Miele stoppt Waschmaschinen-Produktion in Gütersloh

Gütersloh. Miele hat in seinem Gütersloher Gerätewerk (GTG) am Montag die Produktion von Waschmaschinen gestoppt. Auch am kommenden Montag soll in diesem Bereich nicht gearbeitet werden. Die Mitarbeiter wurden darüber am Montag durch eine interne Mitteilung des Unternehmens darüber informiert. Auf Nachfrage der "NW" bestätigte ein Unternehmenssprecher die Informationen. An diesem Dienstag soll die Arbeit wieder aufgenommen und über weitere Schritte informiert werden. Parallel will das Unternehmen mit dem Betriebsrat Vereinbarungen über Kurzarbeit verhandeln. In welchem Umfang ab Mittwoch Kurzarbeit nötig wird und wie viele Kolleginnen und Kollegen davon betroffen sein können, stehe noch nicht fest. Zur Entlastung der Lagerkapazitäten würden auch weitere Werke ihre Stückzahlen vorübergehend drosseln, was aber nicht automatisch mit Kurzarbeit verbunden sei. Rückläufige Aufträge in wichtigen Märkten Als Grund für die Maßnahmen werden deutlich rückläufige Aufträge genannt. Noch im vergangenen Jahr habe das Unternehmen die Nachfrage kaum befriedigen können, Wartezeiten von einem Monat seien im Herbst die Regel gewesen. &bdquo;Jetzt sind die Läger so voll, dass eine Unterbrechung der Produktion unvermeidbar wird“, heißt es auf der Seite. &bdquo;In wichtigen Märkten, allen voran Deutschland und Österreich“, sei ein deutlicher Auftragsrückgang im Vergleich zum Vorjahr zu erleben, wird Logistik-Chef Stefan Schwinning zitiert. &bdquo;In einem solchen Fall füllen sich die Läger so schnell, dass mit einer vorübergehenden Reduzierung der Produktionszahlen reagiert werden muss.“ Erschwerend käme hinzu, dass der Handel zuletzt noch seine Lager gefüllt habe – &bdquo;zum Beispiel, weil Miele eine deutliche Preiserhöhung angekündigt hatte oder auch für den Fall, dass es wieder zu Lieferproblemen kommen würde“. Lesen Sie auch:Das sind die beliebtesten Arbeitgeber im Kreis Gütersloh Vorbereitung auf Störungen in den Lieferketten Deshalb habe Miele auch selbst stärker auf Vorrat produziert, &bdquo;um sowohl auf Störungen in den Lieferketten als auch auf schwankende Nachfragen hinreichend vorbereitet zu sein“, teilt Sabine Bivolarevic auf der Intranetseite des Unternehmens mit. Sie leitet seit 2020 den Bereich Operations der Business Unit Laundry (Wäschepflege) bei Miele. Unternehmenssprecher Carsten Prudent bestätigt auf Nachfrage die Entwicklung: &bdquo;Miele hat 2022 erstmals in einem Kalenderjahr mehr als eine Million Waschmaschinen und Waschtrockner produziert, davon fast 840.000 in Gütersloh.“ Über alle Produktgruppen hinweg seien in den Jahren 2020 und 2021 trotz aller Erschwernisse mehr Geräte produziert, verkauft und ausgeliefert als jemals zuvor. Auch 2022 habe es einen Höchststand gegeben. &bdquo;Der plötzliche Rückgang bei den Auftragseingängen, den wir jetzt vorübergehend abfedern müssen, spielt sich also auf einem historisch hohen Niveau ab.“ Umsatzminus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr Tatsächlich gehörten Produzenten von Waschmaschinen, Küchengeräten und Konsumelektronik zu den Gewinnern der letzten Jahre. Ihre Produkte waren während der Pandemiezeit, in der die Bevölkerung zu Hause bleiben musste, besonders nachgefragt. In der &bdquo;Wirtschaftswoche“ wird Miele noch im August 2022 zitiert mit dem Satz &bdquo;einer coronabedingten Sonderkonjunktur historischen Ausmaßes“, von der seit der zweiten Hälfte 2020 die gesamte Branche profitiert habe. Gerade bei sogenannter weißer Ware sei der Zuwachs bis März 2022 zweistellig gewesen, heißt es in dem Artikel. Dann drehte sich der Wind. &bdquo;Im Juni gab es sogar ein Umsatzminus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, wird ein Experte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zitiert. Und auch Miele ließ in diesem Artikel, also vor knapp einem halben Jahr verlauten, dass sich die Nachfrage nach Haushaltsgeräten seit einigen Monaten in Teilen wieder deutlich normalisiere. Miele-Sprecher: "Für länger währende Kurzarbeit gibt es keine Anzeichen" Das ging offenbar schneller als gedacht. &bdquo;Schlagartig“ habe sich der allgemeine Konjunktureinbruch bemerkbar gemacht, heißt es nun auf der Intranetseite. Mit der Folge, dass der Handel zurzeit deutlich weniger Waschmaschinen verkaufe und erst einmal eigene Lagerbestände abbaue. &bdquo;Deshalb haben wir im Moment keine andere Wahl, als unsere Montage und Teile der Vorproduktion für einige Tage komplett auszusetzen“, äußert sich Sabine Bivolarevic in der internen Mitteilung. Die Bereiche Einkauf und Logistik arbeiteten mit Hochtouren daran, den Materialeingang entsprechend anzupassen, um die Lagerhaltung nicht zu überfordern. &bdquo;Wir werden alles daran setzen, unsere Produktion so zu steuern, dass sich die Auswirkungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so weit wie eben möglich in Grenzen halten“, wird der Geschäftsführer Technik, Stefan Breit, zitiert. Carsten Prudent zur NW: &bdquo;Für länger währende Kurzarbeit gibt es keine Anzeichen.

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