Nächstes Geschäfts schließt mitten in Gütersloh: „Die Stadt wird immer unattraktiver“

Gütersloh. Nachdem die Modekette Ulla Popken, die sich vor allem auf Plus-Size-Mode spezialisiert hat, die Gütersloher Filiale an der Berliner Straße bereits Ende Oktober geschlossen hatte, kündigt nun auch Inhaber Michael Meyer zu Erpen das Ende seines City-Outles Wellington ofBilmore an. Der Grund: steigende Kosten, Kaufzurückhaltung und der Siegeszug des E-Commerce. Einige Gütersloher befürchten, das viele weitere Geschäfte folgen werden. Zwar läuft der Vertrag für das Ladenlokal von Wellington am Kolbeplatz noch bis Mitte März – ob Kunden solange aber noch einkaufen können ist unklar. Der Räumungsverkauf hat aber bereits begonnen, Meyer zu Erpen betonte im Interview kürzlich: &bdquo;Das Weihnachtsgeschäft und auch den Januar werden wir auf jeden Fall noch mitnehmen, dann schauen wir weiter.“ Die Räumlichkeiten des ehemaligen Donut-Shops &bdquo;Royal Donuts“ an der Berliner Straße 58 oder die der Modekette Orsay an der Berliner Straße 36 stehen hingegen jetzt schon seit einigen Monaten leer. Wie berichtet wird auch für das Ladenlokal der Ex-Pizzeria Gusto an der Königstraße weiter ein Nachfolger gesucht. Das ehemalige Vodafone-Lokal in der Fußgängerzone ist ebenso noch immer leer. Folgen bald auch Cafés, Restaurants und Co.? &bdquo;Und das ist nicht alles“, prognostiziert ein Leser, &bdquo;es kommen noch mehr.“ Ein anderer ergänzt: &bdquo;Nach zwei Jahren Coronamaßnahmen, stark gestiegen Mindestlohn, Energiepreisen und Inflation, sind irgendwann die Reserven aufgebracht und es gibt keine Perspektive mehr.“ Ein ehemaliger Einzelhändler malt das Szenario sogar noch schwärzer: &bdquo;Mit dem Fehlen des Inhabergeführten Einzelhandels werden als nächstes Cafés, Eisdielen, Restaurants und Wochenmärkte folgen. Ein Besuch der Innenstädte wird langfristig immer uninteressanter. Dann müsst ihr euren Latte macchiato im Internet bestellen und Freunde nur noch dort treffen.“ Lesen Sie auch: Das sind die beliebtesten Restaurants im Kreis Gütersloh Kritik an zu hohen Preisen Einige NW-Leser kritisieren vor allem die Preise. Der ausschlaggebende Grund für das Aussterben der Innenstädte? &bdquo;So leid es mir für die Händler auch tut, aber im Internet gibt es halt alles günstiger“, kommentiert eine junge Frau, &bdquo;für mich als alleinerziehende Mama muss ich sowieso schon jeden Cent 500 mal umdrehen.“ Auch eine weitere Leserin sieht das Problem vor allem bei den Preisen. &bdquo;Alle hochpreisigen Geschäfte haben keine Kundschaft, die sich das noch leisten kann. Auch, wenn sie das früher konnten, es verändert sich.“ Während ein Kommentator einen doppelten Steuersatz für Onlineshops fordert, damit Innenstädte überleben können, widerspricht eine Leserin den Ansichten: &bdquo;Es gibt noch genügend Leute in Deutschland, die genug Geld haben.“ Sie geht eher davon aus, dass das Gütersloher Stadtbild Menschen abhält, überhaupt in die Innenstadt zu kommen. &bdquo;Die Leute fahren woanders hin, um dort ihr Geld zu lassen.“ Es fehlen bekannte Marken wie Mango oder Zara Dass Gütersloh &bdquo;immer unattraktiver wird“, findet auch eine weitere junge Frau. Sie meint, dass gefühlt nur noch &bdquo;Rentner-Geschäfte, Sportwetten und billiger Kram“ angeboten werde: &bdquo;Dafür muss ich nicht in die Stadt fahren.“ Es fehle vor allem an bekannten Marken wie Mango oder Zara und tollen Cafés zum Draußensitzen und Verweilen: &bdquo;Für meinen Geschmack alles extrem lieblos“, positioniert sie sich deutlich. Ein Leser wirft ein, dass man sich durchaus fragen müsse, warum die Mieten in der Innenstadt für kleinere Läden nicht mehr zu bezahlen sind und nur noch Ketten das Produktportfolio und die Marketingpower haben, um zu überleben. &bdquo;Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Margen und somit Gewinne eingefahren. Doch heute reicht der Blick auf das Smartphone, um für das Produkt den besten Preis sowie die Lieferzeit zu erfahren.“ Die Innenstädte müssen sich seiner Meinung nach von Einkaufsmeilen in Erlebnismeilen ändern, um dem Leerstandstod zu entgehen. Der Leser schlägt beispielsweise Pop-up-Stores und Markthallen mit regionalen Produkten vor – nach niederländischem Modell. &bdquo;Wichtig ist aber auch, dass die Immobilienbesitzer einsehen, dass die Mieten nicht mehr zeitgemäß sind.“

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