Geheime Aktion: Das steckt hinter der Großübung auf dem Gütersloher Flughafen

Gütersloh. Eine Großübung sorgte jetzt für Leben auf dem stillgelegten Flughafen Gütersloh. Rund 300 Einsatzkräfte aus verschiedenen Organisationen aus dem Kreis Lippe und dem Kreis Gütersloh führten eine Katastrophenschutzübung durch. Verletzte Menschen sollten nach einem Flughafenunglück schnellst- und bestmöglich versorgt werden. Dazu reisten rund 30 Rettungs- und Einsatzfahrzeuge an. Die Übung lief unter Beobachtung von Marcus Saueressig, Teamleiter Zivil- und Katastrophenschutz des Kreises Lippe, der einem Dutzend Medienvertretern aus der Region Rede und Antwort stand. Die letzte Übung dieser Art hatte 2019 auf dem Truppenübungsplatz in der Senne stattgefunden, eine Waldbrandübung. Geprobt wurde in Gütersloh jetzt folgender Ernstfall: ein Airport-Shuttle verunglückt auf dem Rollfeld eines Flughafens, viele Menschen sind verletzt. So ein Szenario werde sich in Lippe (mangels Flughafen) zwar niemals ereignen. Aber der Flughafen Paderborn ist nicht weit. &bdquo;Es ist wichtig, auf Szenarien mit vielen verletzen Personen vorbereitet zu sein“, erklärte Nils Brandes vom Zivil- und Katastrophenschutz des Kreises Lippe. 50 Verletzte sollen pro Stunde versorgt werden In Nordrhein-Westfalen helfen sich die Kreise bei Katastrophen und Großschadenslagen gegenseitig, ergänzt Bandes den Hintergrund. In diesem Fall hatte der Kreis Gütersloh die Kollegen des benachbarten Kreises Lippe um Hilfe gerufen. Rund 150 lippische Einsatzkräfte waren im Einsatz, noch einmal genauso viel kamen aus dem Kreis Gütersloh oder anderen Regionen. Geübt wurde unter anderem die Aufstellung des sogenannten &bdquo;Behandlungsplatzes 50 NRW“, ein Konzept des Landes, dass eine Versorgung von 50 Verletzen pro Stunde durch unterschiedliche Rettungseinheiten vorsieht. Bereits um 8.30 Uhr machten sich die 27 Fahrzeuge aus dem Lipperland vom Sammelort in Lage-Pottenhausen auf den Weg. Die Gütersloher warteten da schon am Airport. Mit Blaulicht, aber ohne Martinshorn, begleitet von zwei vorausfahrenden Krädern, ebenfalls mit Blaulicht, rollten sie rund eine Stunde später am Tor des ehemaligen Militärflughafens vor. Bereits um 8 Uhr begannen dort im Hangar 2 die Vorbereitungen. Lesen Sie auch: Entschärfer der Bundespolizei üben in Gütersloh Blutende Gesichter oder klaffende Wunden an Armen und Beinen Insgesamt 30 Laiendarsteller, alles Ehrenamtliche aus der Region, der Jugendfeuerwehr, der DLRG, aber zum Teil auch aus Niedersachsen und der Region Kassel, wurden optisch so hergerichtet, dass sie Verletzungen zeigten. Blutende Gesichter, klaffende Wunden an Armen und Beinen, verdeckte Verletzungen oder Prellungen im Bauchbereich wurden den Komparsen mit Farbe und Schminke &bdquo;zugefügt“. Bleich im Gesicht waren sie alle. Nach Corona sei es schwieriger geworden, Darsteller zu finden, erklärte Dominik Lossen, Technischer Leiter Einsatz der DLRG Paderborn, die teils weite Anreise einiger Ehrenamtlicher. Gegen zehn Uhr begann der Ernstfall. Die Verletzten wurden angesprochen, die Verletzungen auf Patientenkarten notiert, diese wurden um den Hals gehängt. Einige mussten in die stabile Seitenlage gebracht werden, andere froren und bekamen leichte &bdquo;Decken“ aus Aluminiumpapier umgehängt. Alle Patienten wurden klassifiziert: grün, gelb, rot – leichte, mittlere, schwere Verletzungen. Die Karten wiesen auch zwei weitere Farben auf, die am Samstag nicht markiert wurden. Die Farbe blau steht bei den Notrettern für &bdquo;hoffnungslos, da sehr schwer verletzt, Patient droht zu versterben“; lila steht für &bdquo;bereits verstorben“. Vor der Übung herrschte größte Geheimhaltung Im Hangar 2 bereiteten die Kollegen anderer Einheiten bereits die Zelte vor, in die klassifizierte Patienten gebracht wurden. Markiert waren diese mit den beschriebenen Farben: grün, gelb, rot. Die Zelte sind für die medizinische Versorgung gedacht. Anschließend erfolge von dort der Weitertransport in die umliegenden Krankenhäuser, erklärte Lossen. Beteiligt waren Ehrenamtliche des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerkes, des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfallhilfe, des Malteser Hilfsdienstes und der DLRG. &bdquo;Nach zweieinhalb Jahren Coronapause nutzen wir diese Großübung, um unsere ehrenamtlichen Kräfte wieder in Schwung zu bringen“, sagte Teamleiter Marcus Saueressig. Vor der Übung herrschte übrigens größte Geheimhaltung. Da die Teilnehmer weder das Übungsszenario noch den Übungsort kannten, durfte von den Medien nicht über die Großübung berichtet werden.

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