Schwangere trieb tot in Gütersloher Teich - Zeugen gaben wichtigen Hinweis an Polizei

Gütersloh.Nach einem Disco-Abend verschwindet die 18-jährige Marianne W. aus Gütersloh. Kurz nach Mitternacht wird die junge Frau zum letzten Mal gesehen. Am nächsten Morgen finden Arbeiter in einem Teich ihre Leiche. Ist sie umgebracht worden? Der Mohns Park, benannt nach dem Verlagsbuchhändler Johannes Mohn, liegt im nördlichen Teil der Stadt Gütersloh und ist durch seine großzügigen, waldähnlichen Flächen neben dem Stadtpark seit Jahrzehnten die wertvollste öffentliche Grünanlage. Über die Arndt-, York- oder Goethestraße gelangt man auf das fast vier Hektar große Gelände. An der Freilichtbühne vorbei, dann rechts rüber: Für unzählige Gütersloher ist das der Weg zu einem kleinen Teich, der im Sommer rundherum herrlich begrünt ist. Und damit zu einem Ort, der Entspannung, Freiheit und Frieden verspricht. Dieses Bild ist jedoch am 27. Oktober 1978 ins Wanken geraten. Denn in diesem Gewässer wird am Morgen, kurz vor acht Uhr, eine tote Frau von städtischen Gärtnern entdeckt: &bdquo;Zuerst dachten wir an eine Schaufensterpuppe. Doch bei genauerem Hinsehen erkannten wir ein totes Mädchen.“ Die Identität des Opfers kann die Kripo aufgrund von Fingerabdrücken schnell ermitteln. Dabei handelt es sich um die 18-jährige Marianne W., wohnhaft in der Dessauer Straße. Wegen kleinerer Straftaten ist sie der Polizei bereits bekannt. Tatort GT:Hier gibt es alle bisher erschienenen Serienteile auf einem Blick Ein schauriges Bild in Gütersloh Die Spurenlage am Fundort spricht zwar eindeutig für ein Gewaltverbrechen, doch der Erste Kriminalhauptkommissar und Leiter der damaligen Mordkommission Gerhard Dulige sowie seine Kollegen tun sich am Anfang schwer mit der Motivlage. Hat sie ihren Mörder zufällig getroffen? War sie zur falschen Zeit am falschen Ort? Könnte ein Ex-Freund oder einer ihrer Bekannten der Täter sein? Hat es einen Streit zwischen ihr und ihrem Mörder gegeben? &bdquo;Als wir die junge Frau fanden, teilweise nackt und in Bauchlage zwei Meter vom Ufer im Wasser, war das ein schauriges Bild. Eine böse Sache“, erzählt der heute 84-jährige, ehemalige Chefermittler der Bielefelder Mordkommission. Er erinnert sich: &bdquo;Eine 25 Meter lange Schleifspur hat zu einem Gebüsch geführt, wo ein erbitterter Kampf stattgefunden haben muss. Darauf deuteten viele Blutanhaftungen am Boden hin.“ Dann bringt die Obduktion einige Stunden später Gewissheit: Marianne W. ist mit sechs Messerstichen in den Bauch und neun Schnittverletzungen in den Hals brutal ermordet worden. Bedrückend: Die 18-Jährige war im vierten Monat mit Zwillingen schwanger. Die Münsteraner Gerichtsmediziner: &bdquo;Für die Tat selbst scheiden sexuelle Motive aus.“ Zwei Zeugen geben den entscheidenden Hinweis Die Polizei rekonstruiert die Stunden vor ihrem Verschwinden, ohne zu ahnen, dass sie es schon bald mit zwei Tätern zu tun haben wird. Marianne W. besucht kurz vor ihrem Tod mehrere Diskotheken in Gütersloh und der Umgebung. Gegen 0.30 Uhr am 27. Oktober 1978 wird sie von Zeugen zum letzten Mal vor dem Lokal &bdquo;Sound“ gesehen. Statt wie geplant mit einer Freundin im Taxi nach Hause zu fahren, ist sie nicht mit eingestiegen. &bdquo;Zu diesem Zeitpunkt muss sie längst in das Visier von zwei Männern geraten sein“, glaubt Gerhard Dulige heute noch. Nur wenige Stunden später dann ein erster Fahndungserfolg. Zwei Zeugen geben den entscheidenden Tipp: Ein 19-jähriger Gütersloher wird festgenommen. Er legt sogleich ein Geständnis ab. Dabei stellt sich heraus, dass es noch einen zweiten Täter gibt. Schon kurz nach Mitternacht klicken auch hier die Handschellen. Der Komplize (17) wird ebenfalls verhaftet. Auch er legt ein umfassendes Geständnis ab. Nach deren Aussagen wollten die beiden Männer Marianne W. zunächst vergewaltigen. Das Mädchen habe sich jedoch heftig gewehrt. Aus Angst vor einer Anzeige hätten sie ihr Opfer mit einem Stilett erstochen und anschließend einfach in den Teich im Mohns Park geworfen. Marianne W. hatte kein einfaches Leben in Gütersloh Noch am nächsten Tag hat ein Richter Haftbefehl wegen versuchter Vergewaltigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangenen Mordes erlassen. Beide Angeklagten sind wenige Wochen später vom Landgericht Bielefeld zu langen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Im Prozess hat sich herausgestellt, dass Marianne W. während ihres kurzen Daseins kein einfaches Leben hatte. Schon 1975, mit 15 Jahren, ist sie Mutter eines Jungen geworden, der umgehend in eine Pflegefamilie gekommen ist. Oft unternimmt der frühere Hauptkommissar Gerhard Dulige mit Freunden eine Radtour durch Ostwestfalen. &bdquo;Manchmal fahren wir auch durch Gütersloh und durch den Mohns Park. Dann muss ich immer an diesen Fall und an die junge Frau denken, die vor 44 Jahren auf schreckliche Weise ums Leben gekommen ist. Gut, dass wir damals den Mordfall schnell lösen konnten.“

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