Protest gegen Abriss: Können 1.000 Unterschriften Gemeindezentrum retten?

Gütersloh. Bürgerinnen und Bürger des Kirchspiels Isselhorst kämpfen weiter geschlossen und vehement gegen den vom Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde im Dezember verkündeten Abriss des bisherigen Gemeindezentrums an der Steinhagener Straße. Wie mehrfach berichtet sollen Kindertagesstätte, Gemeindehaus und die beiden leerstehenden Pfarrhäuser aus finanziellen Gründen dem Erdboden gleich gemacht und von einem Neubau mit 27 Wohneinheiten und einer Kita ersetzt werden.Die vielköpfige, von Ehrenamtlichen quer durch die Bereiche der Kirchengemeinde sowie von etlichen besorgten Bürgerinnen und Bürgern gebildete Initiative "die demokratische Gemeinde" hat deswegen eine Unterschriftenaktion gegen den Gemeindehausabriss gestartet. Binnen kürzester Zeit kamen 1.038 Signierungen zusammen. Das Protestpaket übergaben Renate Bethlehem (Kirchenchor), Dennis Drewel (CVJM), Martin Köster (Posaunenchor) und Gerda Bollweg (Altenclub) jetzt im Beisein etlicher Unterstützer an Pastor Reinhard Kölsch und Kirchenmeisterin Annette Hase. Große Einigkeit beim "Nein" zum Abriss Bereits am Dienstag vergangener Woche hatte eine Abordnung der &bdquo;demokratischen Gemeinde“ dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises, Frank Schneider, eine Kopie der Unterlagen überreicht. Und Bürgermeister Norbert Morkes erhält am 10. März in gleicher Sache Besuch von den Isselhorstern.Wie einig sich die Mitglieder der insgesamt 3.100 Personen großen Kirchengemeinde in ihrem "Nein" zum Abriss sind, lässt sich schwarz auf weiß ablesen: 96 Prozent der Teilnehmenden der aktiven Jugendarbeit, 94 Prozent des Posaunenchors und 66 Prozent des Kirchenchors sind mit den Plänen nicht einverstanden. Den Tenor der Betroffenen fasst Dennis Drewel zusammen: "Das Gemeindehaus ist der Mittelpunkt der Gemeinde. Es gibt eine sehr hohe Identifikation". Gespräche mit dem Superintendenten machen Hoffnung Siegfried Kornfeld pflichtet der Aussage mit Blick auf von den unterschiedlichsten kirchlichen Gruppen gebildeten randvollen Belegungsplan bei: "Es geht nicht um Steine, sondern um die komplette Dorfgemeinschaft. Wir haben ein gut funktionierendes Zentrum, das jeden Tag belegt ist. Wo sollen die Gruppen sonst hin?" Ohne zentralen Treffpunkt sieht die Initiative ihre Kirchengemeinde vor einer ungewissen Zukunft. Die vom Presbyterium avisierte Ersatzlösung in der dritten Etage über der neuen Kita stößt aufgrund vieler Faktoren auf Skepsis.Hoffnung hat den Kämpfern für den Gemeindehauserhalt das Gespräch mit Superintendent Frank Schneider gemacht. Siegfried Bethlehem: "Die Sprachlosigkeit zwischen beiden Seiten ist beendet. Das ist ja schon mal was. Wir hatten den Eindruck, der Superintendent möchte beim Ringen um den richtigen Weg mithelfen." Nach Vorstellungen der 1.038 Kirchspielbewohner könne dieser nur darin bestehen, die bisherigen Pläne zu stoppen, den Reset-Knopf zu drücken und alle zukünftigen Entscheidungen im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erarbeiten. Unterschriftenaktion führte schon einmal zum Umdenken Wichtig ist den Initiatoren dabei der Faktor der Gemeinsamkeit. Henner Schröder: "Wir wollen in den Dialog gehen. Keinesfalls soll es eine Spaltung der Gemeinde geben. Wir möchten einen Neustart, ein Miteinander - kein Gegeneinander“. Die endgültige Entscheidungshoheit liege, auch das wurde am Freitag deutlich, ganz alleine auf Seiten des Presbyteriums. Schon einmal in der Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde führte übrigens eine Unterschriftenaktion zum Umdenken. 1974 sollte das politisch zu Bielefeld, kirchlich zu Isselhorst gehörende Holtkamp in den Verwaltungsbereich der Bielefelder Kirche eingemeindet werden. Die Isselhorster machten dagegen massiv mobil. Mit Erfolg. Deshalb ist Holtkamp bis heute Teil der Kirchengemeinde Isselhorst. Den weiteren Fortgang will die aus dem Rückrad der Kirchengemeinde gebildete &bdquo;Demokratische Gemeinde Isselhorst“ in Ruhe auf sich zukommen lassen.

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