21-jähriger Stefan Schneidt (SPD) erlebt beim Haustürwahlkampf so einiges

Gütersloh. &bdquo;Guten Tag! Ich will nicht lange stören, ich bin Stefan Schneidt, der SPD-Landtagskandidat. Ich möchte Ihnen nur ein paar Infos überreichen und wenn sie Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung“, er reicht den roten Werbeflyer rüber, seine Kontaktdaten, ein Päckchen Blumensamen und eine Einladung zum kostenlosen Open Air-Kino auf der Freilichtbühne in Mohns Park. Umdrehen. Weiter gehts. &bdquo;Von diesem Satz träume ich nachts schon“, sagt er und drückt die nächste Türklingel. Zwischen 22.000 und 23.000 Haushalte hat er seit Ende Januar in seinem Wahlkreis in Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz besucht. Jeden Tag zwischen 11 und 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr ist der 21-Jährige mit seinem Helfer-Team unterwegs. Bis zum Wahltag will er 30.000 erreichen, &bdquo;aber es wird terminlich immer schwieriger.“ Gerade kommt er von einem Treffen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), hat das neue Klimabüro mit ihr besucht und flott einen gemeinsamen Podcast aufgenommen. Um 19 Uhr muss er in der Sporthalle stehen und seine Handballmannschaft beim SV Spexard trainieren. &bdquo;Anschließend treffe ich mich mit Roland Kaiser.“ Morgen früh um 5.30 Uhr weht die SPD-Fahne bei Miele vorm Werkstor. &bdquo;Es ist krass viel im Moment. Viel Schlaf bekomme ich nicht.“ Zwei mal hat man ihm nackt die Tür geöffnet Den Haustürwahlkampf hat Schneidt zur obersten Disziplin erklärt. 40 bis 50 Haustüren pro Stunde schafft er nach eigenen Angaben. Klingeln nach 18 Uhr ist für ihn tabu. Und Sonntags ist Pause, um die Leute nicht zu nerven. Auch Güterslohs Alt-Bürgermeisterin Maria Unger leistet Unterstützung und war in den vergangenen Wochen mit ihm unterwegs. &bdquo;Aber mit Maria zusammen kommt man nicht weit“, sagt Schneidt und lächelt auf seine verschmitzt fröhliche Art. Im Elbrachtsweg öffnet eine junge Frau, nimmt den Flyer entgegen und lächelt ihn auffällig freundlich an. Als ihr Sohn zur Haustür springt, erkennt Schneidt die Situation und sagt nur &bdquo;Ach.“ Beide sind später noch miteinander verabredet. Fürs Handballtraining.&bdquo;Ich bin selbst erstaunt, wie viele Menschen mich inzwischen kennen. Ich bin augenscheinlich eine öffentliche Person geworden.“ Das sei zwar okay, aber manchmal auch unangenehm. Etwa bei den Wapelbeats am 1. Mai, als er einfach nur ein bisschen feiern wollte, aber ständig jemand ein Selfie mit ihm machen wollte. &bdquo;Letzte Woche hat ihn ein Vater im Wahlkampf erkannt und ins Haus gebeten. Er wollte ein Foto für seine beiden Töchter machen, weil die Stefan so toll finden“, berichtet Johanna Godt amüsiert. Die Gütersloherin gehört wie Stefan zu den Jusos. Sie ist Studentin und hilft im Wahlkampf, wo sie nur kann. &bdquo;Stefan hat eine sehr charmante Art mit Menschen umzugehen“, findet sie, &bdquo;er flirtet mit ihnen.“ Schneidt protestiert. Die Initiative Band New Bundestag hat ihn als Talent auserkoren &bdquo;Beim Haustürwahlkampf erlebt man einfach alles!“ Einmal habe er eine entwischte Katze wieder eingefangen, &bdquo;die wie ihr Herrchen angeblich Corona hatte.“ Und bereits zwei mal habe man ihm nackt die Tür geöffnet. &bdquo;Ganz offensichtlich hatten die mit jemand anderem gerechnet.“ Manchmal heiße es &bdquo;Verpiss Dich“, manchmal würde diskutiert. In der vergangenen Woche zum Beispiel, an dem Tag als die Bundesregierung die Entscheidung über die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine beschloss, öffnete ihm in Gütersloh ein Bundeswehrsoldat in Tarnkleidung die Haustür. Es wurde ein anstrengendes Gespräch. &bdquo;Man muss halt mit allem rechnen.“ Schneidt ist jung. Sehr jung. &bdquo;An der Haustür reichen die Schätzungen über mein Alter von 16 bis 25.“ Er nimmt es sportlich, achtet aber bewusst auf korrekte Kleidung.Mit 21 Jahren ist er &bdquo;angeblich der jüngste Landtagskandidat in ganz NRW“, wie ihm SPD-Chef Thomas Kutschaty versicherte. Er will, dass jüngere Menschen im Landtag mitentscheiden. &bdquo;Ältere Politiker haben wir wirklich genug. Unter 30 aber bislang nur einen einzigen Abgeordneten.“ Die brennenden Themen wie Bildungspolitik, psychische Gesundheit und natürlich Klimaschutz müssten von den Jungen mitgestaltet werden. Der Juso-Vorsitzende ist durch sein Engagement bei Fridays For Future deutlich über die Stadtgrenze hinaus aufgefallen. Schneidt wird als einer von vier Kandidaten in NRW unterstützt von der Initiative Brand New Bundestag (BNB), die sich überparteilich für eine zukunftsorientierte Politik einsetzt und junge Menschen in politische Ämter begleitet.Und wenn es nicht für den Landtag reicht, was dann? &bdquo;Dann werde ich weiter Politik studieren, mich für die SPD engagieren und in Spexard Handball trainieren. Bei mir hängt keine Existenz davon ab.“ Nur bei FFF sei dann Schluss. Die müssten ohne ihn auskommen. &bdquo;Das ist aber wenig“, der ältere Herr vom Damaschkeweg schüttelt das Tütchen Blumensamen und grinst herausfordernd. &bdquo;Okay, ich gebe ihnen ein zweites. Aber nur, wenn Sie SPD wählen.“ Die Stimmung ist gut. Und Stefan Schneidt für den 15. Mai optimistisch.

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