Nachhaltiger heizen? Warum die Stadt Gütersloh trotzdem nicht auf Wärmepumpen setzt

Gütersloh. Alle reden von der Wärmepumpe. Diese Technik scheint der Königsweg zu sein, wenn demnächst der Tausch alter und irreperabler Öl- und Gasheizungen ansteht und neue Anlagen aufgrund des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes möglichst mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Doch ist die Wärmepumpe tatsächlich stets das probate Mittel? Das scheint nicht der Fall zu sein. Zumindest wenn es um größere öffentliche Einrichtungen wie Schulen geht. Wärmepumpen, sagt Peter Woste, stellvertretender Leider des Technischen Gebäudemanagements bei der Stadt Gütersloh, seien geeignet für kleinere städtische Liegenschaften wie Kindertagesstätten und kleine Grundschulen. &bdquo;Da arbeiten sie effizient.“ Allerdings nur bis zu einer Vorlauftemperatur des im Heizkreislauf zirkulierenden Wassers von 60 Grad. In Einrichtungen beispielsweise mit Sporthallen werde wegen der notwendigen thermischen Desinfektion der Warmwasseranlagen mit mindestens 70 Grad Vorlauftemperatur zusätzlich zur Wärmepumpe weiterhin ein mit Gas betriebener Spitzlastkessel notwendig sein, so die Einschätzung von Woste gegenüber der &bdquo;NW“. Bei großen Liegenschaften, die eine entsprechende hohe Heizleistung erforderten, und das seien die meisten Schulen, komme nicht zuletzt unter dem Aspekt der Desinfektion eine Holzheizung günstiger. 14 Pelletheizungen in Betrieb Schon seit einigen Jahren setzt die Stadt auf Holzbefeuerung. 2021 wurden laut dem neuesten Energiebericht 15 Prozent des Heizverbrauchs durch diese Technik abgedeckt. 14 entweder mit Holzhackschnitzeln oder Pellets betriebene Anlagen waren im Einsatz, vorwiegend in Schulen wie dem Städtischen Gymnasium, der Anne-Frank-Schule, in verschiedenen Grundschulen oder auch der Feuerwache Isselhorst. Die Anlagen kommen auf eine Gesamtleistung von 2.085 kW. Erdgas macht jedoch mit 76 Prozent weiterhin den größten Anteil an der Heizenergie aus. Dann folgen nach dem Holz noch Fernwärme (6,5 Prozent), Öl (1,8 %) und Solarthermie (0,5 %). Wärmepumpen sind laut Woste "derzeit nicht im Einsatz“. Die Ausgaben für Wärme in den über 300 Liegenschaften der Stadt lagen 2021, also vor dem rasanten Preisanstieg infolge des russischen Angriffskriegs, bei knapp 1 Million Euro. Für Strom kamen noch 2,4 Millionen Euro hinzu und für Wasser 430.000 Euro. Separate Unterbringung erforderlich Nach Berechnungen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes kosten die bisherigen Pläne der Berliner &bdquo;Ampel“-Koalition die Kommunen mindestens acht Milliarden Euro. 135.000 kommunale Gebäude müssten bis 2045 mit einer neuen Heizung ausgestattet werden. Die Stadt Gütersloh hat noch keine exakte Kostenschätzung vorgenommen. Peter Woste geht jedoch davon aus, dass der finanzielle Aufwand für die Umrüstung einer kompletten Heizungsanlage in einer Schule zum Beispiel auf eine Biomasse-Heizung sich &bdquo;sicherlich im sechsstelligen Bereich“ bewegen würde. Der Fachmann gibt auch zu bedenken, dass eine etwa mit Holzhackschnitzeln betriebene Biomasse-Heizung deutlich mehr Platz und eine gesonderte Unterbringung benötigt als eine heutige, von den Maßen her in der Regel sehr kompakte Gasheizung. Auf die Frage, ob auch Wasserstoff in den Überlegungen des Technischen Gebäudemanagements eine Rolle spiele, heißt es: &bdquo;Zurzeit nicht.“ Was den Betrieb von Holzheizungen angeht, sind in der Vergangenheit des öfteren Zweifel an deren Klimaneutralität laut geworden. Besonders kritische Töne schlug das Umweltbundesamt (UBA) überdies hinsichtlich der Feinstaubbelastung. an. &bdquo;Mittlerweile entfallen mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf Holzheizungen. Das ist ungefähr die Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr“, sagte UBA-Präsident Messner kürzlich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Holz besser verarbeiten als verbrennen" &bdquo;Vor allem Einzelraumfeuerungen wie Kamine und Öfen, von denen wir über 11 Millionen in Deutschland haben, stellen eine wesentliche Feinstaubquelle dar.“ Erheblich besser beurteilte das UBA den Einsatz von Zentralheizungen mit Pellets aus gepresstem Restholz. &bdquo;Das macht einen großen Unterschied zur Verbrennung von Holz in Kaminen. Die Emissionen von Kaminen fallen deutlich höher aus als bei Pelletheizungen, die automatisch gesteuert werden und über Staubabscheider verfügen, die den Abgasen den Feinstaub entziehen.“ Doch aus der Perspektive des Klimaschutzes sei es stets besser, Holz zu verarbeiten, als es zu verbrennen. Nach dem vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf des Heizungsgesetzes soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das soll für alle Eigentümer bis 80 Jahre gelten. Bestehende Öl- und Gasheizungen können weiter betrieben werden, kaputte Heizungen dürfen repariert werden. So soll der Abschied von klimaschädlichen Gas- und Ölheizungen eingeläutet werden. Unklar ist, welche Änderungen an dem Entwurf noch vorgenommen werden und ob das Gesetz tatsächlich bereits kommendes Jahr in Kraft tritt.

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