Bis zu 100 Millionen Euro für Grundschul-Ausbau in Gütersloh

Gütersloh. Die Stadt steht vor einem der bedeutendsten und teuersten Bauprojekte seit Jahrzehnten und das wohl auch für lange Zeit. Zugleich ist es eines, das vom Verfahren her bundesweit sprichwörtlich Schule machen könnte: der seit 2018 geplante großangelegte und fast gleichzeitige Ausbau der Gütersloher Grundschulen. Zwölf von insgesamt 17 Standorten sollen ab dem kommenden Frühjahr paketweise und rasch hintereinander erweitert werden. Am Donnerstag wurde erstmals ein konkreter Kostenrahmen genannt. Inklusive einer großzügigen Sicherheitsreserve von 30 Prozent der jetzt am Ende der Vorplanung errechneten Bruttokosten könnte letztlich ein Investitionsvolumen von fast genau 100 Millionen entstehen. Ohne diesen Puffer, der weiter steigende Preise und Unvorhergesehenes mit einkalkuliert, liegt die Summe nach Aussage des beauftragten Projektsteuerers agn (Hamburg) bei knapp 77 Millionen Euro.Brücken zu niedrig für Module Das ist – etwas überraschend - nicht so weit von der allerersten Grobschätzung noch im Vorfeld der Entwurfsplanung entfernt: So war die Stadt bisher von 72 Millionen Euro ausgegangen und hat diesen Betrag auch bereits im Haushalt eingeplant. Im Vergleich dazu hatten sich vor wenigen Jahren die Kosten für den Bau der Dritten Gesamtschule in diesem Stadium explosionsartig nahezu verdoppelt.Gemeinsam mit einem Großaufgebot an Architekten und Fachplanern hat die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Norbert Morkes, Stadtbaurätin Nina Herrling und dem Bildungsbeigeordneten Henning Matthes an der Spitze auch bautechnische Einzelheiten erläutert. Wichtigste Erkenntnis: Der seit 2020 anvisierte Systemwechsel vom Bauen Stein auf Stein hin zur Holzmodulbauweise ist vom Tisch. Dagegen sprächen einerseits verschiedene statische Gründe, hieß es. Andererseits, und das sei der Haupthinderungsgrund, seien Module der erforderlichen Größen nicht auf deutschen Straßen zu transportieren. Bei einer Höhe von 3,50 Meter sei eigentlich Schluss. Für alles, was über 3,90 Meter hinausgehe, gebe es auch keine Sondergenehmigung. Grund: Die Brückenbauwerke seien zu niedrig.Zügiger und geräuscharmer Aufbau Wie Tragwerksexperte Reinhold Kuhle (Bröckling Vullhorst GmbH, Hövelhof) weiter berichtete, sei dennoch eine innovative Lösung möglich. Fachbegriff dafür: elementierte Bauweise. Dieses Verfahren habe große Vorteile: Vorproduzierte Betonfertigteile könnten auf der Baustelle schnell und geräuscharm zusammengesetzt werden. An sämtlichen zwölf Schulstandorten soll jeweils ein einheitliches Modul für die Unterrichts- und die Verpflegungseinheiten zum Einsatz kommen.Dies hat laut Matthes, der in den vergangenen Monaten &bdquo;sehr intensive Gespräche“ mit den einzelnen Schulen geführt hat, einen weiteren Geschwindigkeitsvorteil: den der parallelen Planung. Mit dem vorgesehenen Verfahren liege Gütersloh weit vor anderen Kommunen, die sich erst jetzt Gedanken machten, wie sie den gerade vom Bund beschlossenen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule realisieren wollten, sagte Matthes. &bdquo;Wir bringen das bereits heute in die Umsetzung.“ Überdies werde auf die steigenden Schülerzahlen und die veränderten pädagogischen Anforderungen reagiert. Der Bürgermeister sprach von einem womöglich bundesweit einzigartigen Verfahren. Freier Blick nach draußen Die neuen Gebäude werden nach dem Passivhausstandard errichtet, bieten eine breite Palette an energiesparenden Ausstattungen und sind nach Aussage der Planer auch hinsichtlich der Luftqualität in den Räumen auf dem neuesten Stand. Und sollte es im Unterricht einmal langweilig werden, meinte Architekt Christian Kawe (Büro Kresings, Düsseldorf/Münster) im Scherz, hätten die Schüler dank niedriger Fensterbrüstungen einen freien Blick nach draußen. Die Bauzeit pro Erweiterungsmodul (Grundfläche zwischen 550 und 640 Quadratmetern) beträgt laut Projektsteuerer Christian Zumwinkel durchschnittlich zehn Monate. Der Startschuss soll im Frühjahr kommenden Jahres erfolgen allerdings nicht, wie ursprünglich geplant, an allen Standorten gleichzeitig, sondern abschnittsweise in &bdquo;Paketen“.Reihenfolge steht noch nicht fest An welcher Schule es losgeht und welche Reihenfolge vorgesehen ist, lasse sich noch nicht sagen, sagte Herrling. Standorte, an denen erst noch Umbau- oder Abrissarbeiten notwendig seien, kämen sicher nicht zuerst an die Reihe.Zunächst müssen die Politiker ohnehin noch den offiziellen Baubeschluss fassen. Dies ist für den 7. Juni geplant. Zweifel, dass dort noch etwas dazwischen kommen könnte, sind so gut wie ausgeschlossen. &bdquo;Wir können froh sein, dass dieses tolle Projekt jetzt auf den Weg gebracht wird“, sagte der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Klaus Engels.

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