Gütersloh

Gütersloher Frühling: Ernüchterndes Fazit der Händler und Besucher

Die Laune in der Innenstadt war gut, und an seiner Magnetwirkung hat der "Gütersloher Frühling" nichts eingebüßt. Das Fazit der Händler und Besucher fällt dennoch durchwachsen aus.

Die Besucherfrequenz in der Gütersloher Innenstadt konnte wieder an die Zeit vor Corona anknüpfen. | © Jens Dünhölter

30.03.2022 | 30.03.2022, 13:02

Gütersloh. Der Name passte wie die Faust auf’s Auge: Nach langer Zwangspause trug „Gütersloh blüht auf“ – traditioneller Auftakt des „Gütersloher Frühlings“ mit verkaufsoffenem Sonntag – seinen Namen zurecht. Viel bessere Rahmenbedingungen als am mit 15 Grad und zahlreichen Sonnenstunden durchfluteten Sonntag konnte es nicht geben. Die Lust am Leben, am Flanieren, Bummeln, Staunen und Genießen war nach der langen Winter- und Corona-Tristesse zwischen Kolbe-, Berliner und Dreiecksplatz mit Händen zu greifen.

Passend dazu präsentierte sich das von der grünen Branche durch die Gartenbaufirma Hartkämper, Rasenhof Wullgerd und Hagedorn (14.000 Kilogramm Spiel- und 275.000 Kilogramm Siebsand) gestaltete Blumen-, Blüten und Inselmeer bei Bilderbuchwetter in den herrlichsten Farben. Dabei durfte ein politisches Statement nicht fehlen. Aus Solidarität mit der Ukraine leuchteten die Palettentürme der Interessengemeinschaft Mittlere Berliner Straße in diesem Jahr in den Farben Blauen und Gelb.

"Es war ein guter Start"

Auch die Geschäftsinhaber, die nach Aussage des Einzelhandelsverbandsvorsitzenden Rainer Schorcht eine fünfstellige Summe in die Vorbereitungen investiert hatten, wurden für ihre Mühe belohnt. Nach einem Bummel um 17.30 Uhr über den Berliner Platz vermeldete der Fotokaufmann: „Es war ein guter Start in den Gütersloher Frühling. Wir sind glücklich, dass die Bevölkerung aus dem ganzen Kreis den Weg in die Innenstadt gefunden hat“. Die Besucherfrequenz habe „das Maß angenommen, wie in der Vor-Corona-Zeit“. Ausdrücklich lobte Schorcht die ausrichtende gtm und die grüne Branche für ihre „gute Arbeit“.

Beim für die Händler entscheidenden Kaufverhalten war indes noch Luft nach oben. Markus Finke, Intersport und Modehaus Finke, resümiert nach dem Kassensturz am Abend einen „schwachen Besuch“. Die Umsätze am Sonntag seien „nicht gut“ gewesen. Sie ließen sich „nicht mit denen von 2019 vor Corona vergleichen“. In beiden Finke-Häusern sei „Mode deutlich besser gelaufen als Sport“.

Fotostrecke


13 Bilder
Das war der "Güterslüher Frühling" 2022

Kritik und Enttäuschung

Kritik und Enttäuschung kam von „Blüht auf“-Stammbesuchern hinsichtlich Menge und Kreativität der Ellipsen. In Erinnerung an ungewöhnliche Arrangements und Parklandschaften fasste Rainer Delker einen mehrfach gehörten Tenor zusammen : „Das ist ernüchternd. Nach der langen Zeit dachte ich, die hauen richtig einen raus. Ein richtiger Hingucker ist nicht dabei, richtig doll ist es nicht.“

Lena Descher von gtm räumte die Reduzierung der Beet-Zahl freimütig ein. „Es sind ein paar Ellipsen weniger als in den Vorjahren. Die grüne Branche hatte in diesem Jahr viele andere Dinge zu tun“. Laut Expertenmeinung gibt es eine niedrige zweistellige Ansage von Beeten. Dazu muss man laut Rainer Schorcht wissen, „die Ausstellungen der Gartenbaubetriebe erfolgt auf rein freiwilliger Basis. Das kostet uns keinen Cent“.

Doch auch wenn weniger gekauft, die Zahl der Beete geringer ausfiel als sonst: In der Fußgängerzone bis zum Dreiecksplatz pulsierte das Leben in seiner fröhlichsten Form. Schlechte Laune, finstere Mienen schienen in Eisdielen, Café, in der Sonne per Gerichtsbeschluss verboten zu sein. Wenn es eines Beweises für die Magnetwirkung einer manchmal zurecht kritisierten Innenstadt brauchte, lieferte ihn die Abstimmung mit den Füßen zum „Gütersloher Frühling“.