Ist bei den Gütersloher Kitas die Trägervielfalt in Gefahr?

Gütersloh. Geht in der Gütersloher Kita-Landschaft zumindest ein Teil der Trägervielfalt verloren? Dieses Risiko sieht die SPD-Fraktion und auch die anderen Fraktionen äußern Sorge. Grund ist, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht gelungen ist, die vollständige Übernahme der Betriebskosten bei den freien Trägern durch die Stadt im Haushalt abzusichern. Die evangelischen Kirchengemeinden Gütersloh und Isselhorst hatten dies im Frühjahr beantragt, da der Betrieb von Kitas unter den aktuellen Bedingungen unwirtschaftlich sei. Derzeit übernimmt die Stadt die Hälfte des Anteils der freien Träger. Eine 100-prozentige Übernahme würde 1,2 Millionen Euro zusätzlich kosten. Und das nicht nur im kommenden Jahr, wie der Erste Beigeordnete und Familiendezernent Henning Matthes im Jugendhilfeausschuss betonte, sondern auch in den Folgejahren, die aus haushalterischer Sicht mit noch höheren Risiken behaftet seien als 2023. In der aktuellen Konsolidierungsrunde und in Gesprächen mit den Trägern habe sich keine Möglichkeit ergeben, die Mehrausgaben zu refinanzieren. Dass es vorerst beim Status quo bleibe, könne nicht zufriedenstellend sein. Das werde Auswirkungen haben, sagte Matthis Haverland (SPD). Sollte sich die evangelische Kirche als Träger verabschieden, sei er nicht sonderlich optimistisch, einen andere Träger zumal für unrentable Einrichtungen zu finden – ungeachtet der Tatsache, dass für den Betrieb der künftigen Kita Orionweg in Kattenstroth drei Bewerbungen eingegangen waren. &bdquo;Es droht eine Entwicklung, die wir alle nicht wollen“, sagte Haverland. Die teuerste Lösung für die Stadt sei, wenn sie selbst als Betreiber einspringe. "Strukturell andere Finanzierung notwendig" &bdquo;Wir haben wirklich alles versucht, die zusätzlichen 1,2 Millionen Euro im Haushalt bereitzustellen. Leider hat es nicht geklappt“, meinte Christiane Ziegele (BfGT). Sie gehe auch nicht davon aus, dass dies mit der weiteren Haushaltskonsolidierung zu schaffen sei, ohne an anderer Stelle Qualitätseinbußen zu verursachen. &bdquo;Wir brauchen vielmehr eine strukturell andere Kita-Finanzierung“, richtete die Fraktionsvorsitzende den Fokus auf die Landespolitik. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Gitte Trostmann, sagte: &bdquo;Dies ist kein Schlusspunkt.“ Sie habe die Hoffnung, gemeinsam mit dem neuen erfahrenen Kämmerer im kommenden Jahr die Kita-Finanzierung auf zuverlässige und stabile Beine zu stellen. Aber auch Trostmann sah das Land in der Pflicht, Lösungen herbeizuführen. Bis dahin sollten weitere Gespräche mit den Trägern geführt werden. Nils Wittenbrink (CDU) teilte die Meinung seiner Vorredner weitgehend. Die Haushaltskonsolidierung sei ja nicht vorbei nach der Streichung einiger Stellen im Hauptausschuss und dem Verschieben von manchen Investitionen. Vielleicht ergäben sich bei der für kommendes Jahr geplanten Aufgabenkritik größere finanzielle Spielräume als jetzt. Und möglicherweise Investitionskostenzuschüsse des Landes den Trägern helfen, eine gewisse Zeit zu überbrücken. "Schon alle Kinder mit einem Jahr in die Kita?" Unterdessen reagierten die Ausschussmitglieder besorgt und bedrückt auf die Schilderung der aktuellen Situation in den Gütersloher Kitas. Nils Wittenbrink las &bdquo;Ratslosigkeit“ aus den Gesichtern der Mitglieder ab. Zuvor hatten Dezernent Matthes und der zuständige Fachbereichsleiter Guido Bolz die Lage angesichts der vielen Krankheitsfälle beim Personal und wegen des Fachkräftemangels als dramatisch bezeichnet. Einrichtungen sähen sich gezwungen, eher oder ganze Gruppen zu schließen. Teilweise stehe das reine Erfüllen der Aufsichtspflicht im Vordergrund. Ingrid Hollenhorst (CDU) warf vor diesem Hintergrund die Frage auf, ob es wirklich richtig sei, alle Kinder schon mit einem Jahr in die Kita zu geben. &bdquo;Ich sehe nicht, wie wir das Problem lösen sollen, ohne an irgendeiner Stelle etwas zu machen.“ Vielleicht müsse die Gruppenstärke erhöht werden, aber das vorhandene Personal sei ja auch schon an seinen Grenzen angekommen. Zudem frage sie sich, ob jeder Windelwechsel dokumentiert werden müsse. &bdquo;Oder reicht es nicht einfach, dass es gemacht wird?“ Matthis Haverland hielt es für erforderlich, jede Möglichkeit zu nutzen, das pädagogische Personal zu entlasten. Darum erschließe es sich ihm nicht, die Wirtschaftskräfte in den Kitas nicht weiter aufzustocken. Dazu sagte Matthes, es gebe die Hoffnung, dass das Alltagshelferprogramm des Landes über die Mitte des nächsten Jahres hinaus verlängert werde und somit für Kompensation gesorgt werde. Die Kommune könne bei den Kitas nur an ganz kleinen Stellschrauben drehen, so Wittenbrink. Das Meiste werden von Land und Bund vorgegeben. &bdquo;Unsere wenigen Möglichkeiten schöpfen wir ganz gut aus. Gottseidank haben wir vor einigen Jahren die Ausbildungspraktikanten-Stellen nicht gestrichen.“ Sonst sähe es beim Personal noch schlechter aus.

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