Gütersloh Gütersloh will bis zu 700 Geflüchtete in den Mansergh Barracks unterbringen

Gütersloh. Immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen in den Kreis Gütersloh. Seit rund einer Woche werden im Schnitt knapp 50 Menschen pro Tag im Gütersloher Rathaus vorstellig. &bdquo;Oft mit einer Tüte oder einem kleinen Köfferchen in der Hand, in dem sich alle Habseligkeiten befinden, sind sie auf der Suche nach einer Unterkunft, Verpflegung, finanzieller Unterstützung und Krankenabsicherung“, weiß Henning Matthes. Der Sozialdezernent und Bürgermeister Norbert Morkes haben am Dienstag eindrücklich verdeutlicht, dass die Flüchtlingsunterbringung für die Stadt Gütersloh eine der größten Herausforderungen seit Jahren darstelle und allen Beteiligten einen enormen Kraftakt abverlange. Waren es am Montag offiziell 265 Kriegsflüchtlinge, 181 Frauen und 84 Männer, die sich bei der Ausländerbehörde registrieren ließen, so könnten es am Sonntag bereits nahezu 600 Personen sein. &bdquo;Vor zwei Wochen war die Prognose, dass wir 1.500 Flüchtlinge unterbringen müssen. Das sieht inzwischen anders aus“, verhehlt Norbert Morkes keineswegs die Dramatik der Lage. Keiner könne gegenwärtig sagen, wie vielen Menschen tatsächlich geholfen werden müsse. &bdquo;Aber Stand heute sind alle Plätze belegt“, spricht Matthes von ausgeschöpften Möglichkeiten. Die dynamische Situation erfordert schnelle und unbürokratische Hilfe. Die kommt. Das wohl größte Flüchtlingsquartier in OWLBeim Wohnraum will die Stadt Gütersloh innerhalb eines Monats Kapazitäten für insgesamt 1.600 Kriegsflüchtlinge schaffen. Dabei hat sich die Stadtspitze mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf die Nutzung diverser in deren Besitz befindlicher Liegenschaften verständigt. In den ehemaligen Mansergh Barracks, der Kaserne an der Verler Straße, wird demnach die größte Auffangstation im Kreisgebiet, womöglich auch in OWL, entstehen. 700 Personen könnten dort in früheren Büroräumen und der alten Schule am Ende des Quartiers unterkommen. &bdquo;Die Gebäude sollen in vier bis sechs Wochen bezugsfertig sein“, so Morkes. Nicht als Bürgermeister, sondern als Bürger, der helfen wolle, habe der 70-Jährige den BImA-Vorstand in einem &bdquo;unkonventionellen Brief“ um unbürokratische Unterstützung gebeten. Mit Erfolg! Auch Britenhäuser im Besitz der BImA sollen schnellstmöglich in funktionstüchtige Unterkünfte für Menschen aus der Ukraine umgewandelt werden. Britenhäuser bieten Platz für 600 Menschen 56 Objekte an der Töpferstraße bieten 350 Menschen Platz. Sie sollen in ein bis zwei Wochen komplett bezugsfertig sein. Insgesamt 47 Objekte mit bis zu 250 Plätzen werden zudem an der Luisenstraße, Gerhart-Hauptmann-Straße, Francke-, Fröbel- und Haegestraße hergerichtet. Für die Britenhäuser in der Hochstraße gebe es bereits erste Kaufangebote, weshalb es für sie keine Freigabe gegeben hat. Hinsichtlich der Englischen Straße wartet die Stadt noch auf eine Antwort der BImA.