Große Erleichterung: Briten verzichten auf Flughafen in Gütersloh

Gütersloh. So kann man sich vertun. Noch am Dienstag hatte Norbert Morkes den Politikern im Stadtrat berichtet, die Rückkehr der Briten nach Gütersloh sei &bdquo;so sicher wie das Amen in der Kirche“. Gestern, einen Tag später, dürfte der Bürgermeister vom Glauben abgefallen sein. Die Briten kommen doch nicht. Wider Erwarten erhielt Morkes gegen Mittag die Nachricht, dass die britischen Streitkräfte nicht beabsichtigen, ihre ehemalige Kaserne an der Marienfelder Straße wieder in Beschlag zu nehmen. Warum und wieso nicht? Keine weitere Angaben, jedenfalls nicht von der Stadt und zunächst auch nicht von den Briten. Erst am Abend meldete sich der Sprecher der britischen Streitkräfte in Deutschland und sagte, Gütersloh sei immer nur eine Option von mehreren gewesen, und diese sei nun vom Tisch. Morkes: "Das ist eine sehr gute Nachricht" However, wie auch immer: Die Stadt und die heimische Wirtschaft reagierten erleichtert. &bdquo;Das ist eine sehr gute Nachricht für den Fortgang unserer Planungen auf dem 340 Hektar umfassenden Gelände“, ließ Morkes per Pressemitteilung verkünden. Gut für die wirtschaftliche Entwicklung Güterslohs, seiner Nachbarstädte und der gesamten Region, gut auch für die Sicherung der Naturschutzflächen – etwa zwei Drittel des Geländes waren zwischenzeitlich zum Nationalen Naturerbe erklärt worden. Er habe umgehend die Bürgermeister-Kollegen von Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz sowie Albrecht Pförtner als Geschäftsführer der gemeinsamen Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH informiert. Auch die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat erhielten Nachricht. Im Januar hatten die Briten überraschend verkündet, sie wollten prüfen, das Areal doch wieder militärisch zu nutzen. Zwar gehört das Gelände dem Bund, jedoch ist dieser laut NATO-Truppenstatut verpflichtet, es an alliierte Truppen abzutreten. Unklar schien lediglich, wann und in welcher Truppenstärke die Briten zurückkehren. Mit dem Krieg der Russen gegen die Ukraine und den Erklärungen der NATO, seine Ostflanke stärken und im Ernstfall schnell logistisch nachversorgen zu können, hatte kaum noch jemand Zweifel, dass die Briten ihren Gütersloher Standort militärisch reaktivieren. Mittwoch nun die verblüffende Kehrtwende. Am Morgen erhielt der Zuständige der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Marc Skupin, telefonisch von der British Army in Sennelager die Nachricht, dass die Briten verzichten. Diese Entscheidung habe der Verteidigungsminister getroffen. Wenig später kam das bestätigende Schreiben. Demnach habe das Ministerium, konkret: die Global Support Organisation, in einer Machbarkeitsstudie verschiedene Aspekte beleuchtet und sei zu dem Ergebnis gekommen, die Kaserne doch nicht zu benötigen. &bdquo;Endgültige Sicherheit gibt es aber erst mit der Unterschrift" Der Kernsatz dieses Schreibens lautet: &bdquo;Die britischen Streitkräfte sehen keine militärische Notwendigkeit, die Option der Nutzung der ehemaligen Princess-Royal-Kaserne in Gütersloh beizubehalten.“ Welche Kriterien zu dieser Entscheidung führten, was die Prüfparameter waren – keine nähere Angaben. Landrat Sven-Georg Adenauer kommentierte die Nachricht umgehend. Er freue sich. &bdquo;Endlich herrscht Klarheit, diese Entscheidung ist wichtig für die Entwicklung der Stadt Gütersloh und auch für den Kreis Gütersloh insgesamt.“ Burkhard Marcinkowski, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes für den Kreis sagte, für die beteiligten Kommunen sei es ein großes Glück, nun Planungssicherheit zu haben und in die weitere Umsetzung gehen zu können, etwa für die Verkehrsanbindung. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie es schwer es sei, alternative Gewerbeflächen zu finden. &bdquo;Mit der Entscheidung der Briten ist es nun möglich, ein Stück Wachstum und damit Wohlstand im Kreis zu halten.“ Morkes sagte, die Stadt sei erleichtert, weil die &bdquo;Hängepartie“ mit dem Rückzieher der Briten erst einmal beendet sei. &bdquo;Endgültige Sicherheit gibt es aber erst mit der Unterschrift unter einen Kaufvertrag mit der BImA.“ Denn: Erst wenn die Gewerbepark Flugplatz GmbH und nicht mehr der Bund Eigentümerin des Geländes ist, haben die Briten keinen Zugriff mehr, auch künftig nicht. Die drei Kommunen sind dann gesichert in der Lage, dort ein Gewerbe- und Industriegebiet zu entwickeln, das seit 2016 auch im Entwurf des Regionalplanes enthalten ist. Rund 100 Hektar stünden dafür zur Verfügung, jene Flächen, die schon jetzt bebaut sind. Bis zu 6.000 Jobs sollen dort entstehen können, heißt es. Die übrigen Hektar, der größere Teil also, bliebe dem Naturschutz vorbehalten. Bebauungsplanverfahren soll nach Sommerpause wiederaufgenommen werden Dass die Gewerbepark GmbH nun auf die Schnelle die ehemalige Flugplatz- und Kasernenfläche kaufen kann, ist indes ein Trugschluss. Viele grundlegende Aspekte sind noch zu verhandeln, auch beim Kaufpreis liegen Bund und Städte dem Vernehmen nach weit auseinander. Auf der anderen (nördlichen) Seite der Marienfelder Straße ist die Gewerbepark GmbH sichtbar weiter. Pförtner kündigte an, das Bebauungsplanverfahren für diese Flächen nach der Sommerpause wieder aufzunehmen – die GmbH hatte es wegen der Unsicherheit mit den Briten und wegen der technisch-logistischen Zusammenhänge mit dem Flughafengelände vorübergehend auf Eis gelegt. &bdquo;Das war nie mehr als eine von mehreren Optionen“ &bdquo;Wir haben nie behauptet, dass schon eine Entscheidung gefallen wäre“, sagte Mike Whitehurst, Sprecher der britischen Streitkräfte. Vielmehr habe man von Anfang klar gemacht, dass das Verteidigungsministerium in London mehrere Optionen für die Fortentwicklung der militärischen Präsenz in Deutschland prüfe und dass die Rückkehr nach Gütersloh nur eine von mehreren Optionen gewesen sei. Dass später in einigen Medien und von Interessenvertretern &bdquo;wild spekuliert“ worden sei, hätten die Briten nicht zu verantworten. &bdquo;Es gab offenbar einige Leute, die uns nicht richtig zu gehört haben, aus welchem Motiv auch immer“, so Whitehurst. Zum Beispiel sei berichtet worden, die Briten erwägten, komplette zusätzliche Kampfverbände nach Deutschland zu verlegen, &bdquo;aber das ist völliger Unsinn“. Ohnehin stehe nicht die Aufstockung der Truppen im Fokus, sondern deren Optimierung und Ergänzung. Dieser Prüfungsprozess sei noch nicht abgeschlossen, insofern sei es zu früh, nun Aussagen über andere Briten-Standorte in Deutschland zu treffen. &bdquo;Was man aber sagen kann: Die Princess-Royal-Kaserne in Gütersloh steht definitiv nicht mehr auf dieser Liste“, so Whitehurst.

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