Im Streit ums Gütersloher Stadtmarketing versuchen Beteiligte sich zusammenzuraufen

Gütersloh. Bürgermeister Norbert Morkes und der Beigeordnete Andreas Kimpel sind offenbar wieder um Verständigung bemüht. In der Sondersitzung des Stadtrates zum Thema Stadtmarketing am Montagabend verlas Morkes eine gemeinsame Stellungnahme. Darin heißt es, &bdquo;wir werden gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand sachlich und vertrauensvoll zukunftsorientiert zusammenarbeiten und kommunizieren.“ Morkes und Kimpel hatten sich zuletzt wechselseitig öffentlich Vorwürfe gemacht. Nun schildern sie in ihrer Erklärung, diese &bdquo;Äußerungen waren im Nachhinein betrachtet sicher nicht immer optimal“. Hinsichtlich der Gesamtbeurteilung der Angelegenheit gebe es zwischen ihnen zwar weiterhin &bdquo;unterschiedliche Bewertungen und Interpretationen“, die sie nicht vollständig auflösen könnten. Allerdings wollten sie nun gemeinsam – samt Politik und den werbetreibenden Vereinen – &bdquo;im Sinne unserer Stadt sachorientiert nach vorne blicken“. Sie wollen konstruktiv an Lösungen arbeiten, &bdquo;die unsere Stadt über die Grenzen hinaus in einen positiven Fokus der Öffentlichkeit stellt“. Morkes verlas das Papier zu Beginn der Sondersitzung, die sich einzig ums Stadtmarketing drehte. Allein der öffentliche Teil dauerte – inklusive Unterbrechung – zweieinhalb Stunden. Neben der Ausfechtung des inhaltlichen und atmosphärischen Streits standen am Ende zwei einstimmig gefasste Grundsatzbeschlüsse: In dem einen ging es um die strukturelle Neuausrichtung des Stadtmarketings, in dem anderen um die Vorbereitung des Stadtjubiläums 2025. Erste Befürchtungen bestätigen sich nicht Die Befürchtung – oder auch Hoffnung –, die Sitzung werde zu einem öffentlichen Tribunal für die Streit-Protagonisten Morkes, Kimpel und Marketing-Geschäftsführer Jan-Erik Weinekötter, bestätigte sich nicht. Weinekötter bekam im Gegenteil Komplimente zu hören: Sprecher von CDU (Markus Kottmann) und Grünen (Gitte Trostmann) bedankten sich bei ihm. &bdquo;Wir verlieren einen erfahrenen und kompetenten Geschäftsführer“, so Trostmann. Angesichts der fehlenden Rückendeckung von der Verwaltungsspitze könne sie verstehen, dass er (zum 31. August) gekündigt habe. Es werde nicht leicht, eine gute Nachfolge zu finden. Vertreter anderer Fraktionen äußerten sich nicht. Kimpel hingegen musste sich Kritik aus der SPD anhören. Dass ein Beigeordneter eine Stellungnahme an die Zeitungen schicke und anderntags nur einzelne Ratsmitglieder und einzelne Fraktionen sukzessive, ergo bevorzugt informiere, sei ein &bdquo;Unding“, das er in 28 Jahren Ratsarbeit noch nicht erlebt habe, sagte SPD-Fraktionschef Volker Richter, außerdem sei es ein Vorgang, der nicht von der NRW-Gemeindeordnung gedeckt sei. Kimpel versicherte daraufhin, &bdquo;eine solche Presseerklärung wird es während meiner Dienstzeit nicht mehr geben.“ Eine ähnlich selbstkritische und &bdquo;daher von Größe zeugende“ Haltung wünsche sich die CDU auch von Morkes, sagte ihr Ratsmitglied Nils Wittenbrink. Stattdessen drücke sich der Bürgermeister um eine klare Entschuldigung für den Begriff &bdquo;Stalinorgel“, den er im Zusammenhang mit der an ihn gerichteten Kritik verwendet hatte. CDU-Ratsfrau Ingrid Hollenhorst, zugleich stellvertretende Bürgermeisterin, gestand Morkes zu, er habe den Begriff vielleicht flapsig gemeint, &bdquo;jedoch darf ein Stadtoberhaupt bei öffentlichen Äußerungen nicht das Maß verlieren.“ Morkes entgegnete, er sei am Rande einer Veranstaltung von einem Journalisten angesprochen worden, wie er sich fühle und er sei &bdquo;auch nur ein Mensch“. Sitzung dreht sich um Organisationsform des Gütersloher Stadtmarketings Der Großteil der Sitzung drehte sich allerdings um die künftige Organisationsform des Stadtmarketings. Die Vertreter von CDU, SPD und BfGT lasen sich seitenlange Anträge und Positionspapiere vor, die sie sich zum Teil erst kurz vor der Sitzung zur Kenntnis gegeben hatten – zähe Vorträge, auf die kaum jemand in der Lage war einzugehen und die zu Ermattungen im Ratssaal wie auf der gefüllten Zuhörertribüne führten. Dabei unterschieden sich die Positionen nur wenig voneinander, mit Ausnahme eines Punktes: Wie weit soll künftig die direkte Einflussmöglichkeit der Politik reichen? Während die SPD die Einrichtung eines Aufsichtsrates – &bdquo;wir brauchen institutionalisierte Mitspracherechte“ (Richter) – fordert, wollen CDU, Grüne und FDP es bei einem (freilich gestärkten) Beirat belassen. Letztlich einigte man sich, beide Optionen zu prüfen. Zudem ist geplant, einen &bdquo;Stadtmarketinggipfel“ einzurichten – keinen einmaligen Gipfel, sondern einen fortlaufenden Prozess, der extern zu moderieren sei. Dieser Gipfel soll die Aufgaben des Stadtmarketings formulieren, die anschließend in eine Stellenbeschreibung für die Weinekötter-Nachfolge münden. Zum Stadtjubiläum 2025 einigten sich die Fraktionen darauf, möglichst bald ein Ideen- und Organisationsteam ins Leben zu rufen. Unter anderem ist von einem Bürgertag, einem Festumzug, einem Innenstadtfest und der Einbindung möglichst vieler Vereine die Rede. &bdquo;Wir haben uns leider viel zu lange nicht damit beschäftigt“, sagte Kottmann.

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