Baum steht Hagedorn-Projekt in Gütersloh im Weg - nun soll er Naturdenkmal werden

Gütersloh. Naturschützer haben am Dienstag für den Erhalt von zwei Bäumen auf einem Baugelände am Bartels Feld demonstriert. Rund 40 Bürger waren dem Aufruf der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) gefolgt. Sie fordern, eine Winterlinde und eine jahrhundertealte Roteiche zu erhalten – für letztere will die GNU nun einen Antrag stellen, sie zu einem Naturdenkmal zu erklären. &bdquo;Diese Bäume müssen stehen bleiben“, sagte GNU-Sprecherin Angelika Daum. Die Roteiche habe Kriege, den Bau der Eisenbahn und die Industrialisierung Güterslohs überstanden, gewiss auch, weil es immer wieder Menschen gegeben habe, die sich für sie stark machten. Das dürfe man nicht leichtfertig aufgeben. "Bäume haben Vorrang". "Planungen nur mit Bäumen" - zwei der Losungen, die auf den Plakaten standen. Die Roteiche, mutmaßlich im 18. Jahrhundert gepflanzt, wird von Umweltgutachtern als &bdquo;mächtiger Baum/Uraltbaum“ eingestuft. Sie hat einen Stammumfang von mehr als fünf Metern, ihre Krone einen Durchmesser von 18 Metern. Werde sie zu einem Naturdenkmal erklärt, so Daum, steige ihr Schutzstatus. Baumschutzsatzung sei ein Witz, so lautet die Kritik Diesen Versuch zu unternehmen, sei wichtig, denn über die Gütersloher Baumschutzsatzung seien die Bäume nur wenig bis gar nicht geschützt. Adelheid Bormann (GNU): &bdquo;Die Baumschutzsatzung ist ein Witz, sie ist das Papier nicht wert, auf dem sie steht.“ Im Zweifel, so die Erfahrung, habe in Gütersloh nahezu immer das Interesse der Bauherren Vorrang. Über den Erhalt der Bäume entscheiden nächste Woche die Ratsfraktionen, wenn sie sich mit dem Bebauungsplan für das Areal beschäftigen. Wie berichtet, wollen die Investoren – die Gütersloher Hagedorn-Gruppe und die Paderborner Bremer AG – auf dem Baufeld eine multifunktional nutzbare Gewerbehalle für Drittnutzer errichten, beklagen aber, dass die Roteiche 1.550 der avisierten 10.000 Quadratmeter Nutzfläche belegt. Die Stadtverwaltung hat derweil Position bezogen und fordert die Investoren auf, die geplante Halle zu versetzen. Sie halte die Zahl von 1.550 Quadratmetern ohnehin für übertrieben, berichtete die Grüne Gabriele Diekötter. Realistischer seien 25 mal 25 Meter, mithin rund 650 Quadratmeter, um den Baum zu erhalten. Diekötter: &bdquo;Hier wird der Verlust an Fläche von den Bauherren bewusst übertrieben, um ihre wirtschaftlichen Ziele durchzusetzen. Das finden wir unsauber.“ Gütersloh sieht an den Schulen keine Alternative zu Baumfällungen Daum rief Äußerungen des CDU-Ratsherrn Detlev Kahmen in Erinnerung, der gesagt habe, &bdquo;wer Rücksicht auf Bäume nimmt, verhindert die Stadtentwicklung“. Eine solche Haltung sei empörend und von vorgestern. &bdquo;Wir alle wissen: Heute zählt jeder alte Baum.“ Der Vorschlag, die Roteiche durch vier Jungbäume zu ersetzen, sei lächerlich. &bdquo;Bis die den gleichen Effekt wie die Roteiche haben, haben wir alle Klima-Kipppunkte längst erreicht.“ Im Blick behalten will die GNU auch die geplante Firmenerweiterung von Modus Consult einige hundert Meter weiter. Dort sollen für den Bau zusätzlicher Bürogebäude und eines Parkhauses 31 Bäume fallen, darunter Stieleichen, Rotbuchen, Linden. &bdquo;Ich habe mir das angesehen. Viele dieser Bäume stehen am Rand. Vielleicht findet sich auch dort ein Weg, sie zu erhalten“, sagt Daum. Derweil haben an anderer Stelle Fällaktionen begonnen. So rückten am Dienstagmorgen Holzfäller an der Grundschule Pavenstädt an, um Platz zu schaffen für die geplante Erweiterung. Rund ein Dutzend Bäume seien gefällt worden, berichtet Schulleiterin Berna Masjosthusmann. Etwa acht standen am Parkplatz, die anderen rund um das alte Hausmeisterhaus vorne am Pavenstädter Weg. Die Stadt habe sie fällen lassen, weil genau dort das Gebäude mit den beiden zusätzlichen Unterrichtsmodulen stehen soll. Zwar werde die Baustelle für diese Module erst ab Sommer eingerichtet, so Masjosthusmann, aber das Fällen sei bekanntlich nur bis Ende Februar erlaubt. Für die politisch beschlossene Erweiterung der Gütersloher Grundschulen , so erklärte die Stadt am Abend, müsse an allen zwölf vorgesehen Standorten Platz für die zusätzlichen Raummodule geschaffen werden. "Leider gibt es keine Alternative zu den Baumfällungen", so eine Sprecherin. Bekannt gegeben hatte die Stadt diese Maßnahme schon im Herbst. Die Grundschule Pavenstädt war nun eine der ersten, an denen gefällt wurde. Auf den Schulhöfen sind Ersatzpflanzungen vorgesehen.

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