, merkt Gisela Goepfert an, &bdquo;doch für das Amt hat sich bislang bei mir noch niemand gemeldet.“ Stattdessen gab es Post vom Gütersloher Amtsgericht. Die Justizbehörde fragte zuletzt Anfang August formell nach der Vollständigkeit des Vorstands und bat um aktuelle Angaben zur Führungscrew. &bdquo;Diese aber erst einmal vollständig sein, um antworten zu können.“ Seit rund zwei Jahren kommt der Bridge-Club Gütersloh für seine regelmäßigen Runden immer montags und mittwochs zwischen 14.30 und 18.30 Uhr im Gütersloher Heidewaldstadion zusammen. Die Mitglieder – sie sammeln jeweils fünf Euro, um die Miete zahlen zu können – treffen sich im FCG-Vereinsheim &bdquo;Hagedorn’s“. Quasi stilecht, denn die &bdquo;Königin der Kartenspiele“ ist für viele Aktive schon aufgrund ihres komplizierten Regelwerks eher Sport als Spiel. Doch genau darin liegt wohl auch eines der Probleme des Vereins. &bdquo;Man muss die Grundregeln lernen und sich ein bis zwei Jahre mit Bridge beschäftigen, um es spielen zu können“, weiß Gisela Goepfert aus Erfahrung. Die zwei ältesten Mitglieder sind 89 Jahre alt Den langen Atem haben vor allem immer weniger Jugendliche. Auf die Frage, wie es um den Nachwuchs steht, kommt es der Klubchefin wie aus der Pistole geschossen über die Lippen: &bdquo;Schlecht!“ Dabei würde allein schon der Bundesverband viele Anstrengungen unternehmen, um das Blatt, in dem Fall bestehend aus 52 Karten ohne Joker, zu wenden. Doch die Lage ist schwierig. Das Spiel erfordert eben Sitzfleisch und vor allem mentale Kondition. Der Altersdurchschnitt beim Bridge-Club Gütersloh liegt bei 78 Jahren, unter den 75 Mitgliedern sind fünf Männer. Selbst zwei 89-jährige Damen, die beiden ältesten Mitglieder, sind regelmäßig mit von den Partien, die per PC ausgewertet werden. In zwei Jahren könnte der Bridge-Club Gütersloh theoretisch auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken. Doch weil es nicht nur an Nachwuchs, sondern offensichtlich auch an personellem Engagement mangelt, muss der Verein nun um seinen Fortbestand bangen. Gisela Goepfert hat jedoch noch nicht die Hoffnung aufgegeben. Die 74-Jährige hofft, dass sich am Donnerstagabend eine Person meldet, damit sich das Blatt am Ende noch wendet.

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