Welche Folgen hat die AWO-Krise für den Kreis Gütersloh?

Gütersloh. Finanzieller Kahlschlag bei der AWO: Weil es der Arbeiterwohlfahrt in Ostwestfalen-Lippe nach eigenen Angaben an Geld fehlt, sollen als Folge mehrere Immobilien verkauft und Einrichtungen geschlossen werden. Etwa ein Berufskolleg für Sozial- und Gesundheitswesen in Bielefeld oder das Frauenschutzzentrum in Minden. Rund 150 bis 200 Beschäftigte könnten von den Maßnahmen betroffen sein. Die Ankündigungen des Bezirksverbandes hatten für Aufsehen und Reaktionen gesorgt. Auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Jürgen Jentsch (SPD), Vorsitzender der AWO im Kreis Gütersloh, spart auf Nachfrage der NW nicht mit kritischen Worten und äußert sich genauso wie Geschäftsführerin Ulrike Boden zur Lage des Kreisverbandes. Lage sorgt auch hier &bdquo;für ein bisschen Bammel“ Zwar sind nach Aussagen des 82-Jährigen aktuell keine der insgesamt 108 Einrichtungen oder Projekte des Wohlfahrtsverbandes auf Gütersloher Kreisebene direkt betroffen. Auch werde die eigentliche Arbeit hierzulande durch die Hiobsbotschaften des Bezirksverbandes &bdquo;erst mal nicht so stark“ beeinflusst. &bdquo;Aber“, so Jentsch, &bdquo;es macht doch ein bisschen Bammel. Jetzt erfährt man, dass etwas getan werden muss.“ Die Schuld an der fahrigen Situation weist Jentsch früheren Verantwortungsträgern zu. &bdquo;Jahrelang hat uns der alte Vorstand verschwiegen, dass manche Einrichtungen finanziell einfach nicht tragbar sind. Es hätte bereits viel eher gehandelt werden müssen.“ Jürgen Jentsch kritisiert frühere Verantwortungsträger Ob sich seine Kritik direkt an den Ex-Vorstandsvorsitzenden Thorsten Klute richtet, der sein Amt zum Ende vergangenen Jahres abgab, lässt Jürgen Jentsch offen. Namen nenne er nicht. &bdquo;Der alte Vorstand ist bekannt.“ Sein Mitgefühl gelte der gegenwärtigen Führungsspitze. &bdquo;Ich bedauere den jetzigen Vorstand, der das alles ausbaden muss und möchte nicht in dessen Haut stecken“, sagt Jentsch, der selbst Mitglied von Präsidium und Aufsichtsrat der AWO OWL ist. Seit dem 1. Januar fungiert Thomas Euler als Vorstandsvorsitzender des Bezirksverbandes, Benjamin Kramer ist sein Stellvertreter. Die Sparkrise bei einem der großen Sozialträger in der Region wirke sich zwar nicht unmittelbar auf das Engagement im Kreis Gütersloh aus. &bdquo;Aber das Thema wird natürlich in den Ortsvereinen diskutiert und hat zu erheblicher Unruhe geführt.“ Berufskolleg-Schließung: Bis zu 25 Mitarbeitende aus dem Kreis betroffen Und nicht nur das. &bdquo;Es drohen auch Szenarien, wovon wir im Kreis Gütersloh berührt würden“, erklärt Ulrike Boden (62), seit 31 Jahren Geschäftsführerin des Kreisverbandes. Von der Schließung des Berufskollegs in Bielefeld etwa &bdquo;wären 20 bis 25 Mitarbeitende betroffen“. Sie verrichten ihren Dienst im Kreis beispielsweise auch in einer der 35 Offenen Ganztagsschulen und durchlaufen am Berufskolleg in Bielefeld ihre Praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher (PIA). Dass einer Einrichtung, in der junge Menschen zu Erziehern, Kinderpflegern oder Heilerziehungspflegern ausgebildet werden, die Schließung drohe sei in Zeiten von Fachkräftemangel ohnehin ein fatales Signal. Die Betroffenen könnten ihre Ausbildung schlimmstenfalls nicht absolvieren. Ulrike Boden hofft auf Unterstützung durch das Land NRW &bdquo;Ich sehe es als Landesaufgabe an, das Berufskolleg so zu finanzieren, dass es kostendeckend arbeiten kann – nicht als Aufgabe der Kommunen oder des Kreises“, erklärt Ulrike Boden. Man bemühe sich aber weiterhin darum, versichert Jürgen Jentsch in seiner Funktion als OWL-Funktionär, für einige von den Einsparungsmaßnahmen betroffenen und defizitären Bereiche, darunter auch eine Mutter-Kind-Kureinrichtung in Horn-Bad Meinberg und eine Einrichtung für Menschen mit Autismus in Löhne, noch Lösungen zu finden. &bdquo;Ich hoffe, dass wir in Minden das Frauenhaus erhalten können.“ Die 108 Einrichtungen in der Region sind solide finanziert Die 108 Einrichtungen und Angebote im Kreis Gütersloh seien komplett durch Zuschüsse solide finanziert und würden hervorragende Arbeit leisten. Der hiesige ist einer von insgesamt sieben Kreisverbänden in der Region. Die Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen-Lippe beschäftigt in rund 300 Einrichtungen und Diensten mehr als 6.500 Mitarbeitende. Fast 700 Beschäftigte sind es im Kreis Gütersloh. Streetworking im Fokus: Angebot im Kreis Gütersloh wird ausgebaut Auf Kreisverbands-Ebene wird derweil einen Ausweitung des Angebotes konkreter. Im Jugendhilfeausschuss in Gütersloh am Donnerstag der kommenden Woche soll eine Entscheidung über die Trägerschaft für Streetwork in Gütersloh gefällt werden. Die AWO hat sich mit ihrem Konzept in einem städtischen Bewertungsprozess dafür qualifiziert. Ebenfalls soll beschlossen werden, dass die Verwaltung mit ihr eine entsprechende Zuwendungsvereinbarung aushandelt. Auch weitere Projekte sind in Planung: &bdquo;Wir sind in Rheda-Wiedenbrück mit der Stadt dabei, ein Spielmobil zu realisieren“, erläutert Ulrike Boden. In Harsewinkel werde zudem ein Streetworking-Angebot angestrebt. Die politische Diskussion läuft.

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