DRK und Feuerwehr

Vom Krankenhaus abgeschnitten: Einsatzkräfte richten Behandlungsplatz in Rekordzeit ein

Wie schnell können Rettungskräfte im Ernstfall eine autarke medizinische Versorgung aufbauen?

Die Einsatzkräfte errichteten innerhalb von 45 Minuten eine Sammelstelle für Verletzte sowie verschiedene Sichtungs- und Behandlungszelte verschiedener Prioritätsstufen. | © Kreis Herford

18.11.2025 | 18.11.2025, 16:00

Kreis Herford. Ein entgleister Zug, ein Feuer mit vielen Verletzten, plötzliches Hochwasser oder chaotische Szenen bei Großveranstaltungen – Situationen, in denen jede Minute zählt. Für genau solche Lagen muss im Kreis Herford innerhalb kürzester Zeit ein sogenannter „Behandlungsplatz 50 NRW“ aufgebaut werden können: eine mobile medizinische Einsatzstation, die bis zu 50 Menschen pro Stunde versorgt.

Wie schnell das funktioniert, wurde am Samstag auf dem Gelände des Straßenverkehrsamts in Kirchlengern geprobt. Rund 80 Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes, des Deutschen Roten Kreuzes sowie der Feuerwehren aus Spenge, Westerenger und Vlotho verwandelten den Parkplatz in eine medizinische Infrastruktur im Kleinformat.

Nach nur 45 Minuten standen eine Sammelstelle für Verletzte sowie mehrere Sichtungs- und Behandlungszelte – sortiert nach Schwere der Verletzungen, von leicht bis schwer verletzt.

Wie die Behandlung abläuft

„Ein Behandlungsplatz besteht aus der Eingangssichtung, zwei Behandlungsbereichen, der Logistik und der Ausgangsdokumentation“, erklärt Jan Hendrik Schulte vom Bevölkerungsschutz. Genau diese Abläufe müssen im Ernstfall sitzen. Denn wenn ein „Großschadensereignis“, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, die regulären Rettungsdienste überlastet, muss vor Ort eine autarke medizinische Versorgung über mehrere Stunden möglich sein. Die dafür ausgebildete Einheit trägt den Namen „Behandlungsplatz-Bereitschaft 50“.

Im echten Einsatz würden Patientinnen und Patienten zunächst gesichtet, nach Dringlichkeit sortiert, behandelt und schließlich für den Transport in die Kliniken vorbereitet. Am Samstag konzentrierte sich die Übung ausschließlich auf den schnellen Aufbau der Strukturen.

Während DRK und Rettungsdienst die medizinische Versorgung übernehmen, stellt die Feuerwehr unter anderem die Logistik und Stromversorgung sicher. Dafür kam ein 250-kVA-Aggregat zum Einsatz – leistungsstark genug, um im Notfall ein ganzes Krankenhaus zu versorgen.

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Warum viel geübt werden muss

Landrat Mirco Schmidt verfolgte die Übung persönlich. „Beeindruckend, was unsere Einsatzkräfte hier leisten“, sagte er nach einem Rundgang, bei dem er sich unter anderem mit Mitarbeitenden des Bevölkerungsschutzes, Kreisbrandmeister Bernd Kröger sowie Notärztinnen und Notärzten austauschte.

Landrat Mirco Schmidt (rechts) machte sich vor Ort ein Bild von der Übung und ließ sich unter anderem von Jan-Hendrik Schulte (Bevölkerungsschutz Kreis Herford) die genauen Abläufe erläutern. - © Kreis Herford
Landrat Mirco Schmidt (rechts) machte sich vor Ort ein Bild von der Übung und ließ sich unter anderem von Jan-Hendrik Schulte (Bevölkerungsschutz Kreis Herford) die genauen Abläufe erläutern. | © Kreis Herford

Regelmäßige Übungen seien unverzichtbar: „Konzepte und Strukturen helfen nur, wenn sie auch praktisch funktionieren. Ich konnte mich davon überzeugen, dass wir im Kreis Herford auf ein großes Schadensereignis gut vorbereitet sind.“

Beobachter dokumentierten die Übung detailliert. Zwar gebe es – wie immer – Punkte für Verbesserungen, insgesamt sei das Fazit aber positiv ausgefallen.

Dauerregen sorgt für Mehraufwand

Bereits im Oktober 2023 war ein ähnliches Szenario auf dem ehemaligen Militärflughafen in Gütersloh geprobt worden – damals mit 140 Einsatzkräften und 50 Statisten als „Verletzte“. Durch neue Vorgaben des Landes NRW wurde die Zahl der benötigten Kräfte inzwischen mehr als halbiert, was die Abläufe weiter verschlankt.

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Einziger Wermutstropfen am Samstag: der Dauerregen. Die durchnässten Zelte mussten nach dem Abbau noch einmal in einer Halle aufgestellt werden, um vollständig zu trocknen – zusätzliche Arbeit, die niemand bestellt hatte.

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