Häuserpreise im Kreis Gütersloh sind erstmals wieder ins Rutschen geraten

Gütersloh. Das hat es lange nicht gegeben: Erstmals seit gut zwölf Jahren blieben die Immobilienpreise im Kreis Gütersloh im vergangenen Jahr stabil oder sanken sogar leicht. &bdquo;Das hat sich rasant entwickelt“, sagt Peter Oesterhelweg, Vorsitzender des Maklervereins. Innerhalb weniger Wochen habe sich der Markt gedreht. Hauptursache seien die stark gestiegenen Zinsen. Dass die Bauzinsen innerhalb weniger Monate von ein auf vier Prozent schossen, hat viele Träume platzen lassen, so Oesterhelweg beim Jahresgespräch des Vereins. &bdquo;Plötzlich ist der Finanzierungsplan hinüber.“ Weil dadurch ein großer Teil der Käuferschicht wegfällt, lässt die Nachfrage nach. Folge: Die Preise geben nach. Häuser Hier schlägt sich der Wandel deutlich nieder. Oesterhelweg schildert frühere Fälle, wo Makler den Wert des Hauses mit 400.000 Euro bezifferten, die Verkäufer ihr Haus aber 650.000 Euro ins Internet stellten und diesen Betrag tatsächlich annähernd erlösten. &bdquo;Ein Wahnsinn. Der Markt war völlig überhitzt.“ Waren die Preise für die Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser in den Vorjahren teils um bis zu neun Prozent jährlich gestiegen, so steht für 2022 die Null mit einer Tendenz nach unten. &bdquo;Die Nachfrage ist zwar nach wie vor da“, sagt Vereinsbeisitzer Ansgar Stahl. Aber das gelte nur für Immobilien im Segment von bis zu 350.000 oder 400.000 Euro. &bdquo;Darüber wird es wegen des Zinsniveaus eng.“ Die heimischen Makler setzen nun auf Förderprogramme, die die KfW-Kreditanstalt und die NRW-Bank angekündigt haben: Sie sollen es auch für Käufer mit niedrigem und mittlerem Einkommen wieder erschwinglich machen, an Eigentum zu kommen. Mehrfamilienhäuser Das bevorzugte Modell für Kapitalanleger. &bdquo;Sie haben am schnellsten und deutlichsten reagiert“, sagt Elmar Kaup, zweiter Vorsitzendes des Vereins. Bei einem Zinsniveau von einem Prozent trauten sich viele, ihr Geld in ein Mehrfamilienhaus zu stecken, teils sogar per Komplettkredit, bei vier Prozent gehe die Rechnung jedoch nicht mehr auf. Kaup: &bdquo;Die Rendite stimmt dann nicht mehr.“ Folge: starke Zurückhaltung. Eigentumswohnungen &bdquo;Der Markt ist intakt, aber wir verzeichnen keine Steigerungen mehr“, sagt Beisitzerin Heike Winter. Bei den Eigentümern sei diese Nachricht angekommen. Winter: "Die Euphorie ist gedeckelt." Grundstücke Die Ausnahme – hier steigt der Preis noch, wenn auch weniger dynamisch. Grund sei das weiterhin allzu geringe Angebot, sagt Oesterhelweg. In der Spitze seien die Bodenrichtwerte in Gütersloh extrem hoch: 1.700 Euro pro Quadratmeter in Bestlagen der Innenstadt, 700 Euro im Stadtpark. Büros Kein Rückgang, eher das Gegenteil. Zwei Gründe: Wegen Corona und eines Leerstandüberhangs wurden zuletzt kaum neue Büroflächen gebaut, nun aber zeige sich, dass der Bedarf wieder anzieht. &bdquo;Viele Firmen setzen auf Hybrid, wollen ihre Mitarbeiter aber auch wieder mehr zusammen holen“, sagt Heike Winter. Ihnen gehe es darum, das Wir-Gefühl aufrecht zu halten. Auch bei den Beschäftigten sei das zu erkennen: Die Nähe zu den Kollegen, die Möglichkeit der Mittagspause um die Ecke: Das werde geschätzt. Ladenlokale/Gastro Hatten die Geschäfte die Pandemie erstaunlich robust überstanden, sei nun zunehmend Leerstand zu beobachten, sagt Elmar Kaup. Allein im Gütersloher Zentrum gäben nun fünf, sechs Läden auf. In der Gastronomie sei die hohe Nachfrage nach Imbissflächen auffällig. Gewerbehallen Bleiben enorm nachgefragt. Die gestörten Lieferketten verstärkten den Drang zur Vorratshaltung, sagt Kaup. Heißt: Die Firmen suchen Lagerhallen. Allerdings fänden sie derzeit kaum welche. Mietwohnungen Was fehlt, sind Wohnungen mit vielen kleinen Zimmern. Die weniger bemittelten Familien, die ukrainische Mutter mit ihren Kindern: Sie haben es weiterhin schwer auf dem Mietmarkt. Vor allem im niedrigpreisigen Segment fehle es an Angeboten, sagt Ansgar Stahl. Hoffnung gebe es aber im Hinblick auf Sozialwohnungen. &bdquo;Da kommt gerade viel Bewegung rein.“ Bessere Förder- und Finanzierungsbedingen machen den Bau von Sozialwohnungen lukrativer. Vor allem die größere Spreizung bei den Zinssätzen helfe. 0,5 Prozent Bauzinsen für Sozialwohnungen oder vier Prozent für freies Bauen? Da falle manchen Investoren die Entscheidung leicht.

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