Mieter durch Energiepreise in Not: Sind Wohnungen im Kreis Gütersloh trotzdem sicher?

Gütersloh. Kein Mensch soll wegen krisenbedingter Zahlungsprobleme seine Wohnung verlieren! Die deutsche Wohnungswirtschaft hat dieser Tage säumigen Mietern einen Kündigungsschutz in der Energiekrise zugesagt. Sozial orientierte Wohnungsunternehmen würden auch jetzt niemanden aufgrund von Zahlungsverzug bei den Nebenkostenabrechnungen kündigen, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), in einem Interview der Funke Mediengruppe. Mit dem Bauverein Gütersloh und der LEG-Immobilien-Gruppe äußern sich zwei der größten Wohnfirmen im Kreis Gütersloh, wie sie mit den horrenden Energiepreissteigerungen umgehen. Können auch sie ihren Mietern ein solches Versprechen geben? &bdquo;Die Erklärung von Herrn Gedaschko entspricht unserer Einstellung, aber eine pauschale Zusage gibt es nicht, da immer der Einzelfall zu betrachten ist“, erklärt Jörg Höfel (56). Auch für den Vorstandsvorsitzenden des Gütersloher Bauvereins sollte aber niemand aufgrund von Folgen der Energiemangellage seinen Wohnraum verlieren. &bdquo;Diese Philosophie vertreten wir als sozialorientierte Wohnungsgenossenschaft generell und diese beschränkt sich nicht auf die aktuelle Energie- oder Coronakrise.“ Auch bei individuellen Krisen, etwa aufgrund einer Erwerbslosigkeit, sollten die vielfältigen &bdquo;und meist nicht freiwilligen Ursachen für einen Zahlungsverzug festgestellt und bewertet werden“, so Höfel weiter. Maßnahmen und Entlastung: Bei Mietern herrscht zunehmende Verunsicherung Im Kreisgebiet bewirtschaftet der Bauverein insgesamt 1.870 Wohnungen, davon 1.276 eigene Wohnungen in der Stadt Gütersloh sowie kreisweit 594 Miet- und Eigentumswohnungen als Verwalter für Dritte. Viele Mieter seien verunsichert, weiß Jörg Höfel. &bdquo;Wir erhalten vermehrt Anfragen zu dem Thema. Welche Kosten kommen auf uns zu? Und wie können wir unterstützt werden? Die Mieter befürchten, die Energiepreise nicht mehr bezahlen zu können.“ So herrsche etwa eine zunehmende Verunsicherung darüber, welche Maßnahmen- und Entlastungspakete tatsächlich kommen und für wen sie gelten würden. Deutliche Signale erhofft sich der Bauverein-Vorstandsvorsitzende von der Politik, denn eine klare und transparente Kommunikation der beschlossenen und geplanten Maßnahmen sei nicht wirklich erkennbar. &bdquo; Aktuell zum Beispiel: kommt jetzt die bereits beschlossene Gasumlage oder doch nicht?“ Die Mieter seien schlichtweg überfordert. Aber nicht nur diese. Auch in der Branche gebe es Irritationen. Die Vermieter müssten die gestiegenen Energiepreise zunächst vorstrecken. &bdquo;Kommt es dann zu Zahlungsausfällen, müssen diese Kosten eventuell dauerhaft vorgestreckt werden, welches enorme Liquiditätsprobleme verursachen wird“, mahnt Jörg Höfel. Bauverein plant nächste Vorauszahlungserhöhung im Januar 2023 Durch die gestiegenen Gaspreise für 2022, &bdquo;Erhöhungen von rund 235 Prozent“, wie Höfel anmerkt, hat der Bauverein die Vorauszahlungen bereits ab Mai um 70 Cent je Quadratmeter Wohnfläche monatlich angepasst. &bdquo;Bei unseren Mietern ist die Akzeptanz der notwendigen Erhöhung durchaus vorhanden“, erklärt Höfel. So seien auch weitere Vorauszahlungserhöhungen gewünscht, &bdquo;um so eine höhere Nachzahlung zu verringern“. Die anstehenden Steigerungen der Gaspreise für das kommende Jahr, &bdquo;von rund 300 Prozent“, berücksichtigt der Bauverein Anfang des kommenden Jahres in einer weiteren Anpassung. Ratenzahlung soll als Option erhalten bleiben Kommt es zu temporären Zahlungsschwierigkeiten sollen, je nach Einzelfallbetrachtung und wie bereits in der Vergangenheit, Ratenzahlungen vereinbart werden. &bdquo;Diese Möglichkeit soll auch weiterhin bestehen bleiben, soweit es für den Bauverein wirtschaftlich leistbar und darstellbar ist“, erklärt Jörg Höfel. Voraussetzung dafür: Die Ursachen müssten begründet und nachvollziehbar sein und kein nachweisbarer Anspruch einer staatlichen Unterstützung bestehen. LEG: Umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt Auch bei der börsennotierten LEG Immobilien SE aus Düsseldorf, die im Kreis Gütersloh 1.706 Mietwohnungen in Mehrparteienhäusern betreut (1.447 in der Stadt Gütersloh), ist man fest entschlossen, die Krise im Schulterschluss mit den Mietern zu meistern. &bdquo;Wir werden alles dafür tun, dass niemand seine Wohnung aufgrund der Energiepreisexplosion verliert“, sagt Konzernsprecher Mischa Lenz. Auch wenn man die Belastungen als Vermieter vorfinanzieren und letztlich &bdquo;nur durchreichen“ würde. Gleichwohl haben man ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Mieter geschnürt: Auf einer Extra-Webseite sind die Infos zum Energiesparen ausgeweitet worden. &bdquo;Wir unterstützen zudem mit Informationen zum Wohngeld, freiwilligen Vorauszahlungserhöhungen sowie Ratenzahlungen“, sagt Mischa Lenz. Wichtig sei, dass sich betroffene Mieter in solch einem Fall möglichst frühzeitig melden würden, damit gemeinsam eine entsprechende, individuelle Lösung gefunden werde. Brief an Mieter: 2023 sollte man mit doppelt so hohen Kosten wie 2021 rechnen In einem Schreiben an die Mieter skizziert der LEG-Vorstand das erwartete Szenario für 2022, unter anderem mit geschätzt 30 Prozent mehr Heizkosten als noch vor einem Jahr. &bdquo;Und rechnen Sie 2023 damit, sogar das Doppelte im Vergleich zu 2021 zahlen zu müssen“, heißt es darin weiter. Ebenso gibt es Tipps: Reserven anlegen, das Energie-Geld der Bundesregierung zur Seite legen, die Möglichkeit einer Wohngeld-Beantragung prüfen sowie ganz simpel: &bdquo;Sparen Sie Energie“. Letzteres handhabe man das auch auf Unternehmensebene konsequent. So würden nicht nur die Heizanlagen in den Immobilien auf eine optimale und verbrauchssparende Einstellung eingestellt. Die LEG-Mitarbeiter leisteten ebenfalls ihren Beitrag, unter anderem indem Bürostandorte vorübergehend zusammengelegt würden. Aus heutiger Sicht, so LEG-Sprecher Mischa Lenz, rechne man trotz aller Vorkehrungen mit Nachzahlungen &bdquo;von ein bis zwei Monatsmieten auf Basis der bisherigen Preissteigerungen“. Die geplante Gasumlage sei dabei noch nicht berücksichtigt. Mieter wie auch Vermieter müssten sich aufgrund des Zeitversatzes zwischen Gaslieferverträgen, Verbrauchzeitraum und Abrechnung in den kommenden zwei bis drei Jahren auf hohe Energiepreisbelastungen einstellen.

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