20 Jahre im Amt: Kurz vor Karriereende zieht Bürgermeister aus Kreis Gütersloh Bilanz

Verl. Der Geburtstag eines Bürgermeisters ist nicht unbedingt ein Anlass, um darüber in der &bdquo;NW“ zu berichten. Zumal Michael Esken am gestrigen Sonntag, 23. Juli, ein unrundes Wiegenfest, nämlich das 57., gefeiert hat. In diesem Jahr ist der Ehrentag zumindest erwähnenswert, denn am heutigen Montag, 24. Juli, ist das Verler Stadtoberhaupt seit genau 20 Jahren als Bürgermeister tätig. Als Esken also im Jahre 2003 nach einer erfolgreichen Wahl in Hemer im schönen Sauerland erstmals als Bürgermeister vereidigt wurde, geschah das exakt einen Tag nach seinem 37. Geburtstag. &bdquo;Darum kann ich mir das Datum so gut merken“, sagt Michael Esken schmunzelnd. 20 Jahre Bürgermeister und das auch noch in zwei Städten, erst von 2003 bis 2015 in Hemer und seit 2015 in Verl – das dürfte in Nordrhein-Westfalen so ziemlich einmalig sein. &bdquo;Mir fällt jedenfalls kein anderer Kollege ein“, sagt Michael Esken und nimmt die runde Zahl zum Anlass, auf die vergangenen beiden Jahrzehnte zurückzublicken. &bdquo;Verwaltung hat mich schon immer interessiert“, erzählt Esken, zumal er 1989 erstmals in seiner Heimatstadt Verl für die CDU in den Rat gewählt worden war und so die ein oder andere politische Weichenstellung begleitet hat. &bdquo;Nur mit dem Bereich Repräsentation hatte ich seinerzeit nichts zu tun.“ Höhepunkt in Hemer: Die Eröffnung der Landesgartenschau Dass er nach seinem Jura-Studium an der Uni Bielefeld von 1989 bis 1995 sowie einer dreijährigen Tätigkeit als Rechtsanwalt in Verl den Job des persönlichen Referenten von Paderborns Bürgermeister Heinz Paus ausübte, dürfte der entscheidende Impuls gewesen sein. &bdquo;Da habe ich das Leben und den Tagesablauf eines Bürgermeisters hautnah miterlebt. Das hat mich durchaus angefixt“, gibt Esken zu. Es folgte die erste Führungsposition in einer Verwaltung als Ester Beigeordneter in Gronau im Münsterland und nur eineinhalb Jahre später der Start als Bürgermeister in Hemer. &bdquo;In Hemer gab es das Problem, dass die CDU untereinander und mit der SPD zerstritten war. Für mich war das seh spannend. ich habe mir gesagt: Ich bin jung und frisch gewählt, ich werde mich nicht verstellen und immer klare Kante zeigen“, erinnert sich Esken. Das habe geholfen, zweimal mit mehr als 70 Prozent der Stimmen wiedergewählt zu werden. &bdquo;Und das in einer Stadt, die eigentlich eine SPD-Hochburg ist.“ Höhepunkt von Eskens Zeit in Hemer war eindeutig die Eröffnung der Landesgartenschau im Jahre 2010. Die war zuvor auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne, die 2.000 Soldaten beherbergt hatte, entwickelt worden, sodass hier auch noch von einem geglückten Strukturwandel gesprochen werden kann. &bdquo;Als dann Anfang 2015 die Verler CDU auf mich zukam und fragte, ob ich Bürgermeister-Kandidat werden möchte, musste ich nicht lange überlegen“, erzählt Michael Esken, dessen Familie mit den beiden Töchtern all die Jahre in Kaunitz geblieben war, auch weil sich Ehefrau Maria hier eine Zahnarztpraxis aufgebaut hatte. &bdquo;Diese Entscheidung hat in Hemer jeder verstanden, weil die Leute gesehen haben, dass es mir nicht um die Karriere, sondern um die Familie ging“, sagt der 57-Jährige, der nach einem &bdquo;schmutzigen Wahlkampf“ (Esken) in einer Stichwahl zum Bürgermeister gewählt wurde und am 21. Oktober 2015 in sein neues Amt eingeführt wurde. Dass er fünf Jahre später mit 82 Prozent der abgegebenen Stimmen im Amt wiedergewählt wurde, sieht Esken als Bestätigung für seine Arbeit. &bdquo;Wer mit einem solchen Ergebnis wiedergewählt wird, hat sicher vieles richtig gemacht. Dass nicht alles zufrieden sind, ist aber auch klar“, sagt er. Im September gibt Esken sein Amt ab Wer Michael Esken nach 20 Jahren als Bürgermeister fragt, was die schwierigste Phase in seiner Amtszeit war, bekommt nicht ganz unerwartet folgende Antwort: &bdquo;Die Corona-Pandemie war mit Abstand die fordernste Zeit. Ich war fast rund um die Uhr im Einsatz, oft habe ich nur drei Stunden geschlafen.“ Dass die Verwaltung seinerzeit die Häuserblocks in Sürenheide mit Zäunen abgeriegelt und so 800 Menschen in Quarantäne geschickt hat, sei die richtige Entscheidung gewesen. &bdquo;Es hätte aber auch schief gehen können. Überhaupt funktioniert so etwas nur, wenn du gute Leute im Rathaus hast“, sagt Michael Esken. Aber auch sonst habe er in dieser Zeit jeden Tag hundert Entscheidungen treffen müssen. &bdquo;Manchmal stand ich nachts senkrecht im Bett, weil mir irgendetwas durch den Kopf gegangen ist“, erinnert sich der 57-Jährige. Dennoch: Von den 20 Jahren als Bürgermeister wolle er nur ganz wenige Tage missen, sagt Michael Esken: &bdquo;Nach meiner Hochzeit und der Geburt meiner beiden Töchter ist mein Beruf für mich das Schönste überhaupt. Er ist total abwechslungsreich, ich kann sehr viel gestalten und ich arbeitete ganz nah an den Menschen. Überhaupt ist Kommunalpolitik etwas sehr Aktives.“ Trotzdem ist Michael Esken mit sich und seiner Entscheidung im Reinen, am 15. September als Bürgermeister aufzuhören und das Amt des Präsidenten der Gemeinde-Prüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Herne zu übernehmen. &bdquo;Ich werde sicherlich mit Tränen in den Augen das Verler Rathaus verlassen, aber vielleicht sind die 20 Jahre ja ein guter Anlass, um aufzuhören.“ Dass es zu der Bewerbung in Herne gekommen ist, habe man im Familienrat entschieden. &bdquo;Meine große Tochter, die inzwischen aus dem Haus ist und in Münster studiert, hat mal gesagt, dass sie mich nur als Bürgermeister kennt. Jetzt will ich einfach noch mal etwas völlig Neues machen.“ Es geht im nicht ums Geld Dabei, und das ist Michael Esken wichtig, geht es ihm nicht ums Geld. Zwar wechselt er in eine höhere Besoldungsgruppe, weil ihm als Bürgermeister aber mehrere Zulagen zustehen und diese nun wegfallen, ändert sich unterm Strich praktisch nichts. &bdquo;Nein, das Geld spielt keine Rolle. Ich habe mir durch den neuen Job etwas anderes erkauft: Freiheit und freie Wochenenden“, sagt er. Der Beruf des Bürgermeisters ist eben auch sehr fordernd – und trotzdem hat Michael Esken ihn 20 Jahre lang immer gerne und voller Überzeugung ausgeführt.

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