Gütersloher Auktionator versteigert mobiles Mini-Haus zum Schnäppchenpreis

Gütersloh. Premiere für Detlef Jentsch: Schwingt der 81-Jährige den Hammer, dann finden in der Regel Gegenstände und Objekte schnell einen neuen Besitzer. Der Gütersloher arbeitet seit 43 Jahren als Auktionator und hat schon viele Dinge unter den Hammer gebracht. &bdquo;Ich habe mal einen Rolls Royce für 400.000 Euro versteigert“, plaudert der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator in Ostwestfalen-Lippe aus dem Nähkästchen. &bdquo;Das teuerste Objekt war ein Haus für 1,15 Millionen Euro“ – die Lübke-Villa aus Rheda-Wiedenbrück im Jahr 2019. Doch diesmal dreht sich alles um &bdquo;vier Wände“, die ein paar Nummern kleiner sind, dem erfahrenen Versteigerer Jentsch jedoch ein äußerst großes Vergnügen bereiten. Ein Tiny House mitsamt Wohnauflieger. &bdquo;Was ist das denn?“, habe er sich zunächst gefragt. Dann schlau gemacht und befunden, dass es sich bei dem mobilen Häuschen, das er am 28. Januar in Hamm unter den Hammer bringen soll, um &bdquo;etwas ganz Seltenes“ handele. Zumindest in seinen Kreisen, denn versteigert worden ist ein Tiny House in Nordrhein-Westfalen nach Wissen von Detlef Jentsch bislang noch nicht. Der Gütersloher muss es wissen, schließlich gibt es unter seiner Regie fast nichts mehr, was nicht schon Schlag auf Schlag den Besitzer gewechselt hat. &bdquo;Ob Immobilien, Kunstwerke, Schmuck, Autos oder Reisen – ich hatte alles.“ Besser gesagt: fast alles. Denn mit dem Mini-Haus auf Rädern betritt auch Detlef Jentsch nun Neuland. Wert laut Gutachten sechsstellig, Ausruf liegt bei nur 36.015 Euro Deutschlands wohl bekanntester Auktionator hat insgesamt rund 50 ausgewachsene Häuser in seiner langen Dienstzeit versteigert. Bei der deutlich kleineren, platzsparenden und umweltfreundlichen Alternative, die im Mittelpunkt seiner 460. Auktion steht, gibt er jedoch freiheraus zu: &bdquo;So etwas hatte ich noch nie.“ Und deshalb hat Detlef Jentsch auch nicht schlecht gestaunt, als er das 39 Seiten starke Gutachten eines Sachverständigen gewälzt hat, das der Wohnstätte mit etwas über 22 Quadratmetern Grundfläche einen Wert von 161.000 Euro bescheinigt. Gebaut wurde das 9,08 Meter lange und 2,50 Meter breite Objekt der Begierde für eine deutsche Auftraggeberin von einem Handwerksunternehmer aus Hamm. &bdquo;Das Haus ist komplett fertig, doch die Frau scheint irgendwann offene Rechnungen nicht mehr beglichen zu haben“, schildert Detlef Jentsch das Schicksal, das sich hinter der Auktion verbirgt. Der Unternehmer aus Hamm könnte als Gläubiger die Auftraggeberin theoretisch verklagen. Eine Pfandversteigerung durch einen öffentlich bestellten und vereidigten Versteigerer wie ihn sei jedoch der einfachere und günstigere Weg. Den Bietern winkt dabei ein echtes Schnäppchen. Denn ausgerufen wird das TÜV-geprüfte, als &bdquo;Neufahrzeug“ gelistete Tiny House für nur 36.015 Euro und somit zu einem Bruchteil der im Gutachten angegebenen sechsstelligen Summe. Es winkt ein echter Schnapper! Hochwertiges Interieur mit Verbrennungstoilette &bdquo;Cinderella“ Der &bdquo;wahre Wert“ verwundert Detlef Jentsch nicht weiter. &bdquo;Man muss schließlich berücksichtigen, was in dem Haus alles verbaut worden ist.“ Hochwertige Einzelkomponenten wie eine Staukasten-Klimaanlage für 1.400 Euro, eine Gas-Warmwasserheizung für 3.570 Euro oder ein Absorber-Kühlschrank für 2.169 sind im Interieur des Objektes gelistet. Als persönliches Highlight hat der Mann mit dem Hammer aber den märchenhaft anmutenden Posten mit dem Namen &bdquo;Cinderella“ für sich ausgemacht – ein Verbrennungs-WC. Der Abzug über Kamin versteht sich inklusive. Kostenpunkt 3.990 Euro. &bdquo;Die Hinterlassenschaften werden verbrannt. Ich wusste gar nicht, das es so etwas gibt.“ Man lernt halt auch als Auktionator im 43. Jahr immer wieder dazu. &bdquo;Und man lernt in meinem Job auch immer wieder neue Menschen und deren besonderen Geschichten kennen. Für mich ist das spannend. Jede Pfandversteigerung ist etwas besonderes.“ Für die kommende kann Detlef Jentsch nur schwer einschätzen, wie groß das Interesse sein wird. &bdquo;Mal kommen hunderte Interessenten, mal nur zwei.“ Schon 400 Zugriffe auf der Homepage, aber noch kein Gebot Auf der Homepage seines Auktionshauses, das der Gütersloher an der Verler Straße betreibt, hat es für das 3,35 Meter hohe Tiny House aber bereits über 400 Zugriffe gegeben – wenn auch noch keine Gebote. Diese dürften allerdings zuhauf folgen, wenn es ernst wird. Auf dem Gelände des Tiny-House-Herstellers an der Frielinghauser Straße 1 in Hamm können potenzielle, neue &bdquo;Hausbesitzer“ am Samstag, 28. Januar, nach vorheriger Besichtigung (10 bis 12 Uhr) ab 12 Uhr ihre Gebote abgeben. Für seine Dienste kassiert Detlef Jentsch am Ende eine Auktionsgebühr von fünf Prozent des Zuschlages. &bdquo;Und zum Dritten“ – bei welcher Summe das Tiny House letztlich unter den Hammer kommt, vermag trotz aller Routine im Job auch der 81-Jährige nicht zu sagen. Ganz im Gegensatz zu seiner bis heute am längsten andauernden Versteigerung in einem Lippstädter Porzellangeschäft (&bdquo;Die lief von morgens, elf Uhr, bis nachts um eins“) geht Detlef Jentsch aber schwer davon aus, dass die Nummer schnell über die Bühne gehen wird. Er schätzt: &bdquo;In fünf Minuten ist das beendet.“

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