&bdquo;Man darf bei allem nicht vergessen, dass es eine Zeit dauert, um sämtliche Gebäude verfügbar zu machen“, sagt Henning Matthes. Strom-, Wasser- und Abwassernetze müssen erneuert oder instand gesetzt, komplette Einrichtungen besorgt oder Leitungen gespült werden. Was Einrichtungsgegenstände angeht, hat die Stadt auch Miele um Hilfe gebeten: &bdquo;Ich habe heute noch ein Gespräch mit Markus Miele über Waschmaschinen“, verrät Norbert Morkes. Stadthalle als Option wird "gerade geprüft" Im Gütersloher Rathaus wird unter Hochdruck an weiteren Lösungen gearbeitet, wie der Bürgermeister (&bdquo;Alle reißen sich den Hintern auf“) versichert. Selbst eine Nutzung der Gütersloher Stadthalle werde laut Morkes diskutiert und &bdquo;gerade geprüft“. Auch bei den vielen privaten Angeboten und Einzelliegenschaften würde sorgsam eruiert werden. Unternehmer kauft Hotel Stadt Gütersloh und stellt es zur Verfügung Zwei besondere Beispiele für schnelle und unbürokratische Hilfe: Nach einem Austausch mit Pflegedirektor Michael Löhr habe im LWL-Klinikum am Wochenende kurzfristig die erste Flüchtlingsunterkunft geschaffen werden können. Das ehemalige Pflegezentrum ist mit 45 Personen bereits voll belegt. Ab Mitte April will die Einrichtung an der Buxelstraße Platz für weitere 45 Schutzsuchende herstellen.Neben Löhr gelte sein Dank auch Modeunternehmer Markus Finke und dem Geschäftsmann Waldemar Schellenberg. Denn, so verriet Morkes beiläufig, &bdquo;Schellenberg“, ein Mann mit russischen Vorfahren, &bdquo;hat von Markus Finke das Hotel Stadt Gütersloh gekauft.“ Und die Immobilie auf dem annähernd 1.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Kökerstraße werden gerade für 150 Flüchtlinge hergerichtet. &bdquo;Ich hoffe, dass wir es in einer Woche hinbekommen.“ "Die nächsten Tage werden haarig und eng" Die Zeit drängt, denn die Lage ist ernst. Täglich kommen neue Menschen in Gütersloh an. Überwiegend handelt es sich dabei um Mütter mit vielen Kindern, allein 110 der insgesamt 265 zu Wochenbeginn in Gütersloh erfassten ukrainischen Flüchtlinge sind minderjährig. Doch aktuell fehlt es an Wohnraum, die Stadt hat kaum noch Aufnahmekapazitäten. Die eigenen städtischen Unterkünfte wie am Kurt-Hasse-Weg (30 Plätze) oder an der Holzheide seien bereits komplett belegt, sagt Henning Matthes hinsichtlich der Unterbringungssituation: &bdquo;Die nächsten Tage werden ganz haarig und eng.“ Im wahrsten Sinne des Wortes: Um alle Flüchtlinge aufnehmen zu können, würden einige der Häuser in der Töpferstraße bereits kurzfristig bezogen. Niemand müsse in der Bahnhofshalle übernachten. &bdquo;Alles, was wir an Wohnraum in städtischen Unterkünften zu Verfügung haben, verdichten wir, bis die Sporthallen als Not-Ünterkünfte zur Verfügung stehen“, sagt Henning Matthes. Sporthallen sollen Anfang kommender Woche für Entlastung sorgen Der Status &bdquo;In Vorbereitung und kurzfristig übergangsweise belegbar“ gilt für die Sporthallen in Spexard und des Carl-Miele-Berufskolleg (jeweils 200 bis 300 Plätze). Sie sollen bereits Anfang nächster Woche bezugsfertig sein. Für wie lange die Hallen als Unterkünfte dienen und ob möglicherweise auch die Friedrichsdorfer Sporthalle ebenfalls genutzt werden müsse, ließe sich angesichts vieler Ungewissheiten genauso wenig prognostizieren wie die Folgen, die die Flüchtlingsunterbringung für die Entwicklung des Mansergh-Quartiers habe. &bdquo;Aber diese Fragen darf man sich in so einer Situation nicht stellen“, wird Norbert Morkes deutlich. Denn: &bdquo;Momentan ist Hilfe angesagt!“

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