Gütersloher Straßenlaternen nachts an oder aus? Neue Diskussion um umstrittene Maßnahme

Gütersloh. In der nächsten Ratssitzung, am 22. November, wird wieder einmal über die sogenannte Nachtabschaltung diskutiert und abgestimmt. Hinter dem recht ungelenken Wort steht die Frage, ob die Straßenlaternen in Gütersloh die ganze Nacht leuchten oder zwischen montags bis donnerstags in der Zeit von 0 bis 4 Uhr sowie freitags bis sonntags in der Zeit von 2 bis 5 Uhr ausgeschaltet werden sollen. Grund für die Abstimmung ist diesmal kein Alleingang des ehemaligen Bürgermeisters Norbert Morkes, sondern ein Bürgerantrag vom 16. September, in dem ein Bürger der Stadt Gütersloh den Stadtrat um die Wiedereinführung der Straßenbeleuchtung bittet. Lesen Sie auch: Übergriffe in der Dunkelheit: Gütersloher Zusteller kritisieren Nachtabschaltung Die letzte Abstimmung zu diesem Thema fand Anfang Dezember 2023 statt. Damals entschied sich eine Mehrheit bestehend aus den Stimmen von SPD, BfGT und Grünen für das weiterführend er Nachtabschaltung. Die Befürworter argumentierten damals, dass die Nachtabschaltung einen effizienten Beitrag zum Klima- und Artenschutz leisten würde. Straßenbeleuchtung ist größter Stromverbraucher in Gütersloh &bdquo;Die Straßenbeleuchtung ist mit über 2,6 Millionen Kilowattstunden pro Jahr der größte Stromverbraucher der Stadt Gütersloh. Die Einsparung der Mehrkosten von 60.000 Euro durch eine Wiedereinschaltung leistet einen Beitrag zur laufenden Konsolidierung“, heißt es in einem Antrag der Grünen und der SPD vom 4. Dezember 2023. Dem entgegen stand die Argumentation der CDU, die das &bdquo;subjektive Sicherheitsgefühl“ durch das Wiedereinschalten der Straßenbeleuchtung stärken wollte. Da das Thema in den vergangenen Tagen eine zentrale Rolle im Wahlkampf spielte, hat die &bdquo;NW“ die Positionen der einzelnen Ratsfraktionen zusammengetragen. Grüne für Nachtabschaltung mit Ausnahmen In der Diskussion um die Nachtabschaltung in der &bdquo;NW“-Wahlarena positionierte sich Gitte Trostmann, die Grüne Bürgermeisterkandidatin und Fraktionsvorsitzende klar: &bdquo;Aus meiner Sicht, die nicht die offizielle Position der Grünen widerspiegelt, befürworte ich die Idee, die Beleuchtung am Wochenende einzuschalten und während der Woche im Hinblick auf finanzielle Einsparungen, Umweltschutz und Biodiversitätsbewahrung das Licht von Mitternacht bis 4 Uhr morgens auszuschalten.“ Nach langen Diskussionen innerhalb der Fraktion habe diese ebenfalls den Kompromissvorschlag der Grünen-Kandidaten als Position übernommen. &bdquo;Wir haben da sehr mit uns gerungen“, berichtet Trostmann. SPD in der Zwickmühle Während der SPD-Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper, in der &bdquo;NW“-Wahlarena, recht deutlich für eine Wiedereinführung der Straßenbeleuchtung in der Nacht ausgesprochen hat, ist Stimmung in der SPD-Fraktion eine andere. &bdquo;Die SPD-Fraktion ist nicht dafür, die Nachtabschaltung ganz auszusetzen“, sagt Volker Richter, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Die SPD wolle weiterhin Strom und damit auch Kosten einsparen. Hinzu kommen die Umweltschutz- und Tierschutzaspekte, die die Sozialdemokraten nicht gänzlich vom Tisch wischen wollen, ergänzt er. Daher habe sich die SPD-Fraktion auf einen Kompromiss geeinigt. &bdquo;Wir können uns vorstellen, den Zeitpunkt, an dem das Licht ausgeschaltet wird, um eine Stunde nach hinten zu verschieben“, so Richter. Dem eingereichten Bürgerantrag werde die SPD demnach nicht zustimmen, fügt er hinzu. BFGT ist uneins Bei den Bürgern für Gütersloh (BfGT) gibt es in Sachen Nachtabschaltung noch keine klare Linie. &bdquo;In unserer Fraktionssitzung am vergangenen Mittwoch haben wir festgestellt, dass das Meinungsbild unserer Mitglieder genau so geteilt ist, wie das der Stadtbevölkerung“, sagt Jürgen Behnke, der Fraktionsvorsitzende der BfGT. Da ein 50:50-Stimmungsbild mit sieben Ratsmandaten nicht abbildbar sei, überlege die Fraktion derzeit, die Abstimmung freizugeben, so Behnke. Demnach könnte es sein, dass die BfGT in der Ratssitzung am 22. November nicht geschlossen, sondern jedes Ratsmitglied für sich, abstimmen wird. Die CDU stimmt für den Bürgerantrag Für die Christdemokraten, die bereits vor einem Jahr das Licht wieder anknipsen wollten, ist klar, dass sie den genannten Bürgerantrag zur Wiedereinführung der Straßenbeleuchtung über die ganze Nacht zustimmen werden. Aus Sicht der CDU trägt eine durchgehende Straßenbeleuchtung dazu bei, potenzielle Gefahren und Straftaten zu reduzieren. Zudem bietet sie den Bürgerinnen und Bürgern ein höheres Maß an Sicherheit und Komfort. Dass die Bürgermeisterkandidaten der SPD und der Grünen von ihrer Haltung zumindest teilweise abrücken, stößt bei den Christdemokraten auf Zustimmung. &bdquo;Ich bin auch in der Wahlarena vor Ort gewesen und war überrascht über die geänderten Positionen von Herrn Trepper als auch von Frau Trostmann“, sagt Heiner Kollmeyer, der Fraktionsvorsitzende der CDU. Grundsätzlich begrüße er natürlich den Sinneswandel der beiden Kandidaten. Darüber hinaus fühle sich die CDU in ihren Argumenten bestätigt, den Bürgern ein höheres Maß an gefühlter Sicherheit zu geben, fügt er hinzu. FDP für mehr Licht in der Nacht Die FDP ist, wie vor einem Jahr schon, gegen die Nachtabschaltung - und das trotz der klammen Stadtkasse. Den Liberalen geht es dabei vor allem um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger. &bdquo;Ich hatte erst kürzlich selber ein sehr unangenehmes Erlebnis“, berichtet Sascha Priebe, der FDP-Fraktionsvorsitzende. In der Nacht bevor er in den Urlaub fliegen wollte, klingelte jemand bei ihm Sturm. Durch das am Hauseingang installierte Kamerasystem, konnte Priebe einen etwa 40-jährigen Mann mit Skateboard und Basecap ausmachen. &bdquo;Er sagte, dass er einen Kinofilm mit mir drehen wollte, und hörte nicht auf, bei mir zu klingeln“, sagt Priebe. Lesen Sie auch: Straßenlaternen bleiben nachts aus: Gütersloh hält an viel kritisierter Maßnahme fest Die kurz darauf eingetroffene Polizei stellte, laut Priebe, den Mann und erteilte ihm einen Platzverweis. Das Problem: Nur wenige Stunden später wollte Priebe in den Urlaub aufbrechen. &bdquo;Es war stockdunkel. Man konnte nicht mal die andere Straßenseite sehen. Da habe ich schon Angst bekommen, dass der Vogel mir da noch auflauert“, sagt er. Seitdem fühle er sich in seiner Entscheidung, sich für eine durchgehende Straßenbeleuchtung einzusetzen, bestärkt, fügt er hinzu. AfD ebenfalls für Nachtabschaltung &bdquo;Ich sage es ungern, es kommt selten vor, dass ich mit den Grünen und auch mit der Frau Trostmann da in eine Richtung gehe“, begann, der AfD-Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat, Torsten Drescher während der &bdquo;NW“-Wahlarena seine Argumentation zu Nachtabschaltung. Auch Drescher schlägt vor, unter der Woche die zwischen 0 und 4 Uhr die Lichter auszuschalten und am Wochenende die Lichtzeiten zu verlängern.

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