UPDATE: Vierter Bombenfund in Gütersloh - die Arbeiten auf Baustelle ruhen wegen Weihnachtspause

Gütersloh. Der Kampfmittelräumdienst entwickelt Routine. Für den vierten Blindgänger am Karl-Rogge-Weg, Mittwochmittag entdeckt, brauchte er nur noch wenig Zeit. Kaum eingetroffen, hatte er die amerikanische 50-Kilo-Bombe gesichert und abtransportiert; wie den vorigen drei fehlte ihr der Zünder. Die umliegenden Häuser zu evakuieren, hatten die Fachleute schon die letzten Male nicht mehr für notwendig erachtet. Die Bombe trat beim Auskoffern zu Tage, das Baggerfahrer Tim Vogt am Montag wieder aufgenommen hatte. Unterschied zu vorher: Seine Fahrerkabine ist inzwischen mit Sicherheitsglas verstärkt. Diese Maßnahme sei bei Grundstücken, auf denen Bomben schlummern könnten, nicht ungewöhnlich, heißt es. Weiterer Unterschied zu vorher: Eine Spezialfirma begleitet das Auskoffern. Sie sondiert das Terrain. Ein Feuerwerker, beschäftigt bei der Firma Schollenberger Kampfmittelbergung, erkundet rastermäßig den Boden, ob sich darin weitere Blindgänger verbergen könnten. Diese Geosondierung auf der kompletten, 1.200 Quadratmeter großen Grundstücksfläche soll gewährleisten, dass das Areal bis hinunter auf fünf Meter Tiefe &bdquo;sauber“ ist. Fahrerkabine inzwischen mit Panzerglas verstärkt Für die Stadt ist dieses Vorgehen wichtig, um das Areal nächstes Jahr als Bauplatz verkaufen zu können. Das Grundstück werde geteilt und im Bieterverfahren angeboten, so Sprecherin Annette Blumenstein. Denkbar seien zwei separate Häuser oder ein Doppelhaus, jedoch kein Mehrfamilienhaus. Einst hatten auf dem Gelände Stadtdirektor Diestelmeier mit Familie sowie Chefärzte des Klinikums gewohnt. Wie die Stadt mitteilte, werden die Arbeiten nun bis 3. Januar ruhen. Das liege jedoch nicht am vierten Bombenfund, sondern an einer Weihnachtspause. Der Aushub werde danach weiter von der Spezialfirma begleitet sowie von Mitarbeitern eines Umweltbüros, das im Vorfeld mit dem Sanierungskonzept beauftragt worden war. Wie berichtet, handelt es sich bei dem Areal um eine ehemalige Müllhalde, die nach dem Krieg mit Trümmerschutt und Hausrat verfüllt wurde. Dieser Umstand erklärt auch, weshalb die Stadt das Grundstück im Vorfeld nicht per Oberflächendetektion sondiert hat – obwohl die Bezirksregierung Arnsberg, zuständig für den Kampfmittelbeseitigungsdienst, eine Sondierung nahegelegt hatte. Man habe diese Empfehlung aufgrund der alten Luftaufnahmen ausgesprochen, so eine Sprecherin in Arnsberg. Deren Auswertung, vorgenommen im September, habe zwar keinen konkreten Verdacht auf Blindgänger auf dem Grundstück ergeben, Anlass für erhöhte Vorsicht jedoch schon. Eine Sondierung vor Start der Arbeiten hätte nichts gebracht Dass die Stadt der Sondierungs-Empfehlung vor Beginn des Auskofferns nicht nachkam, sei leicht erklärbar, so Sprecherin Annette Blumenstein. &bdquo;Wegen der früheren Nutzung als Müllhalde liegen dort sehr viele metallische Gegenstände, etwa Stahltöpfe. Eine Sonde wäre durch diese metallischen Gegenstände verwirrt worden und hätte permanent angeschlagen – die Messdaten wären also nicht auswertbar gewesen.“ Dass der Aushub nun von Kampfmittel-Spezialisten begleitet wird, erhöht die Sicherheit. Das Unternehmen Schollenberger ist mit einem 52-jährigen Feuerwerker vertreten, der eigenen Angaben zufolge schon auf zig vergleichbaren Baustellen im Einsatz war. Er schreitet den Bauplatz mit einer Metallsonde ab, die Abweichungen im Erdmagnetfeld erkennt. Diese, so der Fachmann, deuten auf einen Eisenfund hin. Ist das der Fall, nähert er sich der Fundstelle, indem er Bohrlöcher bohrt, mit Kunststoffrohren auskleidet und darin wiederum mit einer anderen Sonde misst. Packe anfangs oft noch die Baggerschaufel zu, so lege man die letzten Zentimeter bis zur Verdachtsstelle meistens mit dem Spaten frei. Erst dann zeige sich, ob es sich um einen Blindgänger oder ein anderes Eisenteil handelt.

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