Fast jeder dritte Gütersloher scheitert an der Fahrprüfung - daran könnte es liegen

Gütersloh. Immer mehr Gütersloher scheitern am Führerschein. Wie Claas Alexander Stroh, Sprecher des Tüv Nord, auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ mitteilt, sind sowohl 2021 als auch im vergangenen Jahr drei von zehn Fahrschülern in der Führerscheinklasse B durch die praktische Prüfung gefallen. &bdquo;Bei der Theorie sind es sogar aktuell fast vier von zehn Schülern“, ergänzt Stroh. Damit ist Gütersloh allerdings kein Einzelfall. Die Zahl der scheiternden Prüflinge hat deutschlandweit zugenommen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des TÜV-Verbandes hervor. Demnach ist der Anteil nicht bestandener Theorieprüfungen von 29 Prozent im Jahr 2013 auf 37 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Bei den praktischen Prüfungen für die Pkw-Klasse B ist die Durchfallquote von 37 Prozent auf 43 Prozent gestiegen. Die Gründe für das Scheitern sind laut TÜV vielfältig. Allgemein sorge der wachsende Verkehr in Deutschland für komplexere Verkehrssituationen, die in der Praxis beherrscht werden müssen. &bdquo;Auch der Prüfungskatalog bei der Theorie hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert bzw. wurde erweitert“, sagt der Sprecher Claas Alexander Stroh &bdquo;zum Bestehen bedarf es daher auch einer ernsthaften Lerndisziplin.“ Lesen Sie auch:Nachfrage nach Automatik-Führerscheinen in Gütersloh boomt Gütersloher Fahrlehrer: "Für viele hat der Führerschein heute keine Priorität" Daran scheitert es bei einigen Fahr-Anwärtern allerdings offenbar. Markus Klich-Beckmann arbeitet seit vielen Jahren als Fahrlehrer. Er leitet in zweiter Generation die Fahrschule Klich in Isselhorst und ist gleichzeitig OWL-Bezirksleiter. Auch er bemerkt eine deutliche Veränderung – vor allem bei der Motivation der Fahrschüler. &bdquo;Dass die junge Generation heutzutage nur noch am Handy hängt und daddelt, wie man es gerne nennt, stimmt nicht“, stellt Klich klar, &bdquo;aber: für viele hat der Führerschein heute keine Priorität.“ Früher sei es nahezu verpönt gewesen, wenn man mit 18 oder 19 Jahren noch keinen Führerschein hatte – mittlerweile sei das allerdings nichts ungewöhnliches mehr. Gütersloh habe zwar eine ländliche Struktur und viele junge Menschen wüssten, dass ein Auto gerade hier in der Gegend ein Must-Have ist – &bdquo;aber viele wollen für die Ausbildung oder das Studium ohnehin in Großstädte.“ Und da seien Bus, Bahn und Co. so gut ausgebaut, dass Autos oft überflüssig sind. Viele würden den Führerschein deshalb erstmal aufschieben, so Klich. Er warnt aber: &bdquo;Es wir ja nicht leichter im Alter.“ Krisensitzung im Team: Zu viele spontane Absagen via Whatsapp Wobei Klich-Beckmann ebenfalls eine schwindende Disziplin bemerkt: im Umgang mit Terminen. Erst vor ein paar Wochen hat der Fahrlehrer mit seinem Team einen Krisenrat abgehalten. &bdquo;Viele Schüler sagen ganz kurzfristig einfach mit einer Whatsapp-Nachricht ab – gerne auch mal spät abends für die Fahrstunde am nächsten Morgen. Sie meinen es wahrscheinlich gar nicht böse, aber ich finde, das gehört sich nicht.“ Um solche Situationen künftig zu vermeiden gilt mittlerweile: Absagen nur noch persönlich. Entweder telefonisch oder vor Ort. &bdquo;Ich hoffe, dass wir das so in den Griff bekommen.“ Fahrprüfung dauert mittlerweile länger Eine weitere mögliche Ursache für die Zunahme gescheiterter Prüfungen sieht der OWL-Bezirksleiter ürbigens an der Änderung der Prüfungsdauer. Die praktische Prüfung läuft mittlerweile zehn Minuten länger – statt 45 nun 55 Minuten. Die zehn Minuten seien zwar eigentlich für Vor- und Nachbesprechung vorgesehen und sollen nicht auf die Fahrzeit draufgeschlagen werden, am Anfang habe es bei der Umstellung allerdings laut Markus Klich-Beckmann einige &bdquo;Eingewöhnungsschwierigkeiten“ gegeben. &bdquo;Und generell ist ja klar, dass die Prüflinge länger gefordert sind und sich konzentrieren müssen – da passiert dann schonmal der eine oder andere Fehler.“

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