Wer wird der nächste Gütersloher Bürgermeister?

Gütersloh. Zweieinhalb Jahre nach dem Sensationssieg von Herausforderer Norbert Morkes (BfGT) bei den Bürgermeisterwahlen 2020 bricht nun die Halbzeit in der laufenden Amtsperiode an. Für die Parteien wird es Zeit für die Kandidatensuche mit Blick auf 2025. In ihren Ortszentralen laufen zum Teil schon länger die internen Sondierungen. &bdquo;Wir sind im ständigen Austausch“, sagt Ischo Can, Stadtverbandschef der CDU. In allen Lagern ist Lauerstellung angesagt. Ein Überblick. Gütersloher CDU: Wer soll es besser machen als zuletzt Henning Schulz? Zentrale Frage bei der CDU, die unter dem Verlust des Spitzenpostens noch immer zu knacken hat: Wer soll es beim nächsten Mal besser machen als zuletzt Henning Schulz, der als damaliger Amtsinhaber als klarer Favorit ins Rennen gegangen war und doch in der Stichwahl Morkes krachend unterlegen war? Can lüftet die Karten noch nicht. Die CDU werde sich mit der nötigen Sorgfalt und Geduld mit dem Thema auseinandersetzen, sagt er. &bdquo;Aktuell liegt der Fokus bei den Aufgaben und Herausforderungen, die wir als Stadtgesellschaft schultern müssen.“ In der Tat sind die Lokalpolitiker derzeit gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand vor allem als Krisenmanager gefragt. Nach wie vor droht aufgrund Millionen-Fehlbeträgen in diesem und in den nächsten Jahren die Haushaltssicherung; beim Eigenbetrieb Klinikum tut sich ebenfalls ein gewaltiges Finanzloch auf; und obendrein führt der Streit ums Stadtmarketing zu Verbalattacken, die Wunden hinterlassen. Gütersloher FDP: Nach 20 Jahren mit neuem Anlauf Mittendrin in diesen Turbulenzen lenkt die Gütersloher FDP den Blick weg von den Krisenszenarien, indem sie zum Thema Bürgermeisterwahlen 2025 als Erste einen öffentlichen Aufschlag macht – und überrascht. Erstmals nach langer Zeit kündigt die FDP wieder eine eigene Kandidatur für den Chefposten im Rathaus an. 2004 hieß der bislang letzte Bewerber Wolfgang Büscher. Kaum einer dürfte sich heute daran erinnern: Der heute in Wiedenbrück wohnende ehemalige Lehrer holte damals 3,51 Prozent der Stimmen, während SPD-Kandidatin Maria Unger sich gleich im ersten Wahlgang souverän mit absoluter Mehrheit durchsetzen konnte. Und wen schickt die FDP diesmal ins Rennen? Soviel verraten die Liberalen zu diesem Zeitpunkt nicht. Stadtverbandschef Sascha Priebe hat zwar offenbar einen Aspiranten im Fokus, gibt aber lediglich zu Protokoll: &bdquo;Die- oder derjenige möchte das noch mit der Familie abklären.“ Noch will keiner Namen nennen Mit Namen rücken auch die anderen Parteien noch nicht heraus. Zwar wird im Zusammenhang mit der CDU seit kurzem auch der Name Ina Laukötter genannt. Die Ratsfrau, Jahrgang 1980, ist voriges Jahr zur neuen Vorsitzenden des CDU-Ortsvereins Gütersloh gewählt worden und scheint auch sonst politisch nach vorn zu streben. Jüngst hielt sie die Haushaltsrede für ihre Fraktion. Doch Ischo Can geht auf Spekukationen mit keiner Silbe ein, auch nicht auf die Frage ein, ob Beobachter richtig lägen, die den Ersten Beigeordneten Henning Matthes als künftigen Kandidaten sehen. Der 45-Jährige, Chef des Mega-Geschäftsbereichs Familie, Jugend, Soziales und Sport, ist wie Schulz ein Mann mit reichlich Verwaltungserfahrung, allerdings auch einem gewissen Manko. Matthes wohnt mit seiner Familie in Bielefeld, wo er unlängst bis zu seinem überraschenden Rückzieher den CDU-Kreisvorsitz angestrebt hat. Trotz seines wichtigen Postens im Gütersloher Rathaus zählt er hier somit zu den oft zitierten &bdquo;Leuten von außen“, die von eingesessenen Poalbürgern bisweilen mit einer Prise Argwohn betrachtet werden, zumal wenn es um das höchste Amt der Stadt geht. Gütersloher SPD: Korkmaz-Emre mit Chance auf Bundestag Für die SPD kommt nach Aussage der Stadtverbandsvorsitzenden Elvan Korkmaz-Emre eine externe Lösung jedenfalls nicht in Betracht. Sie hat vielmehr potenzielle heimische Kandidaten auf dem Zettel, &bdquo;die bislang nicht unbedingt in der ersten Reihe sitzen“. Somit scheidet eine erneute Kandidatur des amtierenden Vorsitzenden der Ratsfraktion, Volker Richter, eher aus. Der 57-Jährige war 2020 als Viertplatzierter in der ersten Runde der Bürgermeisterwahl gescheitert. Die Kandidatenfrage möchte die Stadtverbandschefin jedenfalls rasch klären, &bdquo;je eher, desto besser“. Noch für die erste Jahreshälfte kündigt sie eine Klausursitzung des Stadtverbands an, um in einem &bdquo;breit angelegten Prozess“ und nicht im Hinterzimmer die Entscheidung zu treffen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, selbst anzutreten, sagt Korkmaz-Emre: &bdquo;Ich schließe nichts aus.“ Ein denkbarer Wiedereinzug in den Bundestag spiele in ihren Überlegungen hingegen keinerlei Rolle, sagt sie. Völlig ausgeschlossen wäre das jedoch nicht. Denn die 37-Jährige steht als potenzielle Nachrückerin ganz oben auf der NRW-Reserveliste für Berlin. Zwar sei die SPD eine stolze Partei, die grundsätzlich den Anspruch habe, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, so Korkmaz-Emre, doch komme auch eine parteiübergreifende gemeinsame Kandidaten-Lösung in Frage. &bdquo;Auf Bundesebene regiert die ,Ampel’. Es stehen also viele Farben und mögliche Bündnisse zur Verfügung.“ Gütersloher Grünen: Erneuter Anlauf von Gitte Trostmann? Zurückhaltend äußern sich die Grünen. &bdquo;Wir befassen uns intensiv der Bürgermeister-Kandidatur und den Anforderungen an eine geeignete grüne Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister. Einen neuen Sachstand gibt es dazu derzeit aber noch nicht“, teilt die neue Sprecherin des Ortsvereins, Sara Pérez de Siles Fernández, mit. Ihr Vorgänger Thomas Dominikowski hatte bereits Wochen zuvor erklärt, es sei noch zu früh für Festlegungen oder Spekulationen jeglicher Art. Gleichwohl hält mancher einen erneuten Anlauf der Co-Fraktionsvorsitzenden Gitte Trostmann für realistisch. Die 46-Jährige zeigt sich in ihren Redebeiträgen häufig angriffslustig und übernimmt auch schon mal bei schwarz-grünen Projekten wie zum Beispiel dem Neuzuschnitt der Geschäftsbereiche im Rathaus die Sprecherrolle. 2020 erreichte Trostmann bei ihrer ersten Kandidatur gut 21 Prozent der Stimmen. BfGT: Gesundheit für Morkes mitentscheidend Und wie weit ist die BfGT, die seit dem geradezu historischen Wahlabend Ende September 2020 den Gütersloher Bürgermeister stellt? Der 2. Vorsitzende Jürgen Behnke äußert sich knapp. Es gebe noch keine Überlegungen, wie und mit wem die BfGT an der Wahl 2025 teilnehmen werde. Dies werde in Mitgliederversammlungen beraten. Amtsinhaber Norbert Morkes (71), 2020 in der Stichwahl von den Wählern mit einem satten Stimmenanteil von 58 Prozent ausgestattet, wiederholt das, was er schon des öfteren zu seinen etwaigen Ambitionen gesagt hat. &bdquo;Man muss auch sehen, ob man gesund bleibt.“ Es wäre sein fünfter Anlauf. Einiges wird freilich davon abhängen, wie es in den nächsten Wochen und Monaten um Morkes’ Rückhalt innerhalb des Verwaltungsvorstands bestellt sein wird. Das Verhältnis zu den Beigeordneten Matthes und Andreas Kimpel ist, das ist kein Geheimnis, eher getrübt. Und einen persönlichen Referenten seines Vertrauens will ihm die Ratsmehrheit partout nicht gewähren. Nicht zuletzt die hitzige Diskussion ums Stadtmarketing und die seit seinem Amtsantritt fortwährenden Attacken auf ihn insbesondere der CDU haben wohl mit dazu geführt, dass Morkes kürzlich vorübergehend außer Gefecht war. Kardiologische Symptome. Die Ärzte gaben dem Vernehmen nach Entwarnung. Aber reicht die Kraft für eine weitere Amtszeit?

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