Gütersloher Makler: "Wer vor Jahren nicht gekauft hat, ärgert sich heute"

Wie machen sich im Kreisgebiet die Immobilienpreise während der Coronakrise? Elmar Kaup: Die Entwicklung der Preise für Wohnimmobilien geht nur nach oben. So kann man sagen, dass sich Corona bislang nicht auf die Immobilienpreise auswirkt. Im vergangenen Jahr sind sie, wie schon in den Vorjahren, im Kreis Gütersloh um rund 10 Prozent gestiegen. Johannes Kaup: Das gilt allgemein auch für Gewerbeimmobilien. Dort unterscheiden wir zwischen Einzelhandels-, Gastronomie- und Büroflächen sowie auch zwischen Gewerbehallen. Bei Verkaufsobjekten sind auch hier die Verkaufspreise im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Trotz Corona. Sind Sie überrascht davon, wie krisenresistent sich die Branche bislang zeigt? Elmar Kaup: Ehrlich gesagt haben wir am Anfang der Pandemie nicht mit dieser Entwicklung gerechnet. Wir wussten nicht, was passiert und haben uns verschiedene Szenarien ausgemalt. Aber, dass die Krise so gar keine Auswirkungen auf den Markt hat, das hätten wir nicht gedacht. Johannes Kaup: Wir waren auch felsenfest davon überzeugt, dass etwas passieren wird. Als vor zwei Jahren im Mai/Juni dann aber nach dem anfänglichen Lockdown alles wieder geöffnet wurde, hat man auf dem Markt schnell einen Aufholeffekt gesehen. Immobilien wurden zügig gekauft und verkauft. Diese Entwicklung hat sich bis heute gehalten. Lesen Sie auch: Hier ist Wohnen in Gütersloh am teuersten - und hier besonders günstig Der Markt in Gütersloh hat die Coronakrise also schon früh hinter sich gelassen. Was sind die Gründe dafür? Elmar Kaup: Der Druck auf dem Immobilienmarkt ist aktuell einfach zu groß. Ist gibt viele Menschen, die derzeit nach einer Wohnimmobilie suchen. Im Angebot befinden sich aber deutlich zu wenig Objekte. So nimmt der Kaufdruck auf das Virus derzeit keine Rücksicht. Johannes Kaup: Ich glaube auch nicht, dass wegen dem Thema Corona noch einmal ein großer Knall in der Branche kommen wird. Dafür sind wir in der Pandemie schon viel zu weit fortgeschritten. Nichtsdestotrotz könnte man sich die Frage stellen, wer sich das alles noch leisten soll? Johannes Kaup: Die Frage ist berechtigt. Wir sehen immer wieder, dass Menschen für ihr Traumhaus finanziell ans Limit gehen. Letztlich aber müssen die Banken in jedem Einzelfall die Möglichkeiten durchrechnen und dann auch ihr Einverständnis geben oder eben verweigern. Elmar Kaup: Aber selbst, wenn spitz gerechnet wird, wird der Kauf solange nicht zur Problematik, wie die Immobilienpreise weiter steigen. Wenn wir aber an einen Punkt gelangen, an dem die Preise fallen, dann haben sowohl die Käufer als auch die Banken ein großes Problem. Nur sehe ich das derzeit nicht kommen. Ich gehe sogar davon aus, dass die Preise weiter steigen werden. Die Kaufpreise sind zuletzt sogar deutlicher gestiegen als die Mieten. Mit Blick auf die Vergangenheit: Ist das nicht ein klarer Indikator für eine Immobilienblase? Johannes Kaup: Klar. Das ist sogar ein großes Zeichen dafür. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren sind die Baupreise extrem gestiegen, damit verbunden dann auch die Verkaufspreise. Die Mieten sind aber nicht gestiegen. In Gütersloh werden in Neubaugebieten, je nach Lage, Größe und Ausstattung, seit zwei Jahren rund zehn Euro pro Quadratmeter gezahlt. Irgendwann aber muss das Niveau bei Verkaufspreisen erreicht sein, das dann keine Steigerung mehr zulässt.Elmar Kaup: Aber wir müssen auch sagen, dass wir noch nie eine so lang anhaltende Niedrigzinsphase hatten. Fakt ist: Die Banken machen das momentan alles mit und die Preise werden bezahlt. Ich tue mich deswegen schwer zu sagen, dass wir uns in einer Blase befinden. Ich gehe eher davon aus, dass wir irgendwann einen Markt haben, der gesättigt ist und dass dann die Preise auch marginal fallen. Einen Crash, 30 bis 40 Prozent, eben wie bei einer platzenden Blase, kann ich mir in nächster Zeit nicht vorstellen. Aber Sie merken, wir sind uns da uneins. Welche Auswirkungen wird Ihrer Meinung nach die geplante Leitzinserhöhung der US-Notenbank FED auf den Immobilienmarkt haben? Johannes Kaup: Wenn das in Europa auch passiert, sodass hier der Anlagefokus weg von der Immobilie geht, hin zu anderen Anlageklassen, dann könnte das eine Rolle spielen. Letztlich kommt es aber auf die Zinssteigerung an. Wenn wir auf einmal auf drei Prozent kommen würden, wäre das ein dramatischer Unterschied zur aktuellen Situation. Das macht bei der Tilgung eines Kredits dann einen riesigen Unterschied aus. Von einer solch enormen Erhöhung ist bislang aber nie die Rede gewesen. Vielleicht sehen wir in Summe einen Prozent. Bei einer hohen Inflation und trotz Erhöhung auch weiterhin niedriger Zinsen ist das dann sicher ein Treiber dafür, um mit seinem Geld weiter in Immobilien zu investieren. Elmar Kaup: Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass wir mit der Zinserhöhung, wie sie aktuell geplant ist, maximal auf ein Niveau kommen, wie es vor zehn Jahren der Fall war. Damals waren wir bei 1,5 bis 2 Prozent. Das heißt, Leute die heute einen Kredit abschließen haben noch immer bessere Konditionen als vor zehn Jahren. Was soll da passieren? Ich denke, dass trotz Erhöhung gekauft wird. Einfach weil die Nachfrage da ist. Was müsste denn passieren, damit sich der Kaufdruck ändert? Johannes Kaup: Ganz einfach: Neue Wohnungen müssen geschaffen werden. Bei der Entwicklung neuer Baugebiete sollte der Fokus zum Beispiel weniger auf das Gewerbe gelegt werden, stattdessen auf den Wohnraum. Die Umwandlung von Büroflächen in Wohnraum macht auch Sinn, solange es für den Vermieter wirtschaftlich ist. Letztlich sind die Büroflächen auch der Bereich der Gewerbeimmobilien, der während Corona am meisten gelitten hat. Homeoffice ist jetzt angesagt. In Gütersloh haben schon ein paar Vermieter ihre Büroflächen in Wohnraum umgewandelt, nachdem wir eine Wirtschaftlichkeitsbewertung gemacht haben. Lesen Sie auch: Wohnungen in Gütersloh gefragter als in München - hunderte Bewerber für eine Immobilie Inwieweit verändert das Thema Homeoffice den Markt noch? Elmar Kaup: Im Prinzip suchen derzeit alle eine etwas größere Immobilie, in der ein Arbeitsplatz eingerichtet werden kann. Das gilt für die Vermietung wie für den Kauf. Steigert ein Homeoffice mittlerweile also schon den Wert einer Immobilie? Johannes Kaup: Von einer unmittelbaren Wertsteigerung würde ich jetzt noch nicht sprechen. Aber zumindest ist die Nachfrage nach mehr Zimmern deutlich gegeben. Ich denke auch, dass es bei Neubauten in Zukunft die Tendenz zu Drei- bis Vierzimmerwohnungen geben wird. Da wird dann eben auch ein kleiner Büroraum dabei sein. Kurz noch eine Einschätzung: Bis wohin werden die Immobilienpreise noch steigen und bis zu welchem Preis gehen die Leute noch mit? Elmar Kaup: Dieses Jahr wird die Entwicklung auf jeden Fall noch so weitergehen und die Preise werden weiter steigen. Auch im kommenden Jahr noch. Natürlich müssen wir schauen, wie weit die Zinsen angehoben werden. Weil irgendwann kommt dann der Punkt, an dem die Preise nicht mehr steigen. Aber wo der ist, das weiß ich nicht. Das hängt von der Zinspolitik ab. Das hängt von der wirtschaftlichen Situation ab. Letztlich aber gehen die Leute zur Bank und fragen, ob sie sich das Haus leisten können. Solange die Banken ihr Einverständnis geben, kaufen sie auch. Die Menschen gehen so lange mit, wie die Banken es zulassen. Und was raten Sie Menschen, die aktuell über einen Hauskauf nachdenken? Johannes Kaup: Kaufen. Wenn es passt, dann kaufen. Wenn das Haus gefällt und man kann es bezahlen, dann sollte man zugreifen.Elmar Kaup: Wer vor Jahren nicht gekauft hat und stattdessen auf fallende Preise hoffte, ärgert sich heute. Jetzt zahlen sie, sagen wir fünf Jahre später, für das gleiche Haus deutlich mehr Geld. Auf dem Konto kann man mit seinem Geld derzeit auch nichts anfangen. Inflation und Negativzinsen lassen es sogar weniger werden. Bei einer Immobilie ist das anders.

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