Einlassstopp in der Stadthalle

Großer Andrang bei Gütersloher Wahl-Arena: Diese Themen sorgen für Diskussionen

Bei einer Live-Veranstaltung haben „NW“ und „Radio Gütersloh“ die vier Bürgermeister-Kandidaten auf den Prüfstand gestellt. Der Andrang war enorm. Hier gibt es alle Fotos und Statements.

Auch zahlreiche Vertreter des Gütersloher Jugendparlaments waren vor Ort und fragten gezielt nach den Zielen der Kandidaten, auch die Jugend der Stadt miteinzubeziehen. | © Andreas Frücht

Gütersloh. Wer wird neuer Bürgermeister oder Bürgermeisterin in Gütersloh? Henning Matthes (CDU), Matthias Trepper (SPD), Gitte Trostmann (Grüne) und Torsten Drescher (AfD) bewerben sich bei der Wahl am Sonntag, 17. November, um den Posten des Stadtoberhaupts. Zehn Tage vor der Entscheidung sind die vier Kandidaten am Donnerstagabend bei der Wahl-Arena von „NW“ und „Radio Gütersloh“ aufeinandergetroffen.

Bei dem von „NW“-Lokalchefin Jeanette Salzmann und „Radio-Gütersloh“-Chefredakteur Carsten Schoßmeier moderierten, verbalen Schlagabtausch im kleinen Saal der Gütersloher Stadthalle ging es unter anderem um Güterslohs Finanzlage, die Sicherheit in der Innenstadt oder auch die vielfach diskutierte Nachtabschaltung der Straßenlaternen.

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Gütersloher Wahl-Arena 2024

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Die wichtigsten Infos zur Gütersloher Wahl-Arena im Überblick

Zuschauer: Die Wahl-Arena, deren Eintritt kostenfrei war, stieß bei den Güterslohern auf reges Interesse. Schon vor Beginn strömten zahlreiche Besucher in den kleinen Saal der Stadthalle, darunter auch bekannte Gesichter, etwa Anhänger der jeweiligen Parteien sowie Vertreter des Jugendparlaments. Nach rund 400 Gästen gab es einen Einlassstopp. Mehr als 170 Menschen verfolgten das Event im Livestream.

Thema im Fokus: Ausführlich diskutiert wurde von den Kandidaten unter anderem über die Finanzlage der Dalkestadt. Man müsse langfristig die Haushaltssicherung vermeiden, betonte etwa Trostmann. Drescher brachte derweil die Übernahme des Theaters durch private Investoren ins Spiel, um Geld zu sparen - woraufhin sich Trepper echauffierte: „Die Kultur gegen andere Dinge auszuspielen, finde ich unerträglich.“

Stimmungsbild: Besonders überzeugen konnten SPD-Kandidat Matthias Trepper und CDU-Mann Henning Matthes, wie eine nicht-repräsentative „NW“-Umfrage im direkten Nachgang des Kandidatenduells ergeben hat.

Hier gibt es die gesamte Gütersloher Wahl-Arena zum Nachschauen

Themenkomplex Finanzen und Haushalt

Wie soll das zu erwartende finanzielle Defizit der Stadt gestopft werden? - © Andreas Frücht
Wie soll das zu erwartende finanzielle Defizit der Stadt gestopft werden? | © Andreas Frücht

Die Grundlage der Diskussion war die von der Stadt und Politik erstellte Sparliste. Sie enthält 287 Positionen, bei denen es Kürzungsmöglichkeiten gibt. Mit diesen Positionen könnte es gelingen 11 Millionen Euro zu sparen. Das prognostizierte Defizit der Stadt beläuft sich allerdings auf 45 Millionen Euro.

Gitte Trostmann: Auf die Frage, wie sie als Bürgermeisterin die fehlenden 34 Millionen Euro auftreiben würde, sagt Trostmann, dass es dafür keine einfache Lösung gebe. Es gehe darum, Einnahmen und Ausgaben zu hinterfragen. Jede Position auf der Sparliste müsse geprüft werden. „Das oberste Ziel ist, die Haushaltssicherung zu vermeiden“, betont die Kandidatin der Grünen.

Henning Matthes: Der CDU-Kandidat will hingegen die finanzielle Situation der Stadt durch eine strenge Haushaltskontrolle und sinnvolle Investitionen verbessern. „Ich halte es für unrealistisch, das Haushaltsdefizit von 45 Millionen Euro im Jahr 2025 komplett auszugleichen“, so der CDUler.

Matthias Trepper: Anders als die anderen Kandidaten würde Matthias Trepper sich selbst ebenfalls dem Spardruck unterwerfen. „Ich würde auf eine Gehaltsstufe verzichten“, sagt er. Das ist rechtlich allerdings nicht ohne Weiteres möglich. Darüber hinaus würde Trepper auf einen eigenen Dienstwagen und auf einen Beigeordneten für Kultur verzichten. Die Aufgaben des Kulturdezernenten würde er als Bürgermeister selbst übernehmen.

Torsten Drescher: Der AfD-Kandidat schlägt im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten vor, im Kultur- und Klimaschutzbereich drastische Kürzungen vorzunehmen. Beispielsweise plädiert er dafür, das Stadttheater an einen privaten Investor zu verkaufen. Den gesamten Komplex Klimaschutz bezeichnet er als „ganz große Geldverbrennungsanlage“.

Themenkomplex Sicherheit in der Innenstadt

CDU-Kandidat Henning Matthes möchte zusätzliche Stellen für den kommunalen Ordnungsdienst schaffen. - © Patrick Menzel
CDU-Kandidat Henning Matthes möchte zusätzliche Stellen für den kommunalen Ordnungsdienst schaffen. | © Patrick Menzel

Auslöser dieser Diskussion war eine Zuschrift eines Lesers. Seiner Auffassung nach werden der Bahnhofsvorplatz und der Bereich vor der alten Post von Drogenabhängigen und Dealern regelrecht belagert.

Henning Matthes: Auf die Zuschrift angesprochen entgegnet Matthes: „Ich glaube, dass wir das aufstocken müssen.“ Gemeint seien damit zusätzliche Stellen im kommunalen Ordnungsdienst und eventuell das Engagieren von privaten Sicherheitsdiensten, erklärt er. Situationen wie am ZOB, wo sich die Busfahrer nachts nicht mehr trauen würden auszusteigen, seien absolut inakzeptabel, so Matthes.

Gitte Trostmann: Auch Trostmann ist sich über das Unsicherheitsgefühl vieler Bürger bewusst. Sie verweist auf die Idee der Grünen, eine Polizeiwache im Rathaus zu installieren. Ein entsprechender Prüfantrag sei dazu auch schon bei der Verwaltung eingegangen, so die Grüne.

Torsten Drescher: Der AfD-Kandidat betont: „Grundsätzlich müssen wir dahin kommen, dass wir die Versorgungsströme nach Gütersloh besser kontrollieren und auch härter dagegen vorgehen“. Wie dies allerdings funktionieren soll, lässt er offen.

Matthias Trepper: Der SPD-Mann betont derweil die Bedeutung von ausreichender Beleuchtung an öffentlichen Plätzen, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen. Dies gelte insbesondere für „Angsträume“ wie den Bahnhofvorplatz.

Themenkomplex Nachtabschaltung

Bleiben die Laternen nachts an oder aus? Die vier Kandidaten bezogen dazu Position. - © Andreas Frücht
Bleiben die Laternen nachts an oder aus? Die vier Kandidaten bezogen dazu Position. | © Andreas Frücht

Dieser Einwurf vom SPD-Kandidaten brachte eine perfekte Überleitung zum Thema Nachtabschaltung. Obwohl die Frage, ob das Licht in der Stadt nachts an oder aus bleiben soll, in den vergangenen Monaten immer wieder kontrovers diskutiert wurde, gab es dieses Mal inhaltliche Überschneidungen. Insbesondere in Bezug auf die Notwendigkeit einer verstärkten Beleuchtung am Wochenende.

Matthias Trepper: Bei diesem Thema prescht Matthes mit den Worten „Licht an“ voran. Mit dem Abschalten der Laternen spare man zwar Geld und leiste einen Beitrag zum Insektenschutz, dies müsse aber ins Verhältnis zum subjektiven und objektiven Sicherheitsgefühl der Menschen gesetzt werden, argumentiert er. „Und da sage ich, das Sicherheitsgefühl wiegt für mich höher.“

Gitte Trostmann: Die Kandidatin der Grünen hingegen differenziert zwischen Wochentagen und Wochenenden. Sie plädiert dafür, das Licht am Wochenende anzulassen. In der Woche hingegen sollten die finanziellen und ökologischen Vorteile der Nachtabschaltung genutzt werden.

Torsten Drescher: Dabei erhält sie überraschenderweise Zuspruch von der AfD. Auch Torsten Drescher stimmt dafür, dass das Licht in der Woche zwischen 0 und 4 Uhr ausgeschaltet bleiben sollte. Als Alternative schlägt er ein Modell vor, bei dem das Licht in dieser Zeit nur bei Bedarf eingeschaltet wird („Licht on demand“). An den Wochenenden spricht er sich für eine längere Beleuchtungsdauer aus.

Matthias Trepper: Der SPD-Vertreter präferiert ebenfalls eine längere Beleuchtungsdauer. Damit widerspricht er einem Beschluss seiner eigenen Fraktion, die vor etwa einem Jahr mit dem Stimmen der Grünen und der BfGT dafür votierte, die seit der Energiekrise eingeführte Abschaltung der städtischen Nachtbeleuchtung beizubehalten